Redaktion | BIBB
Die Probleme der Kleinstbetriebe
Studie von BIBB und Bertelsmann-Stiftung zu sinkender Ausbildungsbeteiligung
Sinkende Ausbildungszahlen und unbesetzte Ausbildungsplätze zeichneten sich bereits vor der Corona-Krise ab. Insbesondere Kleinst- und Kleinbetriebe kämpfen mit Rekrutierungsschwierigkeiten und ziehen sich zunehmend aus der Ausbildung zurück. Eine gemeinsame Studie des BIBB und der Bertelsmann Stiftung erforscht Ursachen und präsentiert mögliche Lösungen zur Stärkung des Ausbildungssystems.
Sie befragten die Betriebe, aus welchen Gründen sie ihre Ausbildungsbeteiligung reduzieren und welche Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern in der dualen Ausbildung von Betrieben genutzt werden. Die Befragung ergab, dass sich die Mehrheit der Betriebe mehr Unterstützungsmaßnahmen bei der Bewerbersuche und Ausbildung wünscht, bestehende Angebote dieser Art aber oftmals nicht bekannt sind. 29 Prozent der Kleinst- (1-9 Beschäftigte) und Kleinbetriebe (10-19 Beschäftigte) bildeten in den letzten Jahren weniger oder gar nicht mehr aus. Bei den Mittelbetrieben (20-199 Beschäftigte) waren es 23 Prozent und bei den Großbetrieben (mehr als 200 Beschäftigte) 24 Prozent.
Betriebe, die weniger oder gar nicht mehr ausbildeten, geben zu 49 Prozent als Grund an, dass ihnen die Bewerber/-innen nicht geeignet erscheinen. 42 Prozent geben an, dass sie weniger oder keine Bewerbungen mehr erhalten. Kleinstbetriebe geben zudem deutlich häufiger kostenrelevante Gründe für ihre rückläufige Ausbildungsbeteiligung an. 59 Prozent der Kleinstbetriebe mit Ausbildungsstellenangebot 2018/19 berichten, dass sie nicht alle angebotenen Stellen besetzen konnten. Bei Klein- und Mittelbetrieben sind es 37 Prozent und bei Großbetrieben 27 Prozent. Da Kleinstbetriebe durchschnittlich nur eine oder zwei Ausbildungsstellen anbieten, führen Stellenbesetzungsprobleme bei diesen Betrieben häufig dazu, dass sie sich ungewollt gar nicht mehr an der Ausbildung beteiligen.
Hilfe bei der Suche nach Azubis
31 Prozent aller Betriebe geben im Jahr 2019 an, künftig mehr ausbilden oder erstmalig ausbilden zu wollen. Größere Betriebe und Betriebe, die bereits ausgebildet haben, äußern diese Absicht häufiger. Viele Betriebe äußern Unterstützungsbedarf bei der Ausbildung: 63 Prozent bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern, 48 Prozent bei der Vermittlung von Ausbildungsinhalten, 47 Prozent mittels Nachhilfe zu Berufsschulinhalten und ebenfalls 47 Prozent durch die Reduzierung der Ausbildungskosten. Unterstützungsbedarf äußern häufiger Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe sowie Betriebe, die künftig (mehr) ausbilden wollen.
Bei den Unterstützungsmaßnahmen nutzen Ausbildungsbetriebe am häufigsten ausbildungsbegleitende Hilfen, Einstiegsqualifizierung und Verbundausbildung (jeweils zwischen 14 und 16 Prozent). Die Nutzungshäufigkeit steigt mit der Betriebsgröße. Die erst vor einigen Jahren eingeführten Maßnahmen Assistierte Ausbildung und externe Beratung zu allen Ausbildungsfragen wie das Externe Ausbildungsmanagement EXAM nutzen nur sieben bis acht Prozent aller Ausbildungsbetriebe. Bei diesen Maßnahmen unterscheidet sich die Nutzungshäufigkeit nicht entsprechend der Betriebsgröße. 71 Prozent der Ausbildungsbetriebe und ausbildungsinteressierten Nichtausbildungsbetriebe geben an, die Assistierte Ausbildung nicht zu kennen. Externe Beratungsangebote wie EXAM kennen 65 Prozent nicht. Ausbildungsbegleitende Hilfen und Einstiegsqualifizierung kennen 54 Prozent nicht. Die Verbundausbildung ist 45 Prozent dieser Betriebe nicht bekannt. Die Bekanntheit der Maßnahmen steigt mit der Betriebsgröße und liegt höher, wenn Betriebe bereits ausbilden oder früher ausgebildet haben.