12.10.2017 | Petra Druckrey
Berufsorientierung
Basisartikel zum Dossier Berufsorientierung
Im Leben junger Menschen stellt der Übergang von der Schule in das Berufsleben einen entscheidenden Schritt dar. Mit einem Beruf und seiner Ausübung verbinden junge Menschen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, materielle Sicherheit und soziale Anerkennung. Schulen leisten durch ihre vielfältigen Angebote zur beruflichen Orientierung einen maßgeblichen Beitrag dazu, dass der Übergang in Ausbildung oder Studium gelingt.
Von der BO zur BSO (Berufs- und Studienorientierung)
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) definiert Berufsorientierung als „Prozess mit zwei Seiten: Auf der einen stehen Jugendliche, die sich selbst orientieren, ihre eigenen Interessen, Kompetenzen und Ziele kennen lernen. Auf der anderen stehen die Anforderungen der Arbeitswelt, auf die hin junge Menschen orientiert werden. Beide Seiten müssen immer wieder neu abgestimmt werden. Angebote der Berufsorientierung unterstützen junge Menschen, diesen Prozess zu meistern.“ Doch diese Definition ist nur eine in einem größeren Kanon möglicher Definitionen und Bezeichnungen. Andere Organisationen oder Institutionen sprechen von Berufswegeplanung, Berufswahlorientierung oder systematischer Berufsorientierung. Die Kultusministerkonferenz und die Bundesagentur für Arbeit verwenden den Begriff der Berufswahlvorbereitung und verbinden damit alle Maßnahmen zur Berufsorientierung entsprechend der Schulgesetze der Länder und dem SGB III.
In jüngerer Zeit setzt sich zunehmend der Begriff der Berufs- und Studienorientierung durch. In ihm drückt sich aus, dass berufliche Orientierung nicht nur ein Thema für bestimmte Zielgruppen ist (Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf oder Migrationshintergrund, Flüchtlinge) oder an bestimmte Schulformen (Haupt-, Real- oder Mittelschule) gekoppelt ist. Vielmehr anerkennt der Begriff „Berufs- und Studienorientierung“, dass angesichts der rapide steigenden Zahl von Möglichkeiten, die sich nach der Schule bieten (rund 330 anerkannte oder als anerkannt geltende Ausbildungsberufe, 18.000 mögliche Studiengänge - allein in Deutschland) und den sich zugleich vollziehenden Entwicklungen in Gesellschaft, Technik und Arbeitswelt junge Menschen, die sich mit Fragen der Berufswahl beschäftigen, unabhängig ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihres Schulabschlusses berufliche Orientierung benötigen.
Berufs- und Studienorientierung als Prozess
Auch wenn es keine eindeutige, allgemein gültige Definition gibt, so gibt es doch die übereinstimmende Sicht darauf, dass Berufs- und Studienorientierung (BSO) ein längerer Prozess ist, der sich innerhalb der Sozialisation Jugendlicher vollzieht. Er ist Teil des Erwachsenwerdens, an dessen Ende sowohl die persönliche als auch die wirtschaftliche Selbstständigkeit stehen. Damit dieser Prozess gelingt, bedarf es weit mehr als eines Arbeitsmarktes, der seine Wünsche und Anforderungen an zukünftige Nachwuchskräfte klar formuliert und ihnen Tore und Türen weit öffnet. Tatsächlich bedarf es heute, in unserer komplexen und von vielen als unübersichtlich empfundenen (Arbeits-)Welt, umfangreicher Unterstützungsprozesse, um die individuellen, mit der Berufswahl verbundenen Fragen zu beantworten. „Berufsorientierung ist somit Entwicklungs- und Bildungsaufgabe zugleich“ (Niemeyer, Frey-Huppert 2009). BSO dabei nur als Übergang von der Schule in die Ausbildung oder ins Studium zu verstehen, greift zu kurz. Nicht in jeder Situation, nicht in jeder Region lassen sich berufliche Wünsche zeitnah realisieren; plötzlich sich verändernde Rahmenbedingungen zwingen junge Menschen, ihre beruflichen Pläne zu ändern. Junge Menschen zu befähigen, auch solche Unterbrechungen und Veränderungen bewältigen zu können, ist ein Ziel der BSO und spiegelt sich in der Erklärung der Partner des Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland wider, in der es heißt: „Berufswegeplanung ist Lebensplanung“.
Über welche Stärken und Kompetenzen verfüge ich? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Welche Werte sind für mich bedeutend?
BSO ist mehr als die Entscheidung für einen Beruf
Angesichts der aktuellen Dynamik in der (Arbeits)Welt, mit zunehmend flexibleren Arbeitsformen bei gleichzeitig steigenden Anforderungen an die berufliche Handlungskompetenz des Einzelnen, die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen aufgrund einer globalisierten Welt mit zunehmenden Migrationsbewegungen und der Erosion von als verlässlich angenommenen Werten und Traditionen, ist BSO schon heute weit mehr als allein die Beschäftigung bzw. Auseinandersetzung mit Fragen der Berufswahl.
BSO bedeutet stets auch individuelle Entwicklung, Stärkung der Selbstständigkeit, der Eigenverantwortung und Persönlichkeitsentwicklung. Schülerinnen und Schüler dadurch auf ihren Weg in die Berufs- und (Arbeits)Welt vorzubereiten, bedarf der intensiven, aufeinander abgestimmten und nachhaltigen Kooperation aller an diesem Prozess beteiligter Partner.
Darüber hinaus beschreibt BSO eine gesellschaftliche Aufgabe, die der Bundesagentur für Arbeit und den Schulen anvertraut ist. Entsprechend § 33 SGB III haben die Agenturen für Arbeit zur Vorbereitung junger Menschen und Erwachsener auf die Berufswahl und zur Unterrichtung der Ausbildungssuchenden Berufsorientierung durchzuführen. Dabei sollen die Agenturen „umfassend Auskunft und Rat geben zu Fragen der Berufswahl, über die Berufe und ihre Anforderungen und Aussichten, über die Wege und Förderung der beruflichen Bildung sowie über beruflich bedeutsame Entwicklungen in den Betrieben, Verwaltungen und auf dem Arbeitsmarkt.“
Mit ihren Möglichkeiten zur erweiterten, vertieften Berufsorientierung haben die Agenturen einen größeren Handlungsspielraum gewonnen. Sie haben ihn genutzt, um gemeinsam mit vielen Partnern eine Vielzahl neuer Angebote für Schülerinnen und Schüler zu erproben und zu verstetigen. Von Angeboten wie individueller Kompetenzanalysen mit anschließender Berufserkundung, längeren Praktika, Erlebnisparcours, theaterpädagogischen Projekten oder der Einbeziehung von Praktikern, hat auch die schulische Berufsorientierung stark profitiert. Seit dem Bildungsgipfel 2008 gilt, dass an jeder Schule mit Bildungsgängen, die zu einem Hauptschulabschluss führen, und an Förderschulen eine vertiefte Berufsorientierung angeboten wird. Dieses Angebot umfasst auch die Förderung lokaler Partnerschaftsnetzwerke.
Neue Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit zwischen KMK und BA
Bis heute folgten zahlreiche weitere Beschlüsse der Kultusministerkonferenz, darunter auch die bekannte „Rahmenvereinbarung zwischen Bundesagentur für Arbeit und der Kultusministerkonferenz über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung“ aus dem Jahr 2004. Diese Vereinbarung wurde am 1. Juni 2017 durch eine aktualisierte Rahmenvereinbarung ersetzt. In ihr wird das Kernziel der beruflichen Orientierung beschrieben: „... die Förderung der individuellen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zur Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf beziehungsweise in schulische oder duale Ausbildung oder Studium. Zu diesem Zweck sollen die Schülerinnen und Schüler befähigt werden, ihren individuellen Prozess der Berufs- und Studienorientierung erfolgreich zu durchlaufen, um eine fundierte und eigenverantwortliche Berufswahlentscheidung treffen zu können.“ (KMK 2017). Um dieses Ziel zu erreichen soll die Arbeit in Netzwerken weiter gestärkt werden, Konzepte sollen (noch) besser aufeinander und unter den beteiligten Partnern abgestimmt, systematisiert und dauerhaft fortgeschrieben werden. Dabei wird der bisherige Beitrag der übrigen Partner ausdrücklich gelobt. Im Gegensatz zu 2004 wird 2017 die konsequente Einbeziehung von Eltern und Erziehungsberichtigten in den Prozess der beruflichen Orientierung gefordert und ebenso die Verankerung der Berufsorientierung in den schulischen Curricula. Die aktuelle Rahmenvereinbarung endet mit 15 Eckpunkten zur Zusammenarbeit am Übergang Schule – Beruf. Ausdrücklich verwiesen wird in dem Papier auf die Landesebene. Wie in der Vergangenheit soll die Rahmenvereinbarung durch landesspezifische Vereinbarungen konkretisiert werden.
Dass es für den Prozess der BSO unabdingbar ist, eigene Stärken und Neigungen zu kennen, um darauf aufbauend eine fundierte und eigenverantwortliche Berufswahlentscheidung treffen zu können, darüber herrscht mittlerweile Konsens. Verfahren zur Kompetenzfeststellung und individuellen Förderung sind feste Bestandteile schulischer Curricula zur beruflichen Orientierung.
„Berufswegeplanung ist Lebensplanung“
Schulen stehen somit vor der Aufgabe, vielfältige Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zu schaffen, in denen die einzelne Schülerin und der einzelne Schüler sich als Individuum erleben kann und Möglichkeiten erhält, die folgenden Fragen zu beantworten: Über welche Stärken und Kompetenzen verfüge ich? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Welche Werte sind für mich bedeutend? Diese Fragen sind so unmittelbar mit dem Prozess der BSO verbunden, dass man auch sagen könnte: BSO bedeutet, Antworten auf diese Fragen zu finden, um sie dann an den vorhandenen Ausbildungs- bzw. Studienmöglichkeiten zu spiegeln.
Kompetenzfeststellung
Dass es für den Prozess der BSO unabdingbar ist, eigene Stärken und Neigungen zu kennen, um darauf aufbauend eine fundierte und eigenverantwortliche Berufswahlentscheidung treffen zu können, darüber herrscht mittlerweile Konsens. Verfahren zur Kompetenzfeststellung und individuellen Förderung sind feste Bestandteile schulischer Curricula zur beruflichen Orientierung.
Schulen stehen somit vor der Aufgabe, vielfältige Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zu schaffen, in denen die einzelne Schülerin und der einzelne Schüler sich als Individuum erleben kann und Möglichkeiten erhält, die folgenden Fragen zu beantworten: Über welche Stärken und Kompetenzen verfüge ich? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Welche Werte sind für mich bedeutend? Diese Fragen sind so unmittelbar mit dem Prozess der BSO verbunden, dass man auch sagen könnte: BSO bedeutet, Antworten auf diese Fragen zu finden, um sie dann an den vorhandenen Ausbildungs- bzw. Studienmöglichkeiten zu spiegeln. Verfahren zur Kompetenzfeststellung, wie sie im Übergang Schule-Beruf in Deutschland etwa seit Mitte der 90er Jahre zum Einsatz kommen, stellen in diesem Kontext eine Methode dar, sich den genannten Fragen zu nähern. Bundesweit kommen eine Vielzahl weiterer Methoden zum Einsatz, die Schülerinnen und Schülern einen individuellen Zugang zu Fragen der BSO erlauben.
Neben diesen Angeboten, deren Fokus auf Selbsterkundung, also auf der Auseinandersetzung mit der eigenen Person liegt, bieten Angebote mit Lernortwechsel Schülerinnen und Schülern sehr gute Möglichkeiten, sich beruflich zu orientieren. Abhängig von ihrer Dauer erlauben diese Angebote das Kennenlernen von bzw. das Eintauchen in die Berufs- und Arbeitswelt. Allen voran die schulischen Betriebspraktika, die in allen Bundesländern integraler Bestandteil schulischer BO sind. Mit vielen der hier beschriebenen Partner - Unternehmen, Betriebe, öffentliche und private Organisationen sowie der Agentur für Arbeit - vereinbaren Schulen Kooperationsvereinbarungen. Vielerorts werden diese Kooperationen mit schriftlichen Vereinbarungen unterlegt. Die Partnerschaft erfährt dadurch einen offiziellen Charakter und kann dazu beitragen, Transparenz und Planungssicherheit zu erhöhen.
Das schulische Betriebspraktikum
Danach gefragt, welche Informationsquellen sie im Prozess der beruflichen Orientierung als besonders hilfreich empfunden haben, gaben 2014 Dreiviertel der befragten Schülerinnen und Schüler ihr Betriebspraktikum an . Vier Komponenten spielen dabei eine wichtige Rolle:
- das Kennenlernen betrieblichen Alltags
- die Möglichkeit, einen Beruf näher kennenzulernen
- die Chance, mit Menschen zu sprechen, die diesen Beruf entweder selbst gerade erlernen, in diesem Beruf arbeiten oder von diesem Beruf ausgehend vor vielen Jahren ihre berufliche Karriere begonnen haben
- Rückmeldungen zu den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen sowie Wertschätzung und Anerkennung von Dritten zu erfahren.
Weitere Praktika
Zusätzlich zu den vorgeschriebenen berufsorientierenden Schülerpraktika, die je nach Bundesland, Schulform und Klassenstufe zwischen zwei und drei Wochen betragen und im Verlauf des Schulbesuchs mehrmals stattfinden, gibt es eine Fülle weiterer Schülerpraktika, wie beispielsweise das freiwillige Praktikum in den Ferien, das strukturierte Fachpraktikum, das berufsbildende Praktikum, regelmäßige Praxistage, Praktikum zum Erwerb der Fachhochschulreife sowie die Praktika, die beispielsweise in berufsvorbereitenden Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit integriert sind oder selbst zum entscheidenden Element einer Maßnahme werden, wie in der Einstiegsqualifizierung (nach § 54a, SGB III).
Weitere Lernortwechsel, die es Schülerinnen und Schülern erlauben, Berufe bzw. die Arbeitswelt hautnah zu erleben, stellen Betriebsbesichtigungen, -führungen oder Betriebsorientierungstage dar, aber auch Angebote wie der jährlich bundesweit stattfindende Girl’s Day bzw. Boy’s Day gehören dazu.
Praktika in Werkstätten und Übungsfirmen
Viele allgemeinbildende Schulen kooperieren zudem mit berufsbildenden Schulen vor Ort, zum Beispiel, indem die Schülerinnen und Schüler an einem Tag pro Woche die berufsbildende Schule besuchen, um in deren Werkstätten und Büros verschiedene Berufsbilder ganz praktisch kennenzulernen. Angeleitet werden sie dabei durch die Lehrerinnen und Lehrer der Berufsschule, oftmals aber auch durch Lehrertandems aus der allgemein- und der berufsbildenden Schule. Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt das Programm zur "Förderung der Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten" – kurz Berufsorientierungsprogramm „BOP“ (s. u.)
Trans-Job-Projekte
Lernortwechsel, im Sinne wechselnder Lernerfahrungen an zwei festen Lernorten, bilden auch so genannte Projektarbeiten oder Trans-Job-Projekte, die hier abschließend für die Vielzahl möglicher Angebote mit Lernortwechsel genannt werden sollen. Bei diesem Angebot kooperieren Schule und Unternehmen über einen längeren Zeitraum sehr eng. Zu ausgewählten wirtschaftlichen oder technischen Fragestellungen übernimmt es die Schule, die notwendige Theorie zu vermitteln. Zu festgelegten Zeiten wird im Unternehmen dann praktisch erprobt bzw. umgesetzt, was in der Schule an Fragestellungen entwickelt wurde. Gerade zur Förderung der MINT-Berufe bieten solche Projekte Schülerinnen und Schülern eine gute Möglichkeit, reale Arbeitssituationen zu erleben und dadurch ihr Berufswahlspektrum zu erweitern.
Messen und Tage der offenen Tür
Auch der Besuch regionaler oder überregionaler Ausbildungs-, Berufsbildungs- oder Studienmessen sowie Besuche am Tag der offenen Tür bilden eine gute Gelegenheit, direkt mit Betrieben, Unternehmen oder Hochschulen in Kontakt zu kommen. Häufig bilden solche Besuche den Ausgangspunkt für eine intensive Kooperation zwischen Schule und einem der genannten Partner.
Einbindung von Unternehmen
Die schulische Berufs- und Studienorientierung hat sich in den zurückliegenden Jahren stark verändert. In ihrem Engagement, Schülerinnen und Schüler gut auf ihren Weg in die Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten, ermutigen Schulen ihre Schülerinnen und Schüler nicht nur dazu, temporär den Lernort Schule zu verlassen, um außerhalb Lernerfahrungen zu machen, die die Schule so praxisnah nie anbieten könnten. Parallel dazu haben Schulen ihre Türen weit für Kooperationspartner geöffnet. Sie laden Unternehmen, Unternehmensvertreter, Auszubildende, aber auch Vertreterinnen und Vertreter privater und anderer öffentlicher Institutionen und Organisationen ein, in der Schule aktiv zu werden. Zu diesen Aktivitäten zählen beispielsweise:
- Unternehmenspräsentation
Ortsansässige Unternehmen präsentieren sich gerne in Schulen. Damit kombiniert werden kann eine Vorstellung der möglichen Ausbildungsberufe und der damit verbundenen Karrierechancen im Unternehmen. Viele Betriebe kommen auch zu schuleigenen Berufsinformationstagen oder Berufsorientierungsmessen. - Ausbildungsbotschafter
Ein Angebot, das in verschiedenen Bundesländern durch die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammer angeboten wird. Getragen von der Idee, dass es gerade Auszubildende sind, die Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe über ihre Ausbildung, ihren zukünftigen Beruf und seine Aufstiegsmöglichkeiten berichten können, werden Auszubildende auf die Arbeit in den Schulen speziell vorbereitet. In kleinen Gruppen besuchen sie eine Klasse, eine Schule und stellen sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler.
- Fachvorträge und Expertenvorträge
Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft oder Hochschule halten Vorträge zu ausgewählten wirtschaftlichen oder unternehmerischen Themen oder über Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege in der Region. - Bewerbungstraining, Auswahlverfahren, Eignungstest
Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen oder Hochschule proben mit Schülerinnen und Schülern Vorstellungsgespräche, berichten aus Unternehmersicht, worauf es dabei wirklich ankommt bzw. simulieren Aufnahme- oder Einstellungstests.
Einbindung der Bundesagentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit ist der Kooperationspartner der Schulen. Die Grundlagen dieser Kooperation finden sich in den bereits erwähnten Rahmenvereinbarungen zur Zusammenarbeit zwischen Kultusministerkonferenz und Bundesagentur für Arbeit bzw. den Vereinbarungen auf Landesebene.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berufsberatung besuchen regelmäßig Schulen aller Schulformen und bieten Klassenveranstaltungen, Elterninformationen, vertiefte Berufsorientierung und Berufseinstiegsbegleitung an. Darüber hinaus bieten sie feste Sprechstunden für Schülerinnen, Schüler und deren Eltern an, wobei sie vielerorts sogar über eigene Büros in Schulen verfügen.
Als Partner, die neben ihrer Fachexpertise über zahlreiche Informationen zu aktuellen und zukünftigen Entwicklungen auf dem Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt verfügen und frühzeitig Kenntnis über neue oder sich verändernde Maßnahmen im Übergang Schule – Beruf haben, sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der örtlichen Agenturen für Arbeit und Jobcenter frühzeitig und kontinuierlich in die Entwicklung schuleigener BSO-Konzepte einbezogen werden.
Einbindung bundesweiter Netzwerke
Darüber hinaus gibt es bundesweite Netzwerke wie SCHULEWIRTSCHAFT, das sich seit über 60 Jahren dafür einsetzt, Zukunft gemeinsam zu gestalten und Schule und Arbeitswelt optimal zu verbinden. Neben Themen wie Migration und Flüchtlinge, MINT oder ökonomische Bildung bildet die Berufsvorbereitung ein Schwerpunktthema. Lokale Arbeitskreise, Veranstaltungen und Tagungen, der Berufswahlpass, zahlreiche Handreichungen und Materialien sowie über 8000 Mitgliedsbetriebe unterstützen Schulen in ihrer BSO.
SCHULEWIRTSCHAFT koordiniert zudem das bundesweite Netzwerk Berufswahl-SIEGEL. Auf der Grundlage festgelegter Kriterien können Schulen ihre Konzepte zur BSO begutachten lassen. Schulen, die die Kriterien erfüllen, erhalten ein SIEGEL. In einigen Bundesländern gibt es von Seiten der Kultusbehörden allerdings Anreize zur Teilnahme. So wird das SIEGEL in Niedersachsen beispielsweise auf die Schulqualität angerechnet. Unabhängig des Netzwerks Berufswahl-SIEGEL verfügen alle Bundesländer über Gütesiegel zur gelungenen Berufsorientierung. Die Mehrzahl der Bundesländer bietet die Überprüfung der Konzepte auch für SEK II an. Die Teilnahme ist generell freiwillig.
Eltern
Eltern spielen in der Phase der beruflichen Orientierung ihrer Kinder eine entscheidende Rolle. Nach Aussagen von Schülerinnen und Schülern bilden sie, neben Freunden und Bekannten, in dieser Phase die wichtigsten Gesprächspartner. Diese Bedeutung der Eltern greift auch die aktuelle Rahmenvereinbarung zwischen der Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit auf, wenn sie die konsequente Einbeziehung von Eltern und Erziehungsberichtigten in den Prozess der beruflichen Orientierung fordert. Dahinter steht auch das Wissen, dass Schülerinnen und Schüler, die unabhängig der besuchten Schulform von ihren Eltern intensiv unterstützt werden, die BSO leichter fällt.
Viele Eltern fühlen sich jedoch angesichts einer sich rapide verändernden Arbeitswelt und der Fülle sich bietender Möglichkeiten am Übergang Schule – Beruf nicht in der Lage, ihre Kinder in dieser Entscheidungssituation umfassend zu beraten. In dieser Situation spielen das Bildungsniveau der Eltern und die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht eine entscheidende Rolle. So beklagen insbesondere Alleinerziehende, Eltern aus bildungsfernen Schichten oder Eltern mit Migrationshintergrund, denen grundlegende Kenntnisse über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem fehlen, dass sie ihre Kinder in der Phase der beruflichen Orientierung nicht angemessen unterstützen können. Gerade Eltern aus diesen Schichten, die oftmals auch Berührungsängste gegenüber der Schule haben, müssen erreicht werden, um ihren Kindern Orientierung und Halt zu bieten.
Sollte der direkte Übergang in Ausbildung oder Studium nicht gelingen, stehen auch nach der Zeit in der allgemeinbildenden Schule eine Vielzahl an Angeboten zur Berufsorientierung zur Verfügung. Es existieren auf Bundesebene Angebote zur Berufsvorbereitung (nach dem SGB III), in denen Instrumente der Berufsorientierung integriert sind, wie zum Beispiel in den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen. Bei der Einstiegsqualifizierung handelt es sich um eine intensive Form einer betrieblichen Phase (Praktikum), das die Anbahnung des Ausbildungsverhältnisses zum Ziel hat. Nicht zuletzt durch die Ergebnisse der BIBB-Übergangsstudie wurde die Bedeutung von Praktika beim Übergang von der Schule in Ausbildung verdeutlicht. Neben diesen Regelinstrumenten existieren Programme auf Bundesebene, die teilweise bereits auch in der Schule ansetzen, so zum Beispiel die Berufseinstiegsbegleitung.
- Herausforderungen
Wie aktuelle gesellschaftliche Veränderungen zu Herausforderungen für die Berufsorientierung werden, beschreibt die Autorin auf der folgenden Unterseite.
- Rahmenvereinbarung von KMK und BA (PDF)
Auf den Seiten der Arbeitsagentur finden Sie die Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung zwischen der Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit. - Netzwerk Berufswahl-SIEGEL
Das Berufswahl-SIEGEL wird Schulen mit einer ausgezeichneten Berufs- und Studienorientierung verliehen. Sie werden bei der systematischen Verbesserung ihrer Berufs- und Studienorientierung begleitet und anerkannt.