Redaktion
Ausbildungsabbrüche vermeiden
Dossier
Nach wie vor werden in Deutschland zu viele Ausbildungsverträge gelöst oder Ausbildungen gleich ganz abgebrochen - nicht selten mit weitreichenden Folgen für die Beteiligten. Das Dossier bietet Informationen zur Datenlage, erläutert die Gründe für Vertragslösungen und stellt Praxismodelle, Konfliktlösungswege und Förderprogramme vor, die zu deren Vermeidung beitragen sollen.
Vorzeitige Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung
Basisartikel von Alexandra Uhly und Frank Neises
Aktuelle Ergebnisse der Berufsbildungsstatistik zeigen für das Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg der Vertragslösungsquote im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Basisartikel bietet einen kurzen Überblick über die aktuellen statistischen Befunde und Analysen. Außerdem enthält er grundlegende Informationen zu Angeboten und Maßnahmen und Praxisbeispielen, die zur Vermeidung oder Reduktion von vorzeitigen Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung beitragen können.
Auszubildende an Bord holen
Gastbeitrag von Stefanie Zutavern, Melanie Enders, Andreas Rausch und Jürgen Seifried
Der Übergang vom "Schonraum Schule" in die Arbeitswelt ist für junge Menschen oft problematisch. Ein gezieltes und systematisches "Onboarding" zur Einführung in den Betrieb kann dazu beitragen, eine frühzeitige Vertragslösung zu vermeiden. Durch ein Bündel von Einzelmaßnahmen soll es den Berufseinstieg unterstützen und den Übergangsprozess für beide Seiten zum Erfolg führen.
Vertragslösungen - Ursachen und Folgen
Gastbeitrag von Jens Christian Soemers
Die bewusste Gestaltung vertrauensvoller Lehrer-Schüler-Beziehungen ist ein adäquates Mittel zur Verringerung der Anzahl vorzeitiger Vertragslösungen von Auszubildenden. Jens Christian Soemers erläutert in seinem Gastbeitrag, welchen Beitrag Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer leisten können, um vorzeitigen Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüchen zu begegnen.
Videointerview mit Sandra Warden, DEHOGA
Ausbildungsberufe aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe haben eine besonders hohe Vertragslösungsquote. Zu den Ursachen und Folgen dieses Phänomens hat die Fachstelle überaus Sandra Warden, Geschäftsführerin des DEHOGA-Bundesverbandes, befragt. Dabei erläutert sie auch, was der Verband unternimmt, um die Qualität der Ausbildung in dieser Branche zu verbessern.
Einblicke in die Praxis
Jugendliche im Fokus des Programms. Bild: Maurice Hüsni/displayced.de
Türen öffnen zum Übergang in Ausbildung
Viele Jugendliche haben Probleme beim Übergang von der Schule in die Ausbildung. Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüche können schlimmstenfalls die Folge sein. Im Land Brandenburg wurde deshalb das Programm "Türöffner: Zukunft Beruf" implementiert, das junge Menschen während und vor einer Ausbildung unterstützt. Darin lotsen Lokale Koordinierungsstellen an den Oberstufenzentren Schülerinnen und Schüler zu passenden Unterstützungsangeboten.
- QuABB, Hessen
Das hessische Projekt "Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb" (QuABB) sieht eine frühzeitige Intervention in kritischen Ausbildungssituationen vor und arbeitet gleichzeitig mit präventiven Maßnahmen daran, dass eine Krise erst gar nicht entsteht. - Carpo, Baden-Württemberg
Fast ein Viertel der Betriebe bildet nicht aus, weil sie das zu hohe Abbruchrisiko scheuen. Vor allem viele Altbewerberinnen und -bewerber bleiben deshalb ohne Ausbildung. Das Projekt carpo schafft für diese Gruppe neue Zugänge in Betriebe und flankiert die Ausbildung mit umfassenden Dienstleistungen für Auszubildende und für Betriebe. - PrimAQ, Hannover
Die Handwerkskammer Hannover setzt mit ihrem Projekt primAQ - prima Ausbildungsqualität - bei den Betrieben an und fragt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Betriebe gern und gut ausbilden. Der Praxisbericht beschreibt, wann und warum das Qualitätssiegel an Handwerksbetriebe vergeben wird. - Hamburger Mediationsservice Ausbildung
Beim „Hamburger Mediationsservice Ausbildung“ melden sich Auszubildende, die akut ein Problem im Ausbildungsbetrieb haben, aber auch die Ausbilderinnen und Ausbilder, die ein Problem mit dem Azubi sehen. Die Mediatoren nehmen sich der Fälle in Klärungsgesprächen an, beraten die Hilfesuchenden und vermitteln in den Konflikten.
- Baden-Württemberg: Erfolgreich ausgebildet
Das Projekt hat zum Ziel, Auszubildende in gefährdeten Ausbildungsverhältnissen zu unterstützen und die Ausbildungsqualität in den Betrieben zu sichern. Damit sollen prekäre Ausbildungsverhältnisse stabilisiert und die Zahl der Ausbildungsabbrüche verringert werden. Hier finden Sie Informationen sowie den Abschlussbericht der Evaluation des Vorgängerprojekts "Abbruch vermeiden - Ausbildung begleiten". - Bremer Landesprogramm "Ausbildung - Bleib dran!"
Wesentliche Bestandteile des Ansatzes von Ausbildung - "Bleib dran!" sind das frühzeitige Erkennen und Bearbeiten von Problemlagen, die den erfolgreichen Verlauf der Berufsausbildung gefährden könnten. Vor diesem Hintergrund wurde ein differenziertes Konzept mit Maßnahmen der Prävention und Intervention auf verschiedenen Ebenen etabliert, die sich auf Ausbildungsberufe konzentrieren, in denen der Anteil der Abbrecher_innen besonders hoch ist. - PraeLab (Prävention von Lehrabbrüchen)
Das Projekt PraeLab der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit verfolgt das Ziel, Bildungsbrüche durch die Etablierung eines "Frühwarnsystems" zu reduzieren, indem es Personen in der Bildungs- und Berufsberatung ermöglicht, Jugendliche mit Ausbildungsabbruchrisiko schneller zu identifizieren und wirksame Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen anzubieten.
Materialien zur Konfliktbewältigung
"So nicht!" - Umgang mit Konflikten in der Ausbildung
Die im Projekt "Ziellauf" entstandenen Filmsequenzen sollen als praxisnahe Beispiele die Aufmerksamkeit für die Entstehung von Konflikten im Ausbildungsalltag schärfen und Ansatzpunkte für die Suche nach konstruktiven Lösungen bieten. Ausbildende, Personalverantwortliche, Auszubildende, Lehrer und Dozenten erhalten Anregungen und Tipps, Konflikten vorzubeugen oder diese förderlich zu bearbeiten.
- BWP: Onboarding von Auszubildenden
Ausbildende Unternehmen können die Eingangsphase einer Ausbildung durch sogenannte Onboarding-Maßnahmen unterstützen, die den Ausbildungsbeginn erleichtern. Im Beitrag werden Ergebnisse aus Interviews mit Auszubildenden und Ausbildungsverantwortlichen in fünf Unternehmen zu den erlebten Herausforderungen, den angebotenen Onboarding-Maßnahmen und deren Beurteilung vorgestellt. - BMBF: Rechte und Pflichten während der Berufsausbildung (PDF)
In dieser Broschüre (Stand: August 2020) werden die rechtlichen Rahmenbedingungen einer dualen Ausbildung für den ausbildenden Betrieb sowie für den auszubildenden Jugendlichen anschaulich erläutert. Zudem soll sie Orientierungshilfe sein - für den lebens- und Bildungsweg sowie für einen erfolgreichen Verlauf der Ausbildung. - Starter-Kit: "Gute Ausbildung - von Anfang an..." (PDF)
Die im Projekt AusbildungsMEISTER im Modellversuchs-Förderschwerpunkt "Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung" des BIBB entwickelte und bereits in KMU erprobte Arbeitsunterlage unterstützt Handwerksbetriebe bei der Strukturierung des Ausbildungsbeginns.
- Faktor A: Tipps für Bewerbungsgespräch und die ersten 100 Tage
Die Gründe für Ausbildungsabbrüche sind vielfältig, einige davon aber häufig wiederkehrend. Hier können Betriebe durch eine offene Kommunikationskultur oder ein gutes Onboarding vorbeugen. Viele Weichen für einen gelingenden Ausbildungsbeginn werden während der Probezeit gestellt, manche sogar davor.
Branchenübergreifendes
- BIBB: Qualitätssicherung der betrieblichen Ausbildung im dualen System in Deutschland
Die Broschüre bietet einen Überblick über die zentralen Mechanismen der Qualitätssicherung für den betrieblichen Teil der Erstausbildung im dualen System in Deutschland. Sie informiert über die wichtigsten Regelungen, Verfahren und Akteure, die die Ausbildungsqualität am Lernort Betrieb sichern und weiterentwickeln. - BIBB: Leitfaden - Qualität der betrieblichen Berufsausbildung
Dieser Leitfaden soll dabei unterstützen, Qualitätsansätze der Ausbildung im Betrieb einzuführen, (weiter) zu entwickeln und zu begleiten. Er richtet sich in erster Linie an Ausbildungsverantwortliche in Betrieben und an Auszubildende. Qualitätsverbesserung soll als gemeinsame Aufgabe wahrgenommen werden. Dabei werden Beispiele gezeigt, wie das in der Praxis aussehen kann. Der Leitfaden kann kostenfrei bestellt oder heruntergeladen werden. - involas: Handlungshilfen für akute Krisen
Im Rahmen der Praxis von QuABB-Ausbildungsbegleitungen sind zwei Handlungshilfen entstanden: Zum Führen und Motivieren in der betrieblichen Ausbildung und ein Spicker für den betrieblichen Alltag. Die in einer Vielzahl von Beratungen mit Auszubildenden, Eltern und Ausbildungsbetrieben gewonnenen Erfahrungen wurden im Dialog mit Ausbildungsberatern der Kammern zu einem anschaulichen Leitfaden und einer Kurzfassung mit praktischen Hinweisen und Impulsen aufbereitet. - QuABB: Ausbildungsabbrüche vermeiden - Methoden in der Beratung (PDF)
In dieser Handlungshilfe geht es um die Stärkung der Methodenkompetenz von Ausbildungsbegleiterinnen und Ausbildungsbegleitern. In ihr sind 19 Methoden zusammengestellt, die sich für die Beratung und Begleitung junger Menschen in der beruflichen Ausbildung besonders eignen. Ziel ist es, Ausbildungsabbrüche im dualen System zu verhindern. Die Methoden sollen sich aber auch in weitere Kontexte im Übergang Schule - Beruf übertragen lassen.
Branchenspezifisches
- Kein Stress mit dem Stress - Im Gastgewerbe (PDF)
Das eine Rezept gegen Stress gibt es nicht – aber viele kleine Maßnahmen, mit denen Unternehmerinnen und Unternehmer viel bewirken können. Das Projekt psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyGA) unterstützt dabei mit einer Handlungshilfe für das Gastgewerbe. - Kein Stress mit dem Stress - Für Handwerksbetriebe (PDF)
Für Handwerksbetriebe gewinnt das Thema psychische Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Eine psyGA-Handlungshilfe zeigt neun gute Praxisbeispiele, wie man mit wenig Aufwand viel erreicht: zum Beispiel mit klar strukturierten Arbeitsabläufen oder mit einer übersichtlichen Organisation von Werkzeug und Material. - Gute Ausbildungsqualität im GaLa-Bau
Grundlage des Ausbildungsversprechens aller teilnehmenden Betriebe an der "Initiative für Ausbildung" ist der ernsthafte Entschluss, ein TOP-Ausbildungsbetrieb sein zu wollen. Und damit dieser Anspruch auch überprüft werden kann, gibt es 12 Kriterien, auf deren Einhaltung sich alle Azubis verlassen können.
- Arbeitsagentur: Assistierte Ausbildung
In einer ausbildungsvorbereitenden und ausbildungsbegleitenden Phase wird eine individuelle, kontinuierliche Begleitung für junge Menschen angeboten wie auch Betriebe bei administrativen und organisatorischen Aufgaben unterstützt. Das Angebot wird von Bildungsträgern im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit flächendeckend erbracht.
- Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen
VerA steht für "Verhinderung von Abbrüchen und Stärkung Jugendlicher in der Berufsausbildung durch SES-Ausbildungsbegleiter" und ist ein Angebot an alle, die in der Ausbildung auf Schwierigkeiten stoßen oder daran denken, ihre Lehre abzubrechen. VerA stellt diesen Jugendlichen ehrenamtliche Senior Expertinnen und Experten für eine regelmäßige 1:1-Begleitung zur Seite: Vertrauenspersonen, die Stärke und Orientierung vermitteln und damit Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Die Initiative VerA wird vom BMBF im Rahmen der Initiative Bildungsketten gefördert.