15.12.2020 | Redaktion | BIBB
Weniger Ausbildungsverträge
Erhebliche Einbußen auf dem Ausbildungsmarkt durch Corona-Pandemie
Das Ausbildungsangebot sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 8,8 Prozent auf 527.400, und die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildungsstelle nachfragten, verringerte sich um 8,9 Prozent auf 545.700. Bedingt durch die Corona-Pandemie waren 11,7 Prozent der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote zum Stichtag 30. September 2020 immer noch nicht besetzt. Infolge des sinkenden Angebots und der Nachfrage sowie der zunehmenden Passungsprobleme fiel die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 57.600 beziehungsweise 11 Prozent niedriger aus.
Wie Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes zeigen, lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland mit nunmehr 467.500 erstmals unter 500.000 (2019: 525.000). Ein zentraler Faktor waren dabei die Schwierigkeiten, das Ausbildungsangebot der Betriebe und die Nachfrage der Jugendlichen zusammenzuführen. Dies lag auch daran, dass Ausbildungsmessen, Jobbörsen und Betriebspraktika in den meisten Regionen nicht stattfinden konnten.
Die Schrumpfung des Ausbildungsmarktes ist allerdings nicht ausschließlich auf das Geschehen rund um die Pandemie zurückzuführen, denn bereits zuvor war unter anderem als Folge sinkender Schulabgängerzahlen mit einem tendenziellen Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um mehr als 10.100 gerechnet worden. Die Differenz zwischen diesem Wert und dem tatsächlichen Rückgang in Höhe von knapp 57.600 liefert somit eine erste grobe Schätzung, in welchem Ausmaß die Pandemie den Ausbildungsmarkt beeinträchtigte. Demnach wäre der Rückgang von rund 47.400 Verträgen dem Krisengeschehen 2020 zuzuschreiben.
Industrie und Handel stärker betroffen als Handwerk
Besonders hohe Rückgänge wurden von den zuständigen Stellen in Industrie und Handel registriert (-13,9 Prozent). Von den größeren Ausbildungsberufen waren unter anderem stark betroffen: Tourismuskaufmann/-frau (-58,8 %), Veranstaltungskaufmann/-frau (-36,2 Prozent), Hotelfachmann/-frau (-29,9 Prozent), Fachkraft im Gastgewerbe (-24,0 Prozent), Restaurantfachmann/-frau (-22,3 Prozent), Koch/Köchin (-21,3 Prozent), aber auch Berufe wie Technische/-r Produktdesigner/-in (-28,0 Prozent), Werkzeugmechaniker/-in (-25,5 Prozent) oder Mediengestalter/-in Digital und Print (-23,5 Prozent).
Im Handwerk fiel der Rückgang mit insgesamt -7,5 Prozent moderater aus. Berufe wie Maurer/-in, Dachdecker/-in, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in, Zimmerer/Zimmerin oder Zweiradmechatroniker/-in konnten sogar ein Plus erzielen. Moderat war der Verlust auch im Öffentlichen Dienst mit -2,9 Prozent. Der Vertragsrückgang in den Freien Berufen betrug -8,4 Prozent, und im relativ kleinen Zuständigkeitsbereich Hauswirtschaft lag er bei -10,4 Prozent. Allein in der Landwirtschaft konnte ein Vertragszuwachs von +0,9 Prozent erzielt werden, so zum Beispiel in den Berufen Gärtner/-in, Forstwirt/-in oder Pferdewirt/-in.