08.12.2022 | Redaktion | DIPF
Soziale Herkunft und Bildungserfolg
DIPF veröffentlicht Forschungssynthese für die letzten 20 Jahre
Im Bereich der beruflichen Bildung gibt es noch zu wenig empirisch belastbare Daten zu sozialen Herkunftseffekten. Dies ist ein Ergebnis einer neuen Forschungssynthese des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung, die erstmals Ergebnisse aus 20 Jahren Forschung zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum systematisiert und zusammenfasst. Ansonsten zeigt die Analyse, dass der soziale Hintergrund in allen Bildungsbereichen einen Einfluss auf den Bildungserfolg ausübt – von der frühkindlichen Bildung über allgemeinbildende Schulen und Berufsausbildung bis zur Hochschule.
Die Forschung zu sozialer Ungleichheit beim Bildungserwerb wurde vor allem nach dem "PISA-Schock" im Jahr 2001 ausgeweitet. Deutschland hatte in der ersten PISA-Studie bei den schulischen Kompetenzen im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich abgeschnitten. Dabei war ein starker Zusammenhang der Leistungen mit dem sozioökonomischen Hintergrund der getesteten Schülerinnen und Schüler deutlich geworden. "Mit der vorliegenden Forschungssynthese geben wir einen Überblick über das seitdem aufgebaute Fachwissen", erläutert Dr. Anna Bachsleitner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIPF und Erstherausgeberin der Synthese. "Wir führen Befunde aus Einzelstudien zusammen und zeigen Forschungslücken auf."
Weitere Studien nötig
Für sozial ungleich verteilte Bildungschancen gibt es zahlreiche Beispiele: Kinder aus privilegierten Elternhäusern besuchen häufiger Kitas und werden zu Hause intensiver gefördert, in den Schulen verfügen sie über die besseren Lesekompetenzen und sie nehmen merklich häufiger ein Studium auf. Eine umfassende strukturierte Literaturrecherche ergab, dass die darauf bezogenen Fragen besonders stark im Schulbereich erforscht worden waren. In den anderen Bildungsbereichen bedarf es weiterer Studien, um eine "belastbarere Evidenzgrundlage" zu erreichen. Vor allem im Bereich der beruflichen Bildung mangelt es trotz einiger Studien zu sozialen Herkunftseffekten an empirischen Daten.
Mit der Forschungssynthese wenden sich die Herausgeberinnen und Herausgeber an verschiedene Zielgruppen. Der Wissenschaft kann die Übersicht helfen, das Forschungsfeld weiterzuentwickeln. Der Politik, der Administration und der interessierten Öffentlichkeit bietet sie eine fundierte Grundlage für eine breite Debatte zu dem Thema.