29.06.2020 | Redaktion | DIPF
Mehr Jugendliche ohne Abschluss
Nationaler Bildungsbericht "Bildung in Deutschland 2020" erschienen
Trotz des langjährigen Trends zu höherer Bildung bleiben junge Menschen wieder häufiger ohne Abschluss. Dies ist ein Ergebnis des Bildungsberichts 2020 des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF). Junge Männer weisen demnach häufiger eine formal geringere Qualifikation auf als junge Frauen. Eine geringe Qualifikation erhöht für den Einzelnen das Risiko sozialer oder finanzieller Risikolagen und erschwert häufig den Zugang zu beruflich stabilen Positionen. Schwerpunktthema des diesjährigen Berichts ist "Bildung in einer digitalisierten Welt".
Ungleichheit beim Ausbildungszugang nach Staatsangehörigkeit und Schulabschluss (DIPF)
Obwohl sich der Zugang zum Berufssystem seit 2005 leicht verbessert hat, bleiben die sozialen Ungleichheiten bestehen: Nur ein Viertel der Jugendlichen ohne Schulabschluss und knapp drei Fünftel der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss haben im Jahr 2018 eine vollqualifizierende Ausbildung begonnen. Vor allem für Jugendliche mit maximal einfachem Hauptschulabschluss sowie mit Migrationshintergrund stellt sich der Übergangsprozess schwierig dar: Sie erleben oft wiederholte Schleifen im Übergangssektor oder fragmentierte Verläufe mit häufigen Wechseln zwischen Bildungs-, Erwerbs- und Arbeitslosigkeitsphasen.
Die Befunde des Bildungsberichts zeigen einen nach wie vor bestehenden Handlungsbedarf für die berufliche Ausbildung im Hinblick auf Fachkräftesicherung und soziale Integration. Nötig ist demnach ein stärker koordiniertes Handeln der bildungspolitischen Akteure. Um die soziale Ungleichheit aufzubrechen, müssen laut Bildungsbericht vor allem die Förder-, Entwicklungs- und Beratungsangebote auf den Prüfstand, die der Ausbildung vorausgehen. Sie sollten überarbeitet und wo nötig weiterentwickelt werden.
Herausforderungen der Digitalisierung
Die Digitalisierung stellt die berufliche Ausbildung zudem vor die Aufgabe, neben berufsfachlichen verstärkt digitale und Problemlösungskompetenzen sowie ein umfassendes Prozess- und Systemverständnis bei den Auszubildenden zu fördern. Auch überfachliche Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten sowie Lernkompetenzen gewinnen an Bedeutung. Um diese Kompetenzen effektiv zu vermitteln, sind nicht nur Anpassungen bei den Curricula und im Bereich der Didaktik erforderlich. Zugleich geht es auch um eine verbesserten Lernortkooperation und eine stärkere Verknüpfung von Aus- und Fortbildung.
Weitere Informationen
- DIPF: Bildung in Deutschland 2020
Der Bericht bietet alle zwei Jahre eine systematische Bestandsaufnahme des gesamten deutschen Bildungssystems auf Basis von Daten der amtlichen Statistik und sozialwissenschaftlichen Erhebungen.