15.06.2023 | Redaktion | IAB
Mehr Beschäftigte im Handwerk
Analyse des IAB zur Ausbildungs- und Beschäftigungsentwicklung
Die Zahl der Beschäftigten im Handwerk hat sich bundesweit in den 2010er Jahren stetig erhöht, in Ostdeutschland allerdings weniger stark als in der Gesamtwirtschaft. Im Vergleich dazu hat sich die Zahl der Auszubildenden in den östlichen Bundesländern sogar besser entwickelt als in der Gesamtwirtschaft. Während sie im Osten deutlich angestiegen ist, ging sie im Westen und auch im ganzen Bundesgebiet zurück. Je nach Bundesland und Gewerbegruppe unterscheidet sich die Beschäftigungs- und Ausbildungssituation innerhalb des Handwerks deutlich.
Wie die Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, arbeitete mit einem Anteil von 12,7 Prozent an der Gesamtwirtschaft im Jahr 2020 knapp jeder achte Beschäftigte im Handwerk. Die Werte für Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich nur geringfügig. Bundesweit wuchs die Beschäftigung im Handwerk mit jahresdurchschnittlich 1,6 Prozent etwas langsamer als in der Gesamtwirtschaft mit plus 1,8 Prozent. In Ostdeutschland fiel das Beschäftigungswachstum im Handwerk nur knapp halb so hoch aus wie in der Gesamtwirtschaft. Die größte Beschäftigungszunahme innerhalb des Handwerks verzeichnete 2014 bis 2020 bundesweit das Bauhauptgewerbe mit jahresdurchschnittlich 2,6 Prozent, gefolgt vom Gesundheitsgewerbe mit 2,2 Prozent und dem Ausbaugewerbe mit 2,1 Prozent.
Im Vergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen erbringt das Handwerk eine außerordentlich hohe Ausbildungsleistung: Der Ausbildungsbeitrag des Handwerks ist mehr als doppelt so hoch wie sein Anteil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (28,4 Prozent zu 12,3 Prozent). Aus Sicht der Autorinnen und Autoren hat das einen ganz besonderen Grund: "Das in der Regel kleinst- und kleinbetrieblich strukturierte Handwerk ist nach eigenem Bekunden auf eine hohe Zahl umfassend qualifizierter Fachkräfte als Schlüsselgröße für die Wettbewerbsfähigkeit seiner Betriebe angewiesen."
Handwerk vor großen Herausforderungen
Auf der Ebene der Bundesländer werden die höchsten Ausbildungsanteile im Handwerk in Schleswig-Holstein (33,7 Prozent), Niedersachsen (32,0 Prozent) und Rheinland-Pfalz (31,0 Prozent) erzielt. Die Stadtstaaten, deren wirtschaftliche Aktivitäten stärker auf Dienstleistungen, Unternehmenszentralen und öffentliche Verwaltung ausgerichtet sind, stehen am Ende des Rankings (Berlin: 25,1 Prozent; Bremen: 21,1 Prozent; Hamburg: 20,1 Prozent).
Angesichts des demografischen Wandels, der Digitalisierung und der Dekarbonisierung der Wirtschaft sehen die Autorinnen und Autoren das Handwerk vor großen Herausforderungen: "Die bestehenden Fachkräfteengpässe drohen sich weiter zu verschärfen. Damit ist nicht zuletzt die Umsetzung der Energiewende gefährdet." Das Handwerk müsse selbst dafür Sorge tragen, dass Handwerksberufe für junge Menschen attraktiv bleiben. Daneben sollte leistungsschwächeren Jugendlichen und Jugendlichen ohne Berufsabschluss durch passgenaue unterstützende Maßnahmen der Zugang in eine duale Ausbildung im Handwerk ermöglicht werden, etwa durch die geplante Ausbildungsgarantie. Und schließlich gelte es, die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Beschäftigten im Handwerk zu erhöhen und die Zuwanderung sowie die Beschäftigung von ausländischen Arbeits- und Fachkräften zu erleichtern, beispielsweise über eine beschleunigte Anerkennung von im Heimatland erworbenen Qualifikationen.