12.08.2024 | Redaktion | BAMF

Die Auswirkungen der Duldung

Eine Analyse des BAMF untersucht die Lebenssituation geduldeter Menschen

Geflüchtete Menschen, die nach einem ablehnenden Asylbescheid als Geduldete in Deutschland leben, haben große Sorgen, nicht bleiben zu können, und ein geringeres Gefühl, willkommen zu sein. Sie schätzen ihre Gesundheit schlechter ein und haben eine deutlich niedrigere allgemeine Lebenszufriedenheit. Da zeigt eine Auswertung von Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, die das Bundesamt für Migration und Geflüchtete vorgenommen hat (BAMF). Die Analyse untersucht die Lebenssituation und die Lebenszufriedenheit von Menschen mit Duldung.

Bild: Frank Gärtner/Adobe Stock

Eine Duldung erteilen die Ausländerbehörden, wenn eine Ausreisepflicht besteht, deren Vollzug aber aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen temporär ausgesetzt wird. Zu den Gründen dafür zählen etwa eine fehlende Reisefähigkeit aus gesundheitlichen Gründen oder fehlende Reise- und Ausweisdokumente. Eine Abschiebung wird ebenfalls ausgesetzt, wenn ein minderjähriges Kind mit Aufenthaltserlaubnis in der Familie lebt. Eine Duldung ist zeitlich befristet, kann aber unbegrenzt häufig verlängert werden.

Wie die Analyse des Bundesamtes zeigt, ist die Lebenssituation von Geduldeten und Bleibeberechtigten in vielen Aspekten ähnlich, sowohl was die Erwerbsstruktur betrifft  als auch den Stand der Deutschkenntnisse. Erst nach mehreren Jahren in Deutschland zeichnen sich für Bleibeberechtigte bessere Deutschkenntnisse ab. Geduldete nehmen in den ersten Jahren des Aufenthaltes etwas seltener an Sprach- und Integrationskursen teil. Starke Unterschiede gibt es jedoch bei der Wohnsituation: Geduldete leben doppelt so häufig in Gemeinschaftsunterkünften. Während die Lebenszufriedenheit bei Bleibeberechtigten mit zunehmender Aufenthaltsdauer steigt, sinkt sie für Geduldete mit jedem zusätzlichen Jahr in Deutschland.

Wirkungen des Chancen-Aufenthaltsrechtes

Die Ergebnisse der Analyse können aufgrund des methodischen Vorgehens zumindest indirekt Hinweise auf mögliche Wirkungen des Ende Jahres 2022 eingeführten Chancen-Aufenthaltsrechtes geben, auch wenn die verwendeten Daten vor Inkrafttreten erhoben wurden. Mehr Sprachgelegenheiten können den Spracherwerb begünstigen, wenn Geduldete im Zuge dieser Regelung Gemeinschaftsunterkünfte verlassen und eigene Wohnungen beziehen können. Zugleich kann eine aufenthaltsrechtliche Bleibeperspektive das subjektive Wohlbefinden der Berechtigten deutlich fördern und negativen Folgeentwicklungen wie psychischen Erkrankungen entgegenwirken.

Weitere Informationen

  • BAMF: Kurzanalyse 3 | 2024 (PDF)
    Etwa 242.000 Menschen in Deutschland haben kein Bleiberecht und sind ausreisepflichtig. Gut 119.000 Personen besitzen eine Duldung infolge eines ablehnenden Asylbescheides.