19.11.2024 | Redaktion | AGJ

Fachkräfte am Limit?!

Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ)

Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland weist in fast allen Arbeitsbereichen eine hohe Wachstumsdynamik auf. Gleichzeitig stellen neue gesetzlich festgeschriebene Aufgaben, der Ausbau von Angeboten und der sich verschärfende Fachkräftemangel das System vor enorme Herausforderungen. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) hat ein Positionspapier zu den Auswirkungen dieser Entwicklungen veröffentlicht. Über die Problembetrachtung hinaus bietet das Papier auch Lösungsansätze zum Umgang mit Belastungssituationen im beruflichen Alltag.

Aus Sicht der Autorinnen und Autoren des  Positionspapiers ist zu beobachten, dass die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in doppelter Hinsicht mit steigenden Belastungen konfrontiert seien: einerseits durch eine Selbstbetroffenheit durch aktuelle Krisen, andererseits durch komplexere Bedarfslagen der Zielgruppen Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu zunehmenden gesellschaftlichen Konfliktlinien, die auch in die praktische Arbeit der Fachkräfte hineinreichen: "Die als krisenhafte Entwicklung wahrgenommenen nationalen, internationalen und globalen Ereignisse wie Kriege, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und sich verfestigende Armutslagen erhöhen die Belastungen der Adressat*innen der Kinder- und Jugendhilfe und auch der Fachkräfte selbst."

Aus Sicht der AGJ kann die Initiierung und Stärkung gesundheitsförderlicher Strategien zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Verringerung der Belastungen bei den Fachkräften beitragen. Dabei geht es um Ansätze zur Förderung der Resilienz von Fachkräften in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe und auf der Organisationsebene. Auf der individuellen Ebene heben die Autorinnen und Autoren folgende Faktoren hervor, die Resilienz fördern können:

  • Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse, Grenzen, Belastungen und Emotionen
  • Klarheit über eigene Werte und Haltungen
  • Selbstsicherheit und Mut, diese Bedürfnisse und Werte auch zu kommunizieren und sich in den jeweiligen Situationen dafür einzusetzen
  • Akzeptanz der Bedürfnisse, Haltungen, Belastungen und Herangehensweisen Anderer
  • Stärkung des Mitgefühls und Selbstmitgefühls

Auf der Organisationsebene sollten die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sowohl einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch ganze Teams bei Krisen und besonderen Belastungen auf resilienzfördernde Ressourcen zurückgreifen und diese gemeinsam mobilisieren können. Zugleich benennt das Papier aber auch die Grenzen dieser Strategien und weist auf die Notwendigkeit struktureller und systemischer Veränderungen hin.

Weitere Informationen

  • AGJ: Positionspapier
    Die AGJ ist Forum und Netzwerk bundeszentraler Zusammenschlüsse, Organisationen und Institutionen der freien und öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland.