07.03.2013

Mit QuABB Ausbildungsabbrüche verhindern

Ein Praxisbericht aus Hessen

von Elsa Schumacher

Ausbildungsabbrüche sind für Betriebe wie für Auszubildende mehr als unerfreulich. Während für die Jugendlichen der Übergang in eine qualifizierte Berufstätigkeit auf dem Spiel steht, verursacht der Abbruch für einen Betrieb Kosten und vergeblichen Arbeitsaufwand, der nicht selten dazu führt, dass man dort nicht mehr ausbilden möchte. Ausbildungsabbrüche zu verhindern - das hat sich das hessische Landesprogramm "Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule" (QuABB) zum Ziel gesetzt.

Beratung und Begleitung

Das Programm sieht eine frühzeitige Intervention in kritischen Ausbildungssituationen vor und arbeitet gleichzeitig mit präventiven Maßnahmen daran, dass eine Krise erst gar nicht entsteht. Die Ausbildungsbegleitungen haben ihre Büros in der Regel direkt in der Berufsschule, um einen niedrigschwelligen Zugang zur Beratung sicherzustellen. Sie stehen den Auszubildenden als neutrale, weder dem Betrieb noch der Schule angehörige Ansprechpartnerinnen -und Ansprechpartner zur Verfügung, wenn es in ihrer Ausbildung zu Schwierigkeiten kommt. Die Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter von QuABB arbeiten nach klaren Qualitätsstandards. Im Mittelpunkt steht dabei der/die Auszubildende als Experte/Expertin für sich und die eigene Lebenswelt. In der Beratung geht es darum, das zugrunde liegende Problem zu identifizieren und die Ratsuchenden dabei zu begleiten, eine ihnen aussichtsreich erscheinende Lösung zu finden. Die Beraterinnen und Berater unterstützen die Ratsuchenden, Krisen zu bewältigen und eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen.

Ziel der Begleitung ist, dass die Ratsuchenden lernen, eigenständig Lösungswege zu entwickeln. Die Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter bringen ihre Kenntnis der regionalen Unterstützungsangebote ein und machen Vorschläge, die gezielt in der spezifischen Situation greifen können. Wie lange eine Ausbildungsbegleitung dauert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manchmal hilft ein klärendes Beratungsgespräch, manchmal begleiten die Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter Ratsuchende über einen längeren Zeitraum. Das Beratungsangebot steht Auszubildende aller dualen Berufe sowie ausbildenden Betrieben und Lehrkräften der Berufsschulen gleichermaßen zur Verfügung.

Zusammenarbeit vieler Akteure auf unterschiedlichen Ebenen

Beratung und Begleitung der Auszubildenden bilden einen zentralen, aber nicht den einzigen Baustein des QuABB-Programms. Drohende Ausbildungsabbrüche werden hier als vielschichtiges Problem betrachtet, an dem viele Akteure auf unterschiedlichen Ebenen beteiligt sind und somit auch etwas ändern können.

Das Programm startete 2009 mit vier Modellregionen und wurde 2015 auf ganz Hessen ausgeweitet. Die hessische Landesregierung beabsichtigt mit dem Programm QuABB, die Quote der faktischen Ausbildungsabbrüche in Hessen zu senken. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur langfristigen Fachkräftesicherung. QuABB wird gefördert aus Mitteln der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds und des Landes Hessen und ist Bestandteil des „Bündnis für Ausbildung Hessen“.

Die hessenweit verankerte Ausbildungsbegleitung an den QuABB-Standorten wird von der Koordinierungsstelle beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik begleitet und unterstützt. Das dort entwickelte Rahmenkonzept wird an 26 hessischen Standorten von regionalen Trägern umgesetzt. Kernelemente des Konzepts sind neben Interventionsstrategien die Zusammenarbeit mit den Akteuren der beruflichen Bildung und lokalen Unterstützungsangeboten sowie die Prävention.

"Wir versuchen auf allen Ebenen die Beteiligten so fit zu machen, dass sie merken, wenn etwas nicht stimmt."

 

Die Beratungskräfte arbeiten mit den Betrieben zusammen und aktivieren, wenn nötig, weitere unterstützende Stellen. Sie bieten eine erste Anlaufstelle bei Problemen in der Ausbildung und fungieren dadurch als Scharnier im Unterstützungsnetzwerk der jeweiligen Region. Die Netzwerkarbeit ist eine der drei Hauptaufgaben der Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter und wird von der Koordinierungsstelle des Programms durch hessenweite Kooperationsvereinbarungen und Austauschveranstaltungen unterstützt.

Intervention und Prävention als  Aufgaben

Darüber hinaus wird im Programm QuABB intensiv über verbesserte Prävention nachgedacht. "Wir versuchen auf allen Ebenen, die Beteiligten so fit zu machen, dass sie merken, wenn etwas nicht stimmt. Meistens hat ein Abbruch nämlich einen langen Vorlauf. Außerdem gehen wir davon aus, dass es nicht nur einen einzigen Grund für den Ausbildungsabbruch gibt, sondern dass mehrere Gründe zusammenkommen", erläutert Dr. Sabine Beck von INBAS. So entwickelte eine QuABB-Arbeitsgruppe einen "Werkzeugkoffer Frühwarnsystem", der dabei helfen soll, Konflikt- und Problemsituationen frühzeitig zu erkennen und nicht so weit eskalieren zu lassen, dass nur noch ein Abbruch als Lösungsweg geeignet erscheint.

An einem effektiven Frühwarnsystem für die Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen sind alle Akteure der dualen Ausbildung beteiligt. Die Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter von QuABB können Betriebe bei der Prävention von Ausbildungsabbrüchen beraten oder beispielsweise bei der Antragstellung für das hessische Landesprogramm „gut ausbilden“ unterstützen. Ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Berufsschullehrkräften stellt sicher, dass Auszubildende frühzeitig an das Beratungsangebot von QuABB erinnert werden.

Dass durch die Kombination von professioneller Beratung und Begleitung, frühzeitiger Prävention und kooperativen Ansätzen ein Ausbildungsabbruch verhindert werden kann, belegen die Zahlen zur Beratungsarbeit von QuABB: Seit das Programm 2015 auf ganz Hessen ausgeweitet wurde, haben die Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter über 12.000 Ratsuchende begleitet. 84 % der Auszubildenden, die die Unterstützung von QuABB in Anspruch genommen haben, setzen ihre Ausbildung nach Ende der Ausbildungsbegleitung fort oder haben sie zum Zeitpunkt der Nacherhebung bereits beendet. Damit liegt die Erfolgsquote von QuABB konstant über dem anvisierten Ziel von 70 % stabilisierter Ausbildungsverhältnisse.

Weitere Informationen

  • www.quabb-hessen.de
    Die hessenweite Ausbildungsbegleitung wird von der Koordinierungsstelle beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik begleitet und unterstützt.

Zuletzt aktualisiert am 23.03.2021nach oben