15.01.2025 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung | DKJS

Übergangssektor oft unnötig

Bundesweite Befragung von DKJS und Bertelsmann Stiftung unter Fachkräften

Etwa 250.000 Jugendliche beginnen jedes Jahr staatlich geförderte Maßnahmen mit Praktika in Betrieben oder Qualifizierungskursen, weil sie nach der Schule keinen Ausbildungsplatz finden. Dabei wäre ein großer Teil von ihnen in der Lage, direkt eine Ausbildung aufzunehmen. Diese Einschätzung geht aus einer bundesweiten Befragung unter Fachkräften hervor, die junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleiten. Aus ihrer Sicht bräuchte es mehr individuelle Unterstützung für die Jugendlichen beim Start ins Berufsleben.

Titelseite der Studie

An der Befragung, die von der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) beauftragt worden war, haben sich bundesweit 1.540 Fachkräfte beteiligt. Dabei handelt es sich etwa um Mitarbeitende in Jobcentern, Berufsschulen, Bildungsträgern oder Einrichtungen der Jugendhilfe. Nach ihrer Auffassung könnte mehr als ein Viertel der Jugendlichen im Übergangssektor sofort eine Ausbildung beginnen, wenn es einen passenden Ausbildungsplatz für sie gäbe (26,3 Prozent). Mehr als einem Drittel der jungen Menschen trauen die Fachleute dies ebenfalls zu, sofern sie dabei professionell begleitet werden (36,4 Prozent). Ein ähnlich großer Anteil wäre nach Ansicht der Befragten trotz Begleitung derzeit nicht in der Lage, eine Ausbildung aufzunehmen (37,3 Prozent).

Im Übergangssektor sollen Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Ausbildungsplatz berufliche Grundkenntnisse erlangen. Bei den staatlich geförderten Maßnahmen handelt es sich zum Beispiel um Kurse zum Erwerb berufsbezogener Fähigkeiten mit Praktika in Betrieben oder das Nachholen von Schulabschlüssen. Durch diese Maßnahmen sollen die Jugendlichen idealerweise binnen eines Jahres eine Ausbildung antreten können. Tatsächlich jedoch gelingt nur etwa zwei Drittel von ihnen innerhalb von drei Jahren der Übergang in eine Ausbildung. Viele junge Menschen bleiben auch langfristig ohne Ausbildungsabschluss: Die Quote der Ungelernten zwischen 20 und 34 Jahren ist mittlerweile auf knapp 20 Prozent gestiegen, was fast drei Millionen Menschen entspricht.

Fachkräfte wünschen sich mehr Kapazitäten

Zwar geben fast 80 Prozent der befragten Fachkräfte an, dass ihre Tätigkeit im Übergangssektor in den vergangenen fünf Jahren insgesamt schwieriger geworden sei – doch sie sehen auch positive Entwicklungen: Knapp 60 Prozent sind der Ansicht, dass sich die Angebotssituation am Ausbildungsmarkt verbessert hat, und für mehr als drei Viertel sind die Qualifikationsanforderungen der Betriebe einfacher geworden (35 Prozent) oder gleichgeblieben (42 Prozent). Gefragt nach gewünschten Veränderungen für ihre Arbeit, hätten die meisten Fachkräfte gerne mehr Kapazitäten für die direkte Arbeit mit Jugendlichen (83 Prozent).

Neben individueller Förderung für die jungen Menschen wäre es aus Sicht der Fachkräfte wichtig, die Übergänge in den Ausbildungsmarkt flexibler zu gestalten. Knapp drei Viertel von ihnen sind der Meinung, dass verstärkt Teilqualifikationen angeboten werden sollten, bei denen berufliche Kenntnisse schrittweise erworben werden. Rund 60 Prozent sprechen sich zudem für die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung aus.

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