11.04.2025 | Redaktion | IAB
Abschluss schützt vor Arbeitslosigkeit
Studie des IAB zu Beschäftigungschancen von Jugendlichen ohne Berufsabschluss
Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Deutschland viele Jahre lang gesunken. Seit 2022 stieg sie jedoch wieder deutlich an. Während die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen mit abgeschlossener Berufsausbildung auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre blieb, hat sie bei Jugendlichen ohne Abschluss kräftig zugelegt. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Anstieg betrifft vor allem Ostdeutschland, seit der Corona-Krise ist er aber auch im Westen zu beobachten. Bundesweit hatten im Jahr 2024 knapp 80 Prozent der Jugendlichen keinen Berufsabschluss.
Dezember 2024: Jugendarbeitslosigkeit in West- und Ostdeutschland, absolut und Quote Grafik: IAB
In Westdeutschland waren im Dezember 2024 193.600 Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren arbeitslos gemeldet. Die Jugendarbeitslosenquote lag 2024 bei 4,8 Prozent. 76 Prozent dieser Jugendlichen hatten keine abgeschlossene Berufsausbildung. In Ostdeutschland gab es zuletzt 59.300 arbeitslose Jugendliche – das entspricht einer Jugendarbeitslosenquote von 7,6 Prozent. Unter ihnen hatten 80 Prozent keinen beruflichen Abschluss.
Gegenüber 2010 fiel die Jugendarbeitslosenquote in Ostdeutschland bis 2024 zwar um 1,7 Prozentpunkte, damals hatte allerdings noch jede(r) zweite arbeitslose Jugendliche einen Berufsabschluss. Im Westen blieb die Jugendarbeitslosenquote über die vergangenen Jahre insgesamt stabil. Zwischen 2010 und 2024 stieg sie um 0,2 Prozentpunkte auf nun 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote von Jugendlichen ohne beruflichen Abschluss stieg seit der Corona-Krise von 2,6 auf 3,6 Prozent. 2010 hatten hier noch 58 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen keinen Berufsabschluss. "Im internationalen Vergleich fällt die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland zwar relativ niedrig aus. Jugendliche ohne beruflichen Abschluss haben es aber schwer, Arbeit zu finden", sagt der Autor der Studie, IAB-Forscher Holger Seibert.
Regional große Unterschiede
Zentral für die Höhe der Jugendarbeitslosigkeit ist unter anderem die Lage am regionalen Ausbildungsmarkt, denn wer einer Ausbildung nachgeht, ist währenddessen nicht arbeitslos und hat anschließend mit einem Abschluss bessere Beschäftigungschancen. Hier zeigen sich regional große Unterschiede: Das betriebliche Ausbildungsplatzangebot ist bezogen auf die Schulabgängerinnen und -abgänger in Ostdeutschland seit Beginn der 2010er Jahre deutlich zurückgegangen: Gab es 2012 noch 80 Lehrstellen auf 100 Schulabgängerinnen und -abgänger, waren es 2023 noch 63. In Westdeutschland besteht seit 2014 hingegen ein umgekehrter Trend: Das Verhältnis ist von 61 zu 100 auf 75 zu 100 im Jahr 2023 angestiegen.
Deutschlandweit gibt es große Unterschiede in den Agenturbezirken. Neben Ostdeutschland ist das relative Lehrstellenangebot beispielsweise auch im Ruhrgebiet oder in Südhessen weniger gut. Auffällig ist auch, dass in Regionen, in denen mehr Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen, die Jugendarbeitslosigkeit höher ausfällt. "Die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit muss bereits Aufgabe des allgemeinbildenden Schulsystems sein und nicht allein die der Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteure", so Seibert.
Weitere Informationen
- IAB: Kurzbericht 5/2025 (PDF)
Die Studie beruht auf Zahlen der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesinstituts für Berufsbildung sowie der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.