26.04.2022 | Redaktion | IW Köln
Immer mehr Berufe betroffen
Studie des IW Köln zeigt weiter wachsenden Fachkräftemangel
Die Fachkräfteengpässe auf dem Arbeitsmarkt sind in den letzten Jahren weiter gestiegen. In immer mehr Berufen können nicht alle offenen Stellen besetzt werden. Da zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) auf der Basis von Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit und des BIBB. In den letzten Jahren sanken sowohl das Angebot an als auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Die Autorinnen und Autoren betonen aber auch, dass in Berufen mit starkem Fachkräftemangel das Angebot sogar gestiegen ist und zudem noch ungenutzte Potenziale bestehen.
Grafik: Institut der deutschen Wirtschaft
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist von 2013 bis 2018 kontinuierlich gestiegen. Sie sank im Jahr 2019 leicht, stieg dann aber während der Corona-Pandemie wieder weiter an und lag 2021 bei gut 63.000 unbesetzten Ausbildungsstellen, was knapp zwölf Prozent des Ausbildungsangebots entspricht. "Werden auch diejenigen Stellen betrachtet, die aus vielfältigen Gründen nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldet werden, liegt dieser Anteil deutlich höher bei knapp 40 Prozent", heißt es in der Studie.
Am höchsten lag der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen im Bereich des Verkaufs von Fleischwaren (60,4 Prozent): Hier war die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen sogar größer als die Zahl abgeschlossener Ausbildungsverträge. Einen ebenfalls hohen Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen verzeichneten die Engpassberufe Klempner (38,9 Prozent), Fachkraft im Gastronomieservice (37,5 Prozent), aber auch die Beton- und Stahlbetonbauer (33,8 Prozent). Hier taten sich Unternehmen besonders schwer, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen.
Steigendes Angebot bei Berufen mit Fachkräftemangel
Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich zwischen den Regionen und Berufen sehr unterschiedlich. Im IW-Kurzbericht liegt der Fokus auf den berufsstrukturellen Unterschieden mit Bedeutung für Fachkräfteengpässe. Hier zeigt sich aus Sicht der Autorinnen und Autoren, dass Unternehmen intensiv auf den Fachkräftemangel reagieren, in dem sie das entsprechende Ausbildungsangebot ausweiten. In Berufen, in denen bereits seit vielen Jahren Engpässe herrschen, stieg das Angebot seit 2013 deutlich an: "Vergleicht man den Wert am aktuellen Rand zum 30.09.2021 mit dem Ausgangswert von 2013, dann zeigt sich, dass das Ausbildungsangebot in Berufen mit langjährigem Fachkräftemangel um 15,7 Prozent gestiegen ist." In Berufen, die in diesem Zeitraum keine Fachkräfteengpässe verzeichneten, sank es hingegen um 15,1 Prozent. Bei Berufen, die nur teilweise von Engpässen betroffen waren, sank das Angebot leicht um 3,8 Prozent.
Aus Sicht der Autorinnen und Autoren kommt es künftig darauf an, die noch vorhandenen Potenziale bei den Jugendlichen zu heben, da es in einigen Berufen und Regionen einen hohen Anteil unversorgter Bewerberinnen und Bewerber gibt: "Dafür sollte zum einen in der Berufsorientierung besonders auf Berufe mit hohem Fachkräftemangel aufmerksam gemacht werden, wenn diese nah an den Neigungen und Interessen der Jugendlichen liegen. Zum anderen kann eine noch intensivere Förderung der Mobilität, der persönlichen Betreuung auch in der Freizeit, bis hin zu Angeboten des Jugendwohnens helfen."