31.10.2024 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung

Nachschulische Bildung gestalten

Thesen der Bertelsmann Stiftung zum Übergang Schule – Beruf

Starre Strukturen unseres Bildungssystems verhindern eine bedarfsgerechte und flexible Gestaltung der nachschulischen Bildung und verstärken dadurch den Fachkräftemangel. Das ist die zentrale Prämisse eines Thesenpapiers der Bertelsmann Stiftung und des CHE Centrums für Hochschulentwicklung. Darin identifizieren die Autorinnen und Autoren fünf Bereiche von der Berufsorientierung bis zu Abbruchquoten in Ausbildung und Studium, in denen die Politik aus ihrer Sicht grundlegende Weichenstellungen vornehmen muss, um die Lücken auf dem Fachkräftemarkt zu schließen.

Titelseite des Thesenpapiers

Die beruflichen Orientierung sehen sie als unzureichend an, weil sie zu wenig ergebnisoffen gestaltet werde und zu wenig zur Selbstreflexion anrege. Sie fordern deshalb eine umfassendere individuelle und ergebnisoffene Beratung über berufliche Optionen und einen flächendeckenden Ausbau der Jugendberufsagenturen, die allen Jugendlichen zur Verfügung stehen sollten. Außerdem scheiterten zu viele junge Menschen bereits beim Übergang von der Schule in die nachschulische Bildung und blieben unversorgt. Hier müsse die Politik mit evidenzbasierter Bildungspolitik Übergänge erleichtern. Diese funktioniere aber nur mit einer umfassenden Datengrundlage: "Dafür ist ein nationales Bildungsverlaufsregister unabdingbar, das Bildungsverläufe nachvollziehbar macht. Nur auf solch einer Grundlage können gezielte Maßnahmen entwickelt und auf die jeweiligen Zielgruppen passgenau zugeschnitten werden."

Als ein weiteres Problem identifizieren die Autorinnen und Autoren die hohen Abbruchquoten in Ausbildung und Studium, weil die Betroffenen – wenn überhaupt – verzögert, über Umwege und unter zusätzlichen Kosten einen Abschluss erlangen und somit dem Arbeitsmarkt nicht oder erst verspätet als Fachkraft zur Verfügung stehen. Sie sollten deshalb systematisch und frühzeitig aufgeklärt werden, welche Alternativen bestehen und welche Leistungen auf anschließende Bildungswege angerechnet werden können. Entsprechende Beratungs- und Unterstützungsangebote sollten auf- und ausgebaut werden.

Faktenbasierte Kommunikation

Um die Durchlässigkeit zwischen den Bildungssystemen Ausbildung und Studium zu erhöhen, sollten lernortübergreifende, standardisierte Bausteine der beruflichen Ausbildung definiert werden. Nicht zuletzt kursierten in den Medien und in der Öffentlichkeit viele Mythen und Fehlinformationen über Studium und Ausbildung, wie etwa die Annahme, dass allein die Akademisierung am Auszubildendenmangel schuld sei oder dass eine einmal getroffene Entscheidung für eine berufliche oder akademische Ausbildung nicht mehr revidiert werden könne. Hier plädieren die Autorinnen und Autoren dafür, sich in öffentlichen Äußerungen stets an Fakten zu orientieren und unzulässige Simplifizierungen und Schuldzuweisungen zu vermeiden: "Trends und Probleme müssen nachvollziehbar eingeordnet und überzeugende Lösungen abgeleitet werden."

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