15.10.2024 | Redaktion | BAG W

Wohnungsnot junger Menschen

Statistikbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe

Wohnungsnot ist auch bei jungen Menschen ein wachsendes Problem. Wie der aktuelle Statistikbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) zeigt, sind rund 16 Prozent der Klientinnen, die sich in Wohnungsnotfällen an Einrichtungen und Dienste freier Träger wenden, unter 25 Jahre alt. Besorgniserregend ist aus Sicht der Bundesarbeitsgemeinschaft, dass fast 13 Prozent der akut wohnungslosen jungen Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren die Nacht vor Hilfebeginn auf der Straße verbracht haben. Bei den unter 18-Jährigen sind es sogar 16 Prozent.

Bild: Sebastian Pfütze/SOS-Kinderdorf e.V.

Unter den jungen Menschen in Wohnungsnot finden sich besonders viele Frauen. Jede vierte wohnungslose Klientin ist jünger als 25 Jahre. Unter den männlichen wohnungslosen Klienten ist jeder sechste unter 25. Martin Kositza, Fachreferent der BAG W, erläutert die möglichen Folgen: "Gerade für junge Menschen ist die Situation dramatisch, da sie sich in einer entscheidenden Phase ihrer persönlichen Entwicklung befinden. Ohne stabile Wohnverhältnisse haben sie deutlich schlechtere Chancen auf Bildung, Teilhabe oder beruflichen Erfolg. Das Resultat ist oft Armut und soziale Ausgrenzung."

Die Daten des Berichtes zeigen, dass junge Menschen im Vergleich zu älteren deutlich häufiger bei Freunden oder Bekannten unterkommen, oft auch als so genannte „Sofahopper“. Ihre Wohnungsnot ist versteckter, dennoch leben sie in prekären, mitunter auch gefährlichen Konstellationen. Sarah Lotties, Fachreferentin für Statistik und Dokumentation bei der BAG W: "Nicht selten ergeben sich daraus gefährliche Abhängigkeitsverhältnisse, beispielsweise wenn die Unterkunft nur im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bereitgestellt wird. Die Not dieser wohnungslosen jungen Menschen ist nicht auf den Straßen sichtbar, aber sie ist genauso schwerwiegend."

Zielgerichtete Maßnahmen erforderlich

Die Bekämpfung der Wohnungsnot bei jungen Menschen erfordert aus Sicht der Bundesarbeitsgemeinschaft niedrigschwellige und zielgerichtete Maßnahmen: Die BAG W fordert die Entwicklung kommunaler Gesamtkonzepte, um eine klare Zuständigkeits- und Finanzierungstruktur sicherzustellen. Die Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) habe zwar die Ansprüche junger Menschen gestärkt, es gebe aber weiterhin Herausforderungen bei der Umsetzung, insbesondere an den Schnittstellen zwischen Jugendhilfe und Sozialhilfe. Susanne Hahmann, Vorsitzende der BAG W: "Für den Erfolg aller Hilfen sind jugendgerechte sowie leicht zugängliche Beratungsangebote notwendig, sowohl digital als auch vor Ort. Jungen Menschen kann nur dann langfristig geholfen werden, wenn die Angebote flexibel sind und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden."

Weitere Informationen

  • BAG W: Statistikbericht (PDF)
    Im aktuellen Berichtsjahr (2022) wurden Daten von über 38.200 Klientinnen und Klienten aus 227 Einrichtungen und Diensten der freien Träger ausgewertet.