26.06.2023 | Redaktion | IAB
Die Ausgleichsabgabe wirkt – meistens
Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Die Ausgleichsabgabe fördert die Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung: Firmen knapp oberhalb des Grenzwerts von 40 Mitarbeitenden beschäftigen im Schnitt mehr Personen mit Behinderung, als es ohne die Regelung der Fall wäre. Die Abgabe wird von Unternehmen entrichtet, die ihrer Verpflichtung zur Einstellung von Menschen mit Behinderungen nicht nachkommen. Die Analyse zeigt aber auch Nebenwirkungen. Dazu zählen ein verminderter Beschäftigungsaufbau und ein höherer Anteil an geringfügiger Beschäftigung für Unternehmen, die knapp unterhalb der Schwellenwerte liegen.
Um die Teilhabe von Menschen mit Schwerbehinderung am Arbeitsleben zu fördern, müssen Unternehmen in Deutschland mit 20 bis 39 Mitarbeitenden mindestens eine schwerbehinderte Person beschäftigen, Unternehmen mit 40 bis 59 Mitarbeitenden mindestens zwei. Einige wenige Unternehmen scheinen unterhalb des Schwellenwerts von 40 Beschäftigten zu bleiben, um einer Erhöhung der Ausgleichsabgabe zu entgehen. Auch bauen Unternehmen direkt unterhalb des Schwellenwerts von 40 ihre Beschäftigung im Schnitt seltener weiter auf und zahlen geringere Löhne als Unternehmen knapp oberhalb des Schwellenwerts.
Darüber hinaus haben Unternehmen, die knapp unterhalb der einschlägigen Schwellenwerte liegen, im Schnitt einen höheren Anteil an geringfügiger Beschäftigung. "Dies dürfte daran liegen, dass geringfügig Beschäftigte bei der Berechnung der Unternehmensgröße in der Regel nicht mitzählen. So entsteht ein Anreiz, reguläre durch geringfügig Beschäftigte zu ersetzen", erklärt die IAB-Forscherin Franka Vetter. Aus Sicht der Autorinnen bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Inklusion von Menschen mit Schwerbehinderung zu verbessern. Dazu zählen beispielsweise eine verstärkte Weiterqualifizierung der Betroffenen und stärkere positive Anreize wie beispielsweise Prämien oder öffentliche Anerkennung für Unternehmen, die die Quote erfüllen.