04.09.2024 | Redaktion | IW | Bertelsmann Stiftung
Jugendliche besser erreichen
Befragung von Bertelsmann Stiftung und Institut der Deutschen Wirtschaft zu Passungsproblemen
Unternehmen sind auf der Suche nach Auszubildenden in sozialen Medien aktiv – aber nicht immer in den richtigen. Wie eine kombinierte Jugend- und Unternehmensbefragung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) und der Bertelsmann Stiftung zeigt, unterschätzen sie die Bedeutung von YouTube sowie von WhatsApp, TikTok und Snapchat für die Suchstrategie junger Menschen. Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen den Unternehmen, mehr auf die tatsächlichen Social-Media-Gewohnheiten der Jugendlichen einzugehen, um sie bestmöglich zu erreichen.
Einig sind sich die befragten Jugendlichen und die Unternehmen darüber, dass eine Berufsausbildung eine gute Karrieregrundlage ist. Die Verdienstaussichten werden von sechs von zehn Befragten als ausreichend für ein „gutes Leben“ eingeschätzt. Auch die Faktoren, die eine Ausbildung attraktiv machen, werden sehr ähnlich bewertet: Ein gutes Betriebsklima, spannende Aufgaben, sichere Zukunftsaussichten und die Möglichkeit, sich als junger Mensch im Berufsleben weiterentwickeln zu können, gelten als besonders wichtig.
Dagegen wird die Situation am Ausbildungsmarkt recht unterschiedlich gesehen: Während 44 Prozent der Unternehmen ihre Ausbildungsplätze im Ausbildungsjahr 2023/24 nur anteilig oder überhaupt nicht besetzen konnten, glaubt jeder vierte junge Mensch in Deutschland, es gebe zu wenig Ausbildungsplätze. Zu den Gründen dafür zählen grundlegende Unterschiede im Kommunikations- und Informationsverhalten. Beide Seiten nutzen Instagram am häufigsten, davon abgesehen bewerben Unternehmen ihre Ausbildungsplätze aber nicht immer dort, wo junge Menschen danach suchen. YouTube wird im Vergleich zu der Nutzung von Jugendlichen von Unternehmensseite stark vernachlässigt. Fast die Hälfte der Jugendlichen sucht dort nach Ausbildungsstellen, aber noch nicht einmal jedes fünfte Unternehmen nutzt diesen Kanal. Ähnliche Differenzen zeigen sich in Bezug auf WhatsApp, TikTok und Snapchat. Facebook hingegen wird nur noch von jedem vierten Jugendlichen, aber von über 70 Prozent der Unternehmen genutzt.
Praktika als zentrales Instrument
Angebote der beruflichen Orientierung sind für junge Menschen gleichermaßen wichtig wie für Unternehmen. Praktische Erfahrungen sind für Jugendliche unverzichtbar, um konkrete Einblicke in Ausbildung und Arbeitswelt zu erhalten. Das zentrale Instrument dafür sind Praktika – aus Sicht der Unternehmen, um in Kontakt mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern zu kommen. Dies gilt auch für Betriebsbesichtigungen, die bislang aber erst jedes zweite Unternehmen anbietet.
Im Anschluss an die Analyse geben die Autoren und Autorinnen Handlungsempfehlungen, wie Unternehmen durch ein an den Bedarfen der jungen Menschen orientiertes Kommunikationsformat und Informationsangebot dazu beitragen können, dass Ausbildungsangebot und -nachfrage besser in Einklang zu bringen sind. Die Studie kommt auch zu dem Schluss, dass individuelle Kompetenzen gegenüber formalen Abschlüssen immer mehr an Bedeutung gewinnen und rät dazu, Unternehmen sollten dies stärker kommunizieren, indem sie formale Abschlüsse weniger betonen und mehr Offenheit für Bewerberinnen und Bewerber mit niedrigeren Schulabschlüssen zeigen. Junge Menschen sollten in der Berufsberatung auf diesen Aspekt hingewiesen werden.