11.09.2024 | Redaktion | Aktion Mensch

Schlechtere Chancen auf Teilhabe

Vergleichsstudie "Inklusionsbarometer Jugend" der Aktion Mensch

Junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen haben ähnliche Interessen, aber sehr unterschiedliche Teilhabechancen. In allen Bereichen, welche die Aktion Mensch bei einer Befragung im Rahmen der Studie "Inklusionsbarometer Jugend" untersuchte, bewerten junge Menschen mit Beeinträchtigungen ihre Chancen deutlich schlechter. Untersucht wurden die fünf Dimensionen Teilhabe durch soziale Beziehungen, Teilhabe am Alltagsleben, Teilhabe durch Selbstbestimmung, durch individuelle Entfaltung sowie durch "Nichtdiskriminierung".

Titelseite der Studie "Inklusionsbarometer Jugend"

Anders ausgedrückt: Junge Menschen mit Beeinträchtigungen machen häufiger Diskriminierungserfahrungen, es fällt ihnen deutlich schwerer, neue Freundschaften zu schließen, weswegen das Bezugssystem Familie für sie deutlich wichtiger ist, sie fühlen sich doppelt so häufig einsam und haben häufiger Zukunftssorgen als junge Menschen ohne Beeinträchtigungen. Darüber hinaus bemängelt mehr als die Hälfte, dass ihnen zu wenig zugetraut wird – gegenüber lediglich 29 Prozent der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung. Das wirkt sich negativ auf ihr Selbstbewusstsein und ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit aus. Die Hälfte der Befragten mit Beeinträchtigung glaubt, andere in ihrem Alter könnten viel mehr als sie selbst.

Mit ihrem Leben insgesamt zufrieden ist nur die Hälfte der befragten jungen Menschen mit Beeinträchtigung  – gegenüber mehr als drei Viertel derjenigen ohne Beeinträchtigung. Entsprechend liegt der Gesamtindex der Teilhabe bei jungen Menschen mit Beeinträchtigung mit 63,7 um fast zehn Skalenpunkte niedriger als bei Jugendlichen ohne Beeinträchtigung (72,2). Dieser Index spiegelt die Ergebnisse der Befragung in einer Zahl wider, die sich aus den einzelnen Dimensionen zusammensetzt: zwischen 0 Skalenpunkten für ein völliges Fehlen an Teilhabe bis zu 100, einer idealen gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft.

Unbefriedigende Teilhabechancen

Über alle Lebensbereiche hinweg sind junge Menschen mit psychischer Erkrankung und jene mit Suchterkrankung am stärksten benachteiligt. Auch junge Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung fallen in vielen Bereichen durch geringe Teilhabe auf, ebenso wie junge Menschen, die in betreuten Wohnkontexten leben.

In ihrem Resümee halten die Autorinnen und Autoren der Studie fest, dass die Teilhabechancen junger Menschen in Deutschland aus ihrer Sicht bei Weitem noch nicht zufriedenstellend sind, vor allem für junge Menschen mit Beeinträchtigung: "Es ist noch ein weiter Weg, bis unsere Gesellschaft Vielfalt und die Teilhabe aller als bereichernd und selbstverständlich wahrnimmt. Inklusion von Anfang an und in allen Lebensbereichen als Grundprinzip zu etablieren, bildet daher eine zentrale gesamtgesellschaftliche Aufgabe."

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