12.07.2024 | Redaktion | DJI

Selbst- und Fremdbestimmung

DJI untersucht Lebenssituationen von trans und nicht-binären Jugendlichen

Wie leben junge trans und nicht-binäre Personen ihre geschlechtliche Identität in verschiedenen sozialen Kontexten und welche Erfahrungen machen sie damit? Zu dieser Frage stellt eine neue Publikation des Deutschen Jugendinstituts (DJI) Impulse für die Fachpraxis und die Politik zusammen. Bei einer Befragung berichteten junge Menschen von Einsamkeit und Scham, von diskriminierenden Erfahrungen in ihrer Familie und anderen sozialen Bereichen, aber auch von den Zugehörigkeiten zu Communitys und von den als schön erlebten Seiten des Trans-Seins.

Bild. Deutsches Jugendinstitut (DJI)

Die Autorinnen und Autoren des Abschlussberichts des DJI-Forschungsprojekts "Jung, trans nicht-binär" zeigen, dass die Lebenssituation junger trans und nicht-binärer Personen in Spannungsfeldern zu verorten ist: "Trans-Sein bedeutet immer ein Bewegen zwischen Normativität und Identitätsfindung, Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit, Ausgrenzung und Zugehörigkeit, Pathologisierung und Entpathologisierung sowie zwischen Geschlechtsdysphorie und -euphorie." Die Befragten berichten von der Suche nach einer positiv besetzten Identität, von Hürden und unterstützenden Faktoren sowie von der Aushandlung gesellschaftlicher Normen in diesen Prozessen. Darin wägen sie nach den Erkenntnissen des Berichts sehr reflektiert gesellschaftliche Erwartungen und eigene Bedürfnisse ab.

Die Auswertungen zeigen, dass Sichtbarkeit für trans Personen in ihrer persönlichen Entwicklung eine entscheidende Rolle spielt: "Trans und nicht-binäre Lebensentwürfe müssen dabei "entdramatisiert" werden sowie realistisch und unaufgeregt dargestellt werden können. Die Entdramatisierung von trans und nicht-binären Lebensentwürfen bezieht sich darauf, einen selbstverständlichen Umgang mit ihrer Sichtbarkeit zu fördern, sie zu entpathologisieren und als selbstverständlichen Teil einer geschlechtlichen Vielfalt zu betrachten." Ein differenzierter und sachlicher Umgang mit den Lebensentwürfen und Existenzweisen von trans und nicht-binären Personen in Medien und Öffentlichkeit fördere ihre gesellschaftliche Akzeptanz.

Orte der Selbstbestimmung

Die Jugendlichen brauchen Orte der Selbstbestimmung, an denen sie sich frei entfalten, sich ausprobieren und sie selbst sein können, zum Beispiel queere Jugendgruppen, AGs in der Schule und Online-Räume. Auch die Sensibilisierung von Lehrkräften und pädagogischem Fachpersonal spielt aus Sicht der Autorinnen und Autoren eine entscheidende Rolle, um ihre Akzeptanz zu verbessern. Schulungen und Sensibilisierungsprogramme könnten dazu beitragen, dass Personen, die mit jungen Menschen in Kontakt treten, die Kompetenzen gewinnen, um trans und nicht-binäre junge Menschen zu unterstützen und andere Jugendliche zu sensibilisieren.

Nicht zuletzt halten die Autorinnen und Autoren eine zielgruppengerechte, möglichst vielfältige Beratungslandschaft für nötig – nicht nur für die jungen Menschen, sondern auch für die Eltern: "Es braucht auch für sie begleitete Selbsthilfegruppen, in denen sie ihre Sorgen teilen können, ohne ihr Kind damit direkt zu belasten. Auch individuelle Beratungssettings – entweder mit oder ohne Kind – können sehr sinnvoll sein."

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