14.10.2024

Ausbildung mit Weitblick

Mit Nachhaltigkeit Karrieren, Innovationen und gesellschaftlichen Fortschritt fördern

von Moritz Ansmann

Mit der sozial-ökologischen Transformation ändern sich die beruflichen Anforderungen. Wenn von Betrieben verlangt wird, Produktionsprozesse ökologischer zu gestalten und soziale Verantwortung zu übernehmen, dann sind es die Beschäftigten, die das heute umsetzen können müssen. Auch die Ausbildung muss daher am Ziel nachhaltiger Entwicklung ausgerichtet werden. Und das ist keine lästige Pflichtaufgabe, sondern ein Win-Win-Win: Eine nachhaltigkeitsorientierte Ausbildung fördert die Zukunftskompetenzen von Auszubildenden und verbessert damit ihre Karriereaussichten. Gleichzeitig erhöht sie die Zukunftsfähigkeit der Betriebe und stärkt die Gestaltungskräfte der gesellschaftlichen Transformation – und Spaß macht sie ganz nebenbei auch.

Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind enorm. Der Weg zur Klimaneutralität erfordert tiefgreifende Veränderungen in allen Lebensbereichen, von der Energieerzeugung über die Gebäudesanierung, von der Mobilität bis hin zu unseren Konsumgewohnheiten. Betroffen von diesen Veränderungen sind nicht zuletzt Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen – und damit auch die berufliche Qualifizierung von Fachkräften, die die nachhaltige Transformation umsetzen müssen. Ein Blick auf aktuelle Zahlen verdeutlicht dabei eine große Diskrepanz: Vier von fünf Jugendlichen in Deutschland erachten Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtiges beziehungsweise eher wichtiges Thema (vgl. BMUV 2023, 16), gleichwohl bleiben gerade in den transformationsrelevanten Bereichen der erneuerbaren Energien, der Elektromobilität und im Baugewerbe heute sehr viele Ausbildungsplätze unbesetzt (vgl. Maier et al. 2022).

Damit der Mangel an qualifizierten Fachkräften nicht den Fortschritt in Richtung eines klimaneutralen Wirtschaftssystems blockiert, müssen jungen Menschen stärker die Möglichkeiten aufgezeigt werden, sich im Rahmen dualer Ausbildungsberufe für Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit zu engagieren. Und das trifft auf alle Berufe zu. Denn schließlich schlummern in allen Berufen und Branchen vielfältige Potenziale, zum sozial-ökologischen Wandel beizutragen: Handwerkerinnen und Handwerker reparieren eine Vielzahl von Produkten und nehmen so eine Schlüsselrolle bei der Kreislaufwirtschaft ein. In der Industrie müssen ressourcenschonende Technologien entwickelt und in Transport und Logistik muss auf alternative Antriebe wie Elektromobilität oder grünen Wasserstoff umgestellt werden. IT-Berufe hingegen spielen bei der Entwicklung von Smart Cities oder digitalen Lösungen für den Klimaschutz eine große Rolle.

Eine Ausbildung mit Weitblick

Für mehr grüne Helme – BBNE. Bild: aFotostock/AdobeStock

Um diese Potenziale zu heben und damit die Berufswelt zum Katalysator der Transformation zu machen, müssen Fachkräfte schon im Rahmen ihrer Ausbildung lernen, im Beruf nachhaltig zu handeln, das heißt ökologische, ökonomische und soziale Folgen eigenen und betrieblichen Handelns reflektieren. Das erfordert Verantwortungsbewusstsein und Solidaritätsfähigkeit, eine ethische Reflexionskompetenz sowie ein ganzheitliches (und auch politisches) Verständnis der Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft und Betrieb. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen im Betrieb und entlang der betrieblichen Lieferketten ist hier inbegriffen. Über die berufsfachlichen Grundlagen und fachtechnischen Qualifikationen geht das weit hinaus.

Auf die integrative Förderung dieser Querschnittskompetenzen zielt der Bildungsansatz einer Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) ab. Eine BBNE stellt die berufliche Praxis in den Kontext von ökologischer Verträglichkeit, globaler Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit und entwickelt Lösungsansätze aus den Berufen heraus. Fachkräfte werden so auf die Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt vorbereitet, die zunehmend von der Notwendigkeit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise geprägt ist. Ziel einer BBNE ist, dass Fragen nach fairen Wertschöpfungsketten, umweltfreundlicheren Produktionsmethoden oder ökologischeren Rohstoffen im betrieblichen Ausbildungsalltag Platz finden.

Eine Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) stellt die berufliche Praxis in den Kontext von ökologischer Verträglichkeit, globaler Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit und entwickelt Lösungsansätze aus den Berufen heraus.

 

Bei der BBNE handelt es sich um einen Bildungsansatz und eine bildungspolitische Leitidee, die auf die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen einzahlt und die in Deutschland im Rahmen der nationalen BNE-Strategie der Bundesregierung umgesetzt wird (vgl. Bundesregierung 2020). Diese Strategie sieht explizit vor, dass nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen der Bildung, einschließlich der Berufsbildung, verankert wird, wie es mit der Modernisierung der Standardberufsbildposition "Umweltschutz und Nachhaltigkeit" zuletzt gelungen ist.

Dabei ist eine nachhaltigkeitsorientierte Berufsbildung jedoch alles andere als eine lästige Pflicht und Verordnung. Im Gegenteil: Eine nachhaltigkeitsbezogene berufliche Qualifizierung eröffnet vielfältige Chancen auf sowohl individueller, betrieblicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Sie befähigt Fachkräfte, in einer dynamischen Arbeitswelt erfolgreich zu sein, stärkt die Zukunftsfähigkeit von Betrieben und leistet damit einen Beitrag zur Erreichung der gesellschaftlichen Transformationsziele.

Was eine BBNE den Auszubildenden bietet

Die BBNE setzt auf integrative Ansätze, die theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen verbinden. Lebendige und aktivierende Lehrmethoden wie Projektarbeiten, Zukunftswerkstätten und Rollenspiele machen Nachhaltigkeit konkret – und bringen Spaß. Nicht nur das: Über die tiefergehende Auseinandersetzung mit Themen wie Ressourcenschonung, Klimaschutz oder sozialer Gerechtigkeit entwickeln Auszubildende ein tiefes Verständnis für die Auswirkungen ihres beruflichen Handelns auf Umwelt und Gesellschaft. Dies geht mit der Förderung einer Reihe von zentralen "Zukunftskompetenzen" und transformativen Skills einher, die für die berufliche und persönliche Entwicklung der Beschäftigten in einer sich wandelnden Arbeitswelt zentral sind (vgl. Stifterverband 2021):

Vernetztes Denken und interdisziplinäre Kompetenz

Auszubildende, die im Rahmen ihrer Ausbildung mit Nachhaltigkeitsfragen in Berührung kommen, lernen, über den Tellerrand hinauszublicken. Sie verstehen, dass wirtschaftliche, ökologische und soziale Systeme eng miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen. Diese Fähigkeit, multiperspektivisch und auch gewerkeübergreifend zu denken, ist nicht nur für nachhaltiges Berufshandeln von Bedeutung, sondern wird in beruflichen Kontexten heute auch generell zunehmend gefordert.

Problemlösungsfähigkeit und Veränderungskompetenz

Die Beschäftigung mit nachhaltiger Entwicklung erfordert es, Denk- und Handlungsweisen kritisch zu hinterfragen und visionäre Lösungen zu finden. Auszubildende, die frühzeitig lernen, kreative und innovative Ideen zur Bearbeitung von Nachhaltigkeitsherausforderungen zu entwickeln, erwerben wertvolle Problemlösungskompetenzen. Das Ausloten und Reflektieren der Chancen und auch der Grenzen bei der betrieblichen Umsetzung fördert zugleich ihre Veränderungskompetenz. Dies macht sie zu gefragten Fachkräften in einer Arbeitswelt, die sich stetig wandelt.

Urteilskompetenz und Verantwortungsbewusstsein

Die kritische Reflexion von beruflichem und betrieblichem Handeln vor dem Hintergrund ökologischer, sozialer und ökonomischer gesellschaftlicher Ziele, das Umgehen mit Zielkonflikten, das Hinterfragen von Informationen, Perspektiven und Interessen fördern die Urteilskompetenz der Lernenden. Auszubildende lernen, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen zu erkennen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Dies stärkt nicht nur ihre Selbstwirksamkeitserfahrungen, sondern fördert auch ihre persönliche Reife sowie Selbstständigkeit und macht sie zu mündigen Beschäftigten und Bürgerinnen und Bürgern.

Nachhaltigkeit betrifft alle Branchen und Berufsfelder. Auszubildende, die sich damit auseinandersetzen, positionieren sich in ihrem Beruf als zukunftskompetente Fachkräfte – und erhöhen damit ihre Karrierechancen. In vielen von der Transformation betroffenen Branchen, von der Industrie über das Handwerk bis hin zur Dienstleistungsbranche, werden transformative Skills heute händeringend gesucht.

Was eine BBNE den Betrieben bietet

Betriebe unterschiedlicher Branchen geben einen Einblick in die Umsetzung von BBNE. Bild: BMBF/Berlin-Event-Foto.de/Hans Rudolf Schulz

Immer mehr Betriebe setzen nachhaltigkeitsorientierte Ausbildungsstrategien um – auch um sich in eine günstige Ausgangsposition im Werben um den Fachkräftenachwuchs zu bringen. Denn der Nutzen einer BBNE wird für die Betriebe immer dort offensichtlich, wo die abstrakte Leitidee der Nachhaltigkeit konkret gemacht wird und es gelingt, diese mit betrieblichen Interessen und Bedarfen zu verknüpfen. Ein Beispiel: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet heute große Unternehmen dazu, in ihren Lieferketten umweltbezogene und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zu achten. Gleichzeitig müssen sich Betriebe heute auf ein stärkeres Nachhaltigkeitsbewusstsein ihrer Kundschaft einstellen – all das setzt entsprechende Kompetenzen der Beschäftigten voraus, die im Betrieb entwickelt und verbreitet werden müssen.


Erhöhung der Attraktivität als Arbeitgeber und Mitarbeiterbindung

Junge Menschen legen auch bei der Wahl ihres Arbeitgebers Wert auf Nachhaltigkeit. Studien zeigen, dass die Besetzung von Stellen in ökologisch nachhaltigeren Unternehmen einfacher ist als in Betrieben, in denen das Thema Nachhaltigkeit bisher keine Rolle spielt (Bellmann/Koch 2019). Betriebe, die Nachhaltigkeit in ihrer Ausbildung verankern, erhöhen somit ihre Attraktivität für nachrückende Fachkräfte. Wenn ein Betrieb Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernimmt, kann das zudem die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen und die Mitarbeiterbindung stärken.

Stärkung der Innovationskraft

Nachhaltigkeit erfordert, bestehende Prozesse zu überdenken und neue, effizientere Wege zu gehen. Auszubildende und Fachkräfte, die dazu qualifiziert sind, bringen frische Ideen und neue Perspektiven in den Betrieb ein. Sie hinterfragen konventionelle Arbeitsweisen und sind motiviert, nachhaltige Verbesserungen vorzuschlagen. Was sind unentdeckte Einsatzmöglichkeiten ökologischer Dämmstoffe und Baumaterialien? Wie können digitale Trackingsysteme in Wertschöpfungsketten zu mehr Transparenz, Effizienz und damit Ressourcenschonung beitragen? Über Aus- und Weiterbildung werden nachhaltige Innovationen vorangetrieben und im Betrieb verbreitet.

Verbesserung des Unternehmensimages und gesellschaftliche Verantwortung

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein gesellschaftliches Anliegen. Unternehmen, die Nachhaltigkeit auch in der Aus- und Weiterbildung verankern, signalisieren, dass sie Verantwortung übernehmen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Dies verbessert das Image bei Kundinnen und Kunden, bei Partnern und bei der Belegschaft – solange das Bemühen authentisch ist.

Die Integration von Nachhaltigkeit in die betriebliche Ausbildung bereitet Auszubildende auf eine Arbeitswelt in der Transformation vor, hält Betriebe innovativ und aktiviert die Gestaltungskräfte der Transformation. Doch wie kann eine BBNE im Betrieb konkret umgesetzt werden?

Wie das geht – BBNE im Betrieb praktisch umsetzen


Das Ziel ist, die abstrakte Idee der Nachhaltigkeit in konkrete berufliche Handlungen zu übersetzen. Dafür sind lebendige Lehrmethoden erforderlich, die Nachhaltigkeit in allen Facetten und Widersprüchen konkret erlebbar machen und nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern praktische berufliche Handlungskompetenzen fördern.

Das Ziel ist, die abstrakte Idee der Nachhaltigkeit in konkrete berufliche Handlungen übersetzen.

 

Eine Kurzanleitung in fünf Schritten


1. Nachhaltigkeitsrelevante Aspekte im beruflichen Handeln identifizieren
Nachhaltiges Handeln bedeutet nicht einfach, mehr zu tun, sondern verlangt, die Dinge anders in den Blick zu nehmen, und zwar mit Blick auf die Folgen für Mensch und Umwelt. Der erste Schritt besteht somit darin, die berufliche Praxis auf die Frage hin zu untersuchen, wo zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Lösungen entschieden werden muss. Dabei ist es hilfreich, sich die grundlegenden Prinzipien und Maxime der nachhaltigen Entwicklung vor Augen zu führen.
2. Curricula und Lernsituationen analysieren
Die Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne sind bewusst flexibel gestaltet, um dem Bildungspersonal Freiraum bei der Setzung von Schwerpunkten zu geben. Das Bildungspersonal kann diese Spielräume nutzen und die Berufsbildpositionen beziehungsweise Lernfelder auf entsprechende Anknüpfungspunkte für nachhaltigkeitsbezogene Inhalte und Lernaufgaben prüfen. Dabei orientieren sie sich auch am Nachhaltigkeitsverständnis und den Ausbildungsplänen ihres Betriebs.
3. Kompetenzziele bestimmen
Im nächsten Schritt ist festzulegen, was Auszubildende wissen und was sie können müssen. Ziel ist stets die Aneignung nachhaltigkeitsbezogener beruflicher Handlungskompetenz. Das bedeutet: Auszubildende müssen fachlich fundierte Entscheidungen darüber treffen können, welche Handlungsalternativen nachhaltig oder nicht nachhaltig sind, sowie die sozialen Auswirkungen ihres Handelns auf Mensch und Umwelt erkennen können. Zudem müssen sie bereit sein, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen oder mit Widersprüchen umzugehen, die beispielsweise zwischen persönlicher Überzeugung und betrieblichen Zwängen auftreten können. Konkrete Kompetenzziele ergeben sich dabei aus den berufsbezogenen Arbeitsprozessen.
4. Die didaktisch-methodische Umsetzung planen
Eine BBNE benötigt keine gänzlich neue didaktische Orientierung, sondern sie geht von den bewährten berufspädagogischen Prinzipien der Handlungs- und Kompetenzorientierung aus sowie des fächerübergreifenden Lernens. Dafür sind lebendige Lehrmethoden erforderlich, die Nachhaltigkeit in allen Facetten und Widersprüchen konkret erlebbar machen, nicht träges Wissen vermitteln, sondern praktische Handlungskompetenzen fördern. Bewährt haben sich Methoden für ein kreatives, erfahrungsbasiertes Lernen wie Rollen- und Planspiele, Projektarbeiten oder Zukunftswerkstätten.
5. Den Betrieb als nachhaltigen Lernort gestalten
Der Betrieb als Lernort bietet einen zentralen Erfahrungsraum für die Chancen und Herausforderungen nachhaltigkeitsbezogenen Handelns. Der letzte Schritt zur Umsetzung einer BBNE besteht daher darin, Nachhaltigkeit über die Ausbildung hinaus im Betrieb zu verankern, in Produktionsabläufen, bei der Warenbeschaffung und im Umgang mit den Beschäftigten. Diese strategische Entscheidung sollte von der Geschäftsführung ausgehen und kommuniziert werden. Wenn der Betrieb sich zukunftsorientiert aufstellt, dann gelingt auch eine nachhaltigkeitsorientierte Ausbildung viel einfacher und ist zugleich authentischer. Führungskräfte sollten den Auszubildenden vorleben, das Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur ist.

Ein Orientierungsraster zur Ableitung von nachhaltigen Kompetenzzielen, hier am Beispiel von lebensmittelverarbeitenden Berufen (Kastrup et al. 2021)

Die BIBB-Modellversuche zur Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung

Die BIBB-Modellversuche zur Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung haben in den letzten Jahren sehr wichtige Pionierarbeit geleistet und exemplarisch für viele Branchen und Berufe aufgezeigt, wie Nachhaltigkeit konkret umgesetzt werden kann, welche Kompetenzen in den Berufen jeweils benötigt werden und welche Lehr/-Lernmethoden und Ansätze es dazu gibt.
Es wurde unter anderem ein Kompetenzraster entwickelt, das dabei hilft, systematisch Kompetenzfelder und -ziele zu identifizieren. Zudem wurde ein Praxisleitfaden veröffentlicht, der praxisnahe Tipps, Reflexionsimpulse und Aufgaben liefert, die Ausbildungspersonal und Lehrkräfte dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsthemen lebendig und praxisnah zu vermitteln

Modellversuche 2015-2019

Warum die Qualifizierung des Ausbildungspersonals entscheidend ist

Praxisleitfaden mit Tipps für das Bildungspersonal

Bei der Umsetzung der BBNE in den Betrieben spielt das Ausbildungspersonal eine Schlüsselrolle. Schließlich sind es Ausbilderinnen und Ausbilder, die Lerninhalte aufbereiten, Lernsituationen gestalten, Werte vermitteln, für viele Auszubildende als Vorbilder fungieren und auch bei Geschäftsführungen Gehör finden. Nur methodisch und technologisch gut ausgebildetes Personal ist in der Lage, die erforderliche berufliche Handlungskompetenz zu fördern. Damit die Fachkräfte von morgen es also bereits heute lernen, ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortlich zu handeln, muss zunächst das Ausbildungspersonal für eine nachhaltige Berufsbildung motiviert und vor allem qualifiziert werden – und genau das ist das Ziel des neuen Förderprogramms "Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden (NIB)".

Nachhaltig im Beruf - zukunftsorientiert ausbilden (NIB)

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Programm unterstützt Projekte bei der Umsetzung nachhaltigkeitsbezogener Bildungsangebote für das ausbildende Personal. Insgesamt sind an den 21 Projekten 56 Einrichtungen aus der Berufsbildungspraxis und -wissenschaft sowie über 150 Praxis- und Strategiepartner beteiligt.

Dabei adressieren die im Programm geförderten Projekte unterschiedliche Branchen und Berufe. Ziel des Projektes NAWiGaLa ist etwa die Qualifizierung von Berufsbildungspersonal in den Unternehmen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus. Schulungseinheiten werden in einem Blended-Learning-Format angeboten. Im Projekt NiME hingegen wird ein Fort- und Weiterbildungsangebot für das Berufsbildungspersonal und gewerkschaftliche Bildungsreferentinnen und -referenten der Metall- und Elektroindustrie entwickelt und durchgeführt, das den Fokus auf Aspekte einer politischen Bildung legt. Dass auch Pflegekräfte einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten und sich für die Prävention von gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels einsetzen können, davon ist man im Projekt Naht überzeugt. Hier arbeiten mehrere Hochschulen daran, Nachhaltigkeit in die Pflegeberufe zu integrieren. Gemeinsam haben alle Projekte, dass sie passgenaue analoge und digitale Angebote entwickeln, die oft modular aufgebaut sind – von niedrigschwelligen Schnupperkursen bis zum umfassenden Zertifikatskurs. So werden die vielfältigen Bedürfnisse und zeitlichen Ressourcen von Ausbilderinnen und Ausbildern angemessen berücksichtigt.

Nachhaltig im Beruf - zukunftsorientiert ausbilden

Der Weg zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Arbeitswelt führt über eine nachhaltige Berufsbildung – und damit über die Betriebe, deren Ausbildungspersonal und nicht zuletzt über die nachwachsenden Fachkräfte, die diesen Wandel aktiv mitgestalten. Eine BBNE macht Auszubildende zu reflektierten und kritischen, verantwortungsvollen und kreativen Persönlichkeiten, die mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen umsichtig umgehen – sie ist somit für junge Menschen wie für Betriebe gleichermaßen attraktiv.

Die gute Nachricht ist: In der Berufsbildung bedeutet dies kein gänzlich neues didaktisch-methodisches Vorgehen, sondern hier kann und sollte man weiter von den bewährten berufspädagogischen Prinzipien ausgehen (vgl. Born et al. 2023). Denn mit dem, was die Berufsbildung auszeichnet, dem handlungsorientierten Lernen in der Praxis, ist sie geradezu prädestiniert, eine Bildung für nachhaltige Entwicklung konkret und greifbar umzusetzen.

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