09.09.2020 | Redaktion
Lob für die berufliche Bildung
OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick 2020" erschienen
Wer einen beruflichen Abschluss schafft, dem stehen in Deutschland viele Türen offen. Gut 86 Prozent der Absolventinnen und Absolventen im mittleren Qualifikationsbereich finden innerhalb der ersten zwei Jahre nach ihrem Abschluss einen Arbeitsplatz. Dies ist dem OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick 2020" zu entnehmen, der in diesem Jahr die Berufsbildung zum Schwerpunktthema macht. Und genau hier macht der Bericht im internationalen Vergleich eine besondere Stärke des deutschen Bildungssystems aus, auch wenn andere Bereiche nicht in der gleichen Weise glänzen können.
Beschäftigungsquoten im internationalen Vergleich
Der Übergang von der Ausbildung in das Erwerbsleben ist ein wichtiger Meilenstein im Leben junger Menschen. In Abhängigkeit der Arbeitsmarktlage und der erworbenen Qualifikationen kann die Suche nach einer passenden Beschäftigung viel Zeit in Anspruch nehmen. Die OECD-Zahlen zeigen, dass diese Übergangsphase für junge Menschen in Deutschland im internationalen Vergleich besonders reibungslos verläuft. Der OECD-Durchschnitt liegt im Vergleich mit der deutschen Beschäftigungsquote von 86 Prozent deutlich niedriger, nämlich bei 66 Prozent. Der Wert in Deutschland bleibt auch zwei bis drei Jahre bzw. vier bis fünf Jahre nach dem Abschluss noch stabil hoch bei 88 bzw. 87 Prozent.
Auch der Anteil der jungen Menschen, die weder in Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung sind, ist ein wichtiger Maßstab für das Funktionieren des Übergangs vom (Aus-)Bildungssystem in das Erwerbsleben. Im Durchschnitt der OECD-Länder gehören 15,2 Prozent der 20- bis 24-Jährigen zur Gruppe der so genannten NEETs (NEET = Not in Education, Employment or Training: nicht in Ausbildung, Arbeit oder Bildungsmaßnahme). Deutschland hat mit 8,8 Prozent einen relativ niedrigen NEETs-Anteil in dieser Altersgruppe im internationalen Vergleich. Die Quote der NEETs ist in den letzten zehn Jahren in Deutschland außerdem weiter gefallen. Im Jahr 2009 lag sie noch bei 13,7 Prozent.
Digitalisierung vorantreiben
Der besondere Stellenwert der beruflichen Bildung in Deutschland zeigt sich auch im internationalen Vergleich der Bildungsinvestitionen. Die Bildungsausgaben in der beruflichen Ausbildung (einschließlich Ausbildungsvergütung) im Sekundarbereich II liegen mit 17.960 US-Dollar je Bildungsteilnehmenden deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 11.521 US-Dollar. Im Verhältnis zum Gesamthaushalt bleibt der Anteil der Bildungsausgaben von Bund und Ländern im Jahr 2017 aber unterdurchschnittlich: Er liegt wie im Vorjahr bei 9,1 Prozent (OECD-Mittel: 10,8 Prozent).
Bei der Vorstellung des Länderberichts für Deutschland lobte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher die Digitalisierungsanstrengungen an den allgemeinbildenden Schulen. Diese hätten aber gerade benachteiligte Schüler wegen mangelnder Unterstützung zu Hause und von ihren Lehrkräften sowie unzureichender moderner Lerntechnologien oft nicht erreicht: "Bei ihnen hat der Lockdown tiefe Spuren hinterlassen", so Schleicher. Die Digitalisierung des Lernens müsse nun konsequent vorangetrieben werden.
Weitere Informationen
- OECD: Bildung auf einen Blick 2020 (PDF)
Der Bericht "Bildung auf einen Blick" (Education at a Glance) bietet einen Überblick über die Bildungssysteme in den 37 Ländern der OECD sowie neun Partnerländern.