14.12.2020 | Redaktion

Zukunftsängste bei Jugendlichen

Erste Ergebnisse der bundesweiten Studie „JuCo 2“ zum Jugendalltag 2020

Junge Menschen, die sich in Übergängen befinden und wichtige Entscheidungen treffen müssen – etwa am Ende der Schulzeit – sind durch die Corona-Pandemie stark verunsichert, was die Planung ihrer Zukunft angeht. Fast die Hälfte der Jugendlichen gab bei einer Befragung der Universitäten Hildesheim und Frankfurt an, Angst vor der Zukunft zu haben. Viele von ihnen erleben eine große psychische Belastung: Sie fühlen sich mit ihren Sorgen nicht gehört und mit ihren Rechten und Interessen in politischen Prozessen nicht berücksichtigt.

Über 7.000 Jugendliche und junge Erwachsene haben an der Befragung im Rahmen der bundesweiten Studie "JuCo 2" teilgenommen. Über 45 Prozent der Befragten stimmen der Aussage eher oder voll zu, Angst vor der Zukunft zu haben, weitere 23 Prozent haben zum Teil Zukunftsängste. Wie die Studie zeigt, sind besonders jene jungen Menschen von Ängsten betroffen, die wenig Ressourcen zur Verfügung haben, bereits vor der Pandemie eingeschränkt oder benachteiligt waren sowie diejenigen, die an einem institutionellen Übergang stehen. "Einsamkeit, finanzielle Sorgen und andere Nöte stellen für viele eine große Belastung dar", sagt die Mitautorin Dr. Tanja Rusack, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim.

Die Ängste, wie das eigene Leben angesichts der Pandemie weitergeht und welche Entwicklung Gesellschaft und Wirtschaft nehmen, führen aber keineswegs dazu, dass die Befragten die Maßnahmen zum Infektionsschutz mehrheitlich ablehnen und nicht bereit sind, sich daran zu halten. Vielmehr halten nur 12 Prozent der Befragten die Hygienemaßnahmen für gar nicht oder eher nicht sinnvoll, während etwa 61 Prozent (voll) zustimmen. 26 Prozent haben keine eindeutige Meinung zu den Maßnahmen und antworten mit "teils/teils".

"Einsamkeit, finanzielle Sorgen und andere Nöte stellen für viele eine große Belastung dar." - Dr. Tanja Rusack, Universität Hildesheim

 

Bereits die erste "JuCo"-Studie im Frühjahr hatte gezeigt, dass ein großer Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Gefühl hat, nicht gehört und mit ihren Rechten und Interessen berücksichtigt zu werden. Dieser Befund hat sich in JuCo 2 noch verstärkt: Knapp 60 Prozent der Befragten sagen nun, die Situation junger Menschen sei der Politik offenbar nicht wichtig und fast 65 Prozent haben eher nicht oder gar nicht den Eindruck, dass die Sorgen junger Menschen in der Politik gehört werden.

Aus Sicht der Autorinnen und Autoren müssen Möglichkeiten einer breiten Jugendbeteiligung deshalb auf den unterschiedlichen Ebenen gestärkt werden. Junge Menschen müssten in Gremien und im politischen Alltag viel stärker involviert werden und ihre Mitbestimmung auch in der Ausgestaltung der Corona-Maßnahmen in Betrieben, Schulen und Universitäten sei proaktiv zu fördern – schließlich sei das Leben junger Menschen maßgeblich davon berührt: "Es kann nicht sein, dass Jugendliche 2020 darauf warten müssen, einen sozialwissenschaftlichen Fragebogen zu erhalten, um ihre Erfahrungen und Meinungen mitzuteilen."

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