27.07.2023 | Redaktion | IAB

Fortschritte nach sechs Jahren

IAB untersuchte Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen

Sechs Jahre nach Ankunft in Deutschland zeichnen sich bei der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen erhebliche Fortschritte ab. Wie eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, waren Ende des Jahres 2022 mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Geflüchteten mit einer Aufenthaltsdauer von sechs Jahren erwerbstätig; zwei Drittel arbeiteten in Vollzeit. Die mittleren Bruttomonatsverdienste von Vollzeiterwerbstätigen steigen bei sechsjähriger Aufenthaltsdauer auf gut 2.000 Euro. Allerdings sind Frauen deutlich weniger erfolgreich als Männer.

Klick zum VergrößernErwerbstätigenquoten nach Geschlecht und Aufenthaltsdauer - Anteile unter den Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter in Prozent (Grafik: IAB)

Bei ihrer Ankunft in Deutschland wirken sich bei den Schutzsuchenden noch ungünstige Voraussetzungen und vielfältigen Hürden für die Arbeitsmarktintegration aus, die zunächst niedrige Erwerbstätigenquoten zur Folge haben. Diese Quoten steigen aber mit zunehmender Aufenthaltsdauer stark an. Gleiches gilt für den Anteil der Personen, die seit ihrer Ankunft Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen besucht haben. Erwerbslosigkeit und Leistungsbezug nehmen entsprechend ab. Die Qualität der Beschäftigung nimmt – gemessen am Anforderungsniveau der Tätigkeit und Anteil der Vollzeiterwerbstätigen – deutlich zu, der Anteil in Ausbildung, Praktika und geringfügiger Beschäftigung geht stark zurück.

In fast allen Dimensionen der Arbeitsmarktintegration zeigt sich ein erhebliches Gefälle zwischen den Geschlechtern; vor allem die Erwerbstätigenquote der geflüchteten Frauen ist nach wie vor deutlich niedriger als die der Männer. Obwohl der Anteil der qualifiziert Tätigen unter den erwerbstätigen Frauen genauso hoch wie unter den Männern ist, fallen auch bei den Vollzeiterwerbstätigen die Verdienste der Frauen hinter die der Männer zurück.

Teilhabe geflüchteter Frauen verbessern

Hier sehen die Autorinnen und Autoren der Analyse auch den größten Handlungsbedarf: Bei der Förderung der Arbeitsmarktintegration und -teilhabe von geflüchteten Frauen empfehlen sie einen frühen Zugang zu umfassender Kinderbetreuung, die Förderung von flexiblen Arbeitszeitmodellen und die aktive Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Insgesamt sollten Geflüchtete weiter bei dem Erwerb von Ausbildungs- und Bildungsabschlüssen unterstützt werden: "Das Bildungspotenzial ist noch nicht ausgeschöpft."

"Das Bildungspotenzial der Geflüchteten ist noch nicht ausgeschöpft." - IAB

 

Zum Jahresende 2022 lebten in Deutschland knapp 2,2 Millionen Menschen, die als Schutzsuchende gekommen sind – dabei sind die seit Beginn des russischen Angriffskriegs geflohenen ukrainischen Staatsangehörigen nicht mitgezählt. Die große Mehrheit hat anerkannte Schutzansprüche und beabsichtigt, in Deutschland zu bleiben.

Weitere Informationen

  • IAB: Kurzbericht 13/2023 (PDF)
    Die Autorinnen und Autoren der Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sind Herbert Brücker, Philipp Jaschke, Yuliya Kosyakova und Ehsan Vallizadeh.