03.07.2023 | Redaktion | TUI Stiftung
Jugend wird pessimistischer
TUI Stiftung befragte junge Menschen in mehreren europäischen Ländern
Junge Menschen in Europa glauben mehrheitlich nicht mehr daran, dass sie es besser haben werden als ihre Eltern. Sie werden zunehmend pessimistischer, was ihre eigene Situation angeht. Zugleich wächst das Empfinden von Ungleichheit. Bei dem Thema Einkommen, aber auch beim Thema Wohnen und bei den Karrieremöglichkeiten nehmen die 16-bis 26-Jährigen derzeit die größte Ungleichheit wahr. Mit Blick auf die nationale Politik ist bei ihnen auch eine rückläufige Zufriedenheit mit der Demokratie zu beobachten. Das zeigt die repräsentative Jugendstudie "Junges Europa" der TUI Stiftung.
Das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragte im März 2023 mehr als 7.000 junge Menschen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen. Unter den Befragten sind 52 Prozent der Meinung, dass es ihnen schlechter gehen wird als ihren Eltern, nur 22 Prozent glauben an eine Verbesserung. Unter deutschen Jugendlichen glauben derzeit 44 Prozent an eine Verschlechterung und 27 Prozent an eine Verbesserung hinsichtlich Einkommen und Lebensstandard im Vergleich zu ihren Eltern. Junge Menschen, die den Lebensstandard ihres Elternhauses als überdurchschnittlich beschreiben, blicken im Verhältnis von 67 Prozent (optimistisch ) zu 29 Prozent (pessimistisch) in die Zukunft. Bei jungen Menschen mit unterdurchschnittlichem Lebensstandard des Elternhauses zeigt sich dagegen ein gespaltenes Bild: 50 Prozent von ihnen sind optimistisch, 46 Prozent pessimistisch.
Chancenungleichheit herrscht nach Ansicht der jungen Menschen in den Bereichen Schule und Bildung. Das zeigt sich besonders in der Frage, von welchen Faktoren es abhängt, ob jemand künftig Erfolg hat oder nicht. Der Zugang zu Bildung ist für 48 Prozent der Befragten dafür "sehr wichtig" und für 32 Prozent "eher wichtig". Auf Platz zwei folgt Einkommen ("sehr wichtig": 44 Prozent, "eher wichtig": 35 Prozent), es folgen Karrieremöglichkeiten sowie soziale Kontakte und Beziehungen. Insgesamt stimmen mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller Befragten der Aussage nicht zu, dass alle im Land die gleichen Bildungschancen hätten. Der Aussage, dass es möglich sei, durch einen guten Schulabschluss im Leben voranzukommen, stimmen 74 Prozent der deutschen Befragten zu, aber nur 40 Prozent der Polen und nur 29 Prozent der jungen Griechen.
Vertrauen in EU größer als in nationale Regierungen
Das hohe Ungleichheitsempfinden trägt zum schwindenden Vertrauen junger Menschen in die politischen Institutionen bei. Sie fühlen sich oft von der Politik nicht gesehen und sind unzufrieden mit den bestehenden Demokratien. Ein Viertel der jungen Europäer und Europäerinnen (26 Prozent) fühlt sich "überhaupt nicht" von der Politik vertreten, ein Drittel "kaum" (33 Prozent). Im Ländervergleich schneidet Deutschland noch am positivsten ab, nur 18 Prozent sagen, sie fühlen sich "überhaupt nicht" von der Politik vertreten, 31 Prozent "kaum". Schlusslicht ist Griechenland mit 39 beziehungsweise 31 Prozent.
Die Europäischen Union genießt demgegenüber größeres Vertrauen. In allen Ländern der TUI-Studie ist das Vertrauen in die EU größer als in die nationalen Regierungen und Parlamente: 32 Prozent aller Befragten vertrauen der EU, nur 16 Prozent der Regierung des jeweiligen Landes. Vier von zehn jungen Europäern und Europäerinnen (43 Prozent) wünschen sich eine engere Beziehung zwischen den EU-Ländern und würden es begrüßen, wenn die Mitgliedsländer mehr Zuständigkeiten an die EU abgäben. In Deutschland sind es 39 Prozent der Befragten, in Italien sogar 51 Prozent.