09.12.2020 | Redaktion | DIW Berlin

Mentoren fördern Integration

Studie des DIW Berlin belegt Wirkung auf Deutschkenntnisse und Teilhabe

Geflüchtete verbessern durch Mentorinnen und Mentoren ihre Deutschkenntnisse und nehmen verstärkt am gesellschaftlichen Leben teil. Dies zeigt eine aktuelle Studie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). "Mentorenprogramme können als Brücke in die Aufnahmegesellschaft fungieren", sagte die Autorin der Studie, Magdalena Krieger. Im Mittelpunkt der Tandembeziehungen stünden meist gemeinsame Freizeitaktivitäten und seltener konkrete Hilfeleistungen.

Bild: Monkey Business/Adobe Stock

Für die Studie wurden Geflüchtete im Rahmen der IAB-SOEP-BAMF-Befragung gefragt, ob sie am Mentorenprogramm des Vereins Start with a friend e.V. teilnehmen möchten. Unter den 465 Interessierten wurde zufällig gelost, wer teilnimmt und wer nicht. Durch den Vergleich der beiden Gruppen kann die Integrationswirkung des Programms gemessen werden. Während sich der Anteil der Geflüchteten mit guten Deutschkenntnissen in der Gruppe ohne MentorInnen nach einem Jahr um vier Prozentpunkte erhöhte, stieg der Anteil in der Gruppe mit MentorInnen um 13 Prozentpunkte. Auch die soziale Partizipation verbesserte sich: Geflüchtete mit MentorInnen berichteten von durchschnittlich fast drei Freizeitaktivitäten, denen sie mindestens monatlich nachgehen – etwa Sport treiben, ins Theater oder Kino gehen. Das entspricht einem Anstieg von 0,8 Aktivitäten nach einem Jahr. In der Gruppe ohne MentorInnen fiel der Anstieg niedriger aus (+0,4).

"Sprache und soziale Partizipation sind Sprungbretter in Bildung und Beschäftigung." - Magdalena Krieger, DIW Berlin

 

Kein Effekt konnte nach einem Jahr auf die Erwerbstätigkeit oder Bildungsinvestitionen von Geflüchteten nachgewiesen werden. Diese sind in beiden Gruppen gleich stark gestiegen. "Sprache und soziale Partizipation sind aber Sprungbretter in Bildung und Beschäftigung. Es wird daher spannend sein, zu untersuchen, ob mittelfristig, also in ein oder zwei Jahren, das Programm auch dort wirkt", so Magdalena Krieger, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin. Die Studie zeigt auch, dass nicht alle Geflüchteten gleichermaßen am Programm teilnehmen. Insbesondere äußerten geflüchtete Frauen seltener Interesse. Geflüchtete im ländlichen Raum ist die Teilnahme oft nicht möglich, da viele Mentorenprogramme ausschließlich in Städten vertreten sind. Initiativen sollten diese Gruppen daher verstärkt in den Blick nehmen, um auch ihnen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern.

Auch die Mentorinnen und Mentoren erleben die Tandembeziehung positiv: Ein Großteil sieht seine Tandempartnerinnen und -partner als befreundet an und möchte sich auch in Zukunft für Geflüchtete engagieren. Mit Blick auf das gesellschaftliche Engagement und den sozialen Zusammenhalt ist dies aus Sicht der Studienautorin positiv zu bewerten.

Weitere Informationen

  • DIW Berlin: Wochenbericht 49 / 2020
    Für die Studie wurden Daten einer Programmevaluation genutzt, welche im Rahmen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten im Jahr 2017 durchgeführt wurde.