26.06.2020 | Redaktion | Deutsche UNESCO-Kommission
Ungleiche Bildungschancen
UNESCO-Weltbildungsbericht mit Schwerpunkt Inklusion erschienen
Obwohl sich die Weltgemeinschaft zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 inklusive und chancengerechte Bildung für alle sicherzustellen, haben mehr als eine Viertel Milliarde Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung. Millionen andere werden aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder einer Behinderung innerhalb des Bildungssystems ausgegrenzt und sind von den Folgen der COVID-19-Pandemie besonders betroffen. Zu diesem Schluss kommt der UNESCO-Weltbildungsbericht "Inklusion und Bildung: Für alle heißt für alle". Der Bericht fordert, sie jetzt gezielt zu unterstützen.
Im Weltvergleich ist Armut auch heute noch die entscheidende Hürde für den Bildungserfolg. In allen Ländern, außer in den einkommensstarken Staaten Europas und Nordamerikas, schließen im Verhältnis zu 100 Jugendlichen aus den wohlhabendsten Haushalten nur 18 aus den ärmsten die Sekundarschule ab. Doch auch andere Faktoren limitieren den Zugang zu Bildung. So gaben junge LGBTI (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell) in den USA fast drei Mal häufiger als ihre Klassenkameradinnen und -kameraden an, der Schule fernzubleiben, weil sie sich dort nicht sicher fühlten.
Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, betonte anlässlich der Veröffentlichung des Berichts: "Demokratie beruht auf dem Versprechen gleicher Chancen. Inklusion bedeutet: Alle gehören dazu. Sie lässt niemanden zurück, sondern bezieht alle ein – unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Beeinträchtigungen. Sie will die Potentiale aller Menschen ausschöpfen. Doch davon sind wir leider noch immer weit entfernt."
Entscheidende Rolle der Lehrkräfte
Bei der Umsetzung von Teilhabe im Bildungsbereich sieht der UNESCO-Weltbildungsbericht eine entscheidende Rolle der Lehrkräfte. Sie seien der Schlüssel zu mehr Inklusion im Schulalltag, brauchten dafür aber auch das nötige Handwerkszeug. Ein Viertel aller Lehrkräfte in 48 untersuchten Ländern gab bei einer Befragung für den Bericht an, sich mehr Weiterbildungen zum Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedarfen zu wünschen.
Auch wenn die Weltgemeinschaft noch einen weiten Weg vor sich habe, gebe es viele Beispiele, die zeigen, wie Inklusion gelingen könne. Vor Veröffentlichung des Weltberichts stellte die UNESCO in diesem Jahr Vorreiterinnen und Vorreiter inklusiver Bildung vor, darunter Sabine Kreutzer, Leiterin der Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn. An der 2009 gegründeten Schule wird nach der Dalton-Methode unterrichtet, die den Schülerinnen und Schülern ein selbstbestimmtes Lernen in ihrem eigenen Tempo ermöglicht. Die Bonner Bildungseinrichtung wurde dafür erst im vergangenen Jahr mit dem Jakob Muth-Preis für inklusive Schule ausgezeichnet.