22.07.2024 | Redaktion | DJI

Psychisch stark werden

Forschungsmagazin DJI Impulse zur seelischen Gesundheit von Jugendlichen

Psychische Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. In Deutschland ist Studien zufolge etwa jeder sechste junge Mensch von Einschränkungen der psychischen Gesundheit betroffen. Die neue Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse des Deutschen Jugendinstituts beleuchtet Ursachen und Folgen psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die Autorinnen und Autoren erläutern, welche Risikogruppen besonders gefährdet sind, zeigen aber auch Lösungsansätze für eine bessere Gesundheitsförderung auf.

Titelseite des Forschungsmagazins DJI Impulse

Auf Grundlage von Forschungsbefunden und Praxiserfahrungen analysieren Forschende des DJI sowie verschiedene Kooperationspartner in zehn Beiträgen die Situation von jungen Menschen mit seelischen Belastungen. So macht Laura Castiglioni deutlich, dass vor allem eine Gruppe besonders häufig betroffen ist: Unter Kindern aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status ist das Risiko psychischer Auffälligkeiten zwei- bis dreimal so hoch wie unter Kindern, deren Eltern einen hohen sozioökonomischen Status haben. Psychosoziale Belastungsfaktoren, wie etwa psychische Probleme und Konflikte der Eltern, könnten deren Erwerbsmöglichkeiten einschränken und damit das Armutsrisiko von Familien erhöhen. Die Stabilisierung von Familienbeziehungen mit niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten und Maßnahmen der Prävention sei deshalb ein wichtiger Faktor, um Problemen in der Entwicklung und der psychischen Gesundheit von Kindern vorzubeugen.

Komplexe Problemkonstellationen

Birgit Lindner, Tabea Schlimbach und Angelika Guglhör-Rudan erläutern in ihrem Beitrag die Ergebnisse einer qualitativen DJI-Studie zur Kinderarmut. Diese zeigte, dass Geldleistungen für deren Wohlergehen wichtig, aber nicht ausreichend sind. Die Problemkonstellationen sind in den oft mehrfach belasteten Familien komplex. Dem Abschlussbericht zufolge braucht es persönliche Anlaufstellen für Familien, in denen sie Unterstützung dabei erhalten, ihre verschiedenen Bedarfe in die Logiken der Leistungssysteme zu überführen. Ausschlaggebend sind auch eine direkte Ansprache, vertrauensvolle Kommunikation und eine nicht diskriminierende Beratung.

Im Mittelpunkt der Analysen stehen neben Risikogruppen wie Kindern und Jugendlichen in finanziell benachteiligten Familien sowie Kindern psychisch kranker Eltern auch Minderjährige, die ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet sind. Fabienne Hornfeck, Selina Kappler und Heinz Kindler zeigen in ihrem Beitrag, dass das Risiko, psychisch zu erkranken, bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen oft zusätzlich durch Diskriminierungserfahrungen, Einsamkeit und die Sorge um Familienmitglieder verstärkt wird. Wichtig sei es neben einem schnellen und einfachen Zugang zu kultursensiblen, traumafokussierten Therapieangeboten deshalb, an diesen verstärkenden Faktoren anzusetzen und zum Beispiel die Möglichkeiten zu verbessern, den Kontakt zur Familie zu halten.

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