05.05.2022 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung
Sorge um Ausbildungschancen
Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt große Skepsis bei Jugendlichen
Im dritten Jahr der Corona-Pandemie sorgt sich mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland um ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. 54 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren gehen davon aus, dass sich die Ausbildungschancen wegen Corona verschlechtert haben. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Befragung der Bertelsmann Stiftung. Besonders pessimistisch sind junge Menschen mit niedriger Schulbildung und solche, die in Bundesländern mit einem geringeren Angebot an Ausbildungsplätzen leben.
Titelseite der Bertelsmann-Studie
Während knapp die Hälfte der Jugendlichen meint, es gebe genügend Ausbildungsplätze, sind 37 Prozent der Auffassung, es gebe zu wenige. Je nach Schulbildung unterscheidet sich ihre Einschätzung. Von den Jugendlichen mit niedriger Schulbildung hat fast jede(r) Zweite den Eindruck, dass die Zahl der Ausbildungsplätze nicht reicht. Diese Einschätzung ist aus Sicht der Autorinnen und Autoren nicht verwunderlich: Trotz vieler unbesetzter Ausbildungsstellen bleiben laut Statistik mehr als ein Drittel der Personen mit Hauptschulabschluss zwischen 20 und 34 Jahren ohne Ausbildung.
Die Ausbildungssituation wird regional sehr unterschiedlich wahrgenommen: Zu gering erscheint das Angebot an Ausbildungsplätzen ganz besonders Jugendlichen in Berlin (50 Prozent) und in Bremen (49 Prozent) – Länder, in denen die Lage auf dem Ausbildungsmarkt tatsächlich sehr angespannt ist. In Bayern (31 Prozent) empfinden die wenigsten Jugendlichen einen Mangel an Ausbildungsplätzen. Dort gibt es im Ländervergleich besonders viele Ausbildungsplätze. "Die jungen Menschen haben ein gutes Gespür für die tatsächliche Ausbildungssituation in ihrem Land", erläutert Mitautor Clemens Wieland den Befund.
Interessiert an Ausbildung – unzufrieden mit Politik
Ungeachtet der Chancen ist die Ausbildung bei den Befragten hoch im Kurs: 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit niedriger und 78 Prozent derjenigen mit mittlerer Schulbildung möchten auf jeden Fall eine Ausbildung machen, ein weiteres Fünftel (18 bzw. 19 Prozent) ist noch unentschieden. Unter den Schülerinnen und Schüler mit hoher Schulbildung sind es lediglich 16 Prozent, die eine Ausbildung sicher anstreben, dafür ist die Zahl der Unentschiedenen mit 43 Prozent sehr hoch. Insgesamt liegen in Sachen Ausbildungsinteresse die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen (47 Prozent) und Bayern (46 Prozent) ganz vorn. Das geringste Interesse gibt es in Sachsen (18 Prozent).
80 Prozent der befragten Jugendlichen sind mit dem Engagement der Politik für Ausbildungsplatzsuchende unzufrieden. 42 Prozent kritisieren, die Politik tue eher wenig oder gar nichts für Ausbildungsplatzsuchende. Weitere 38 Prozent sind der Meinung, die Politik tue zwar viel, aber nicht genug.