12.07.2021 | Redaktion | DIHK
Höhere Barrieren für Geflüchtete
DIHK-Umfrage zur Integration von Azubis mit Fluchthintergrund
Unzureichende technische Ausstattung für das mobile Arbeiten oder den Fernunterricht in der Berufsschule, Ausfall von Berufsorientierung in den Schulen oder in den Sprachkursen, erschwerter Kontakt zwischen Unternehmen und Geflüchteten – in vielen Bereichen war die Integration von geflüchteten jungen Menschen in den Ausbildungsmarkt bedingt durch die Corona-Pandemie empfindlich gestört. Dies zeigt eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter Wirtschaftsorganisationen, Kammern und Bildungsträgern.
Grafik: DIHK
Das Interesse der Unternehmen an der Integration von Geflüchteten ist aus Sicht der DIHK nach wie vor hoch, denn sie können eine Rolle spielen, um den Fachkräftebedarf in deutschen Betrieben zu decken. Doch auf dem Weg dahin sind offenbar viele Corona-bedingte Hürden zu überwinden. An erster Stelle nennen die Befragten technische Barrieren: Laptops fehlen, schlechte Internetverbindungen in den Gemeinschaftsunterkünften erschweren die tägliche Kommunikation. Diese Probleme der Unternehmen hat ein Viertel der 70 befragten Wirtschaftsorganisationen genannt. Die Behörden, die für die Erteilung von Arbeitserlaubnissen oder Aufenthaltspapieren zuständig sind, waren im Lockdown schwieriger zu erreichen oder können aus dem Homeoffice nur begrenzt ihre Aufgabe erfüllen.
Darüber hinaus erweisen sich die Suche der Betriebe nach und die Kontaktaufnahme zu passenden Kandidaten als komplizierter: Die Berufsorientierung in den Schulen oder in den Sprachkursen ist entfallen, die allgemeinen Unterstützungsmaßnahmen wurden unterbrochen und stehen nicht mehr als Möglichkeit zum Kennenlernen zur Verfügung. Auch die Fortschritte beim Spracherwerb wurden durch die Lockdowns und die Unterbrechung der Kurse gebremst oder sogar unterbrochen. Dies wirkt sich nicht nur auf die Alltagskommunikation im Betrieb, sondern auch auf den Erfolg in der Berufsschule negativ aus.
Auch Auszubildende betroffen
Auch Auszubildende sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Fluchthintergrund sind laut 60 Prozent der Befragten stärker von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Fluchthintergrund. Hierfür werden unterschiedliche Gründe genannt. Neben der mangelnden technischen Ausstattung, die aufgrund ihrer sozioökonomischen Verhältnisse und Wohnbedingungen die Geflüchteten besonders trifft, sind diese durch ihre Tätigkeitsprofile stärker von der Corona-Krise betroffen, da gerade solche Jobs weggefallen sind. Sie befinden sich überdurchschnittlich häufig in geringqualifizierten Tätigkeiten, haben vielfach befristete Verträge und eine kurze Zugehörigkeitsdauer im Betrieb. Außerdem kann die intensive Betreuung im Betrieb, auf die viele Geflüchtete angewiesen sind, oft nicht mehr gewährleistet werden. Mangelnde Förderung der Sprachkenntnisse aufgrund unterbrochener Sprachkurse, begrenzte Verfügbarkeit der Unterstützungsangebote sowie eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten wirken sich nachteilig auf einen erfolgreichen Einstieg oder eine nachhaltige Integration im Betrieb aus.
Um diese Probleme besser in den Griff zu bekommen, bieten die Industrie- und Handelskammern den Betrieben individuelle Beratungen, Informationsveranstaltungen sowie Workshops zum Erfahrungsaustausch an. Sie organisieren Firmenvorstellungen, um Geflüchteten einen Einblick in die verschiedenen Berufe zu ermöglichen. 55 Prozent der befragten IHKs haben neue Formate, Produkte oder Online-Tools wie Online-Bewerbungstraining, digitale Ausbilderworkshops und Beratungsspaziergänge entwickelt, um dem Bedarf der Unternehmen und der Geflüchteten gerecht zu werden.
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