01.10.2024 | Redaktion | Deutscher Verein

Chancenorientierte Begleitung

Deutscher Verein gibt Empfehlungen zur Berufsvorbereitung Geflüchteter

Geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, hilft ihnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, liegt aber auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse, etwa bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels. Vor diesem Hintergrund hat der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge Empfehlungen veröffentlicht, die aufzeigen sollen, wie die Vorbereitung und Begleitung der Berufsausbildung Geflüchteter gelingen kann: mit einem chancenorientierten Ansatz, der an ihren Kompetenzen ansetzt und zugleich flucht- und geschlechtsspezifische Herausforderungen aufgreift.

Bild: Volker Witt/Adobe Stock

Der Deutsche Verein wirbt dafür, Chancen zu erkennen, und empfiehlt, die Kompetenzen und Ressourcen Geflüchteter wertzuschätzen: "Viele bringen Mehrsprachigkeit, hohe Stressresistenz, Motivation, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen mit, haben Verbindungen in migrantische Communities, zeigen oft hohe Betriebstreue, bringen neue Perspektiven ein und erhöhen die Fähigkeit zu Innovation." Zugleich empfiehlt er, bei der Vorbereitung, Aufnahme und Absolvierung einer Berufsausbildung die spezifischen individuellen Lebenslagen zu berücksichtigen, die sich aus ihrer Fluchtgeschichte ergeben. So sind die Einstellungen, Erwerbsbiografien und Qualifikationen geflüchteter Menschen durch ihre Herkunftsländer geprägt und nicht immer mit den in Deutschland geltenden Bedingungen kompatibel.

Institutionelle Zusammenarbeit und Vernetzung

Neben den fluchtspezifischen Herausforderungen nimmt die Stellungnahme des Deutschen Vereins auch geschlechtsspezifische Herausforderungen in den Blick: "Das Bild geflüchteter Frauen war lange davon geprägt, dass sie teils aus Gesellschaften kommen, in denen sie weniger stark an Erwerbsarbeit beteiligt sind. Zunehmend aber haben viele geflüchtete Frauen einen ausgeprägten Wunsch nach dem Erwerb von Sprachkenntnissen und beruflicher Qualifizierung, um Verantwortung für sich und ihre Familie zu übernehmen." Der Deutsche Verein empfiehlt deshalb unter anderem eine verlässliche Kinderbetreuung als wesentliche Voraussetzung, um berufsvorbereitende Maßnahmen in Anspruch nehmen zu können.

Die Berufsausbildung Geflüchteter liegt an der Schnittstelle zwischen Migrations-, Integrations-, Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Besonders wichtig ist deshalb aus Sicht des Deutschen Vereins die institutionelle Zusammenarbeit und Vernetzung: "Bei aller Unterschiedlichkeit gelten als Erfolgsfaktoren: Regelmäßiger Austausch, Abstimmung, Koordinierung von Maßnahmen, gemeinsame Planung von Programmen oder Prozessen, Kooperationsvereinbarungen oder gemeinsame Fallkonferenzen."

Individuelle rechtliche Situation klären

Der Deutsche Verein weist darauf hin, dass die Vorbereitung und Begleitung Geflüchteter komplexe Schnittstellen mehrerer Rechtsgebiete beinhaltet und die einschlägigen Gesetze und Verordnungen oft geändert werden. Wichtig sei es deshalb, die individuelle rechtliche Situation zu klären. Auch die Kompetenzen und Erwartungen der geflüchteten Menschen sollten in einem umfassenden Bildungsclearing festgestellt werden, in dem diese Faktoren erhoben und in die weitere Planung einbezogen werden können. Vorbereitende Qualifizierungsmaßnahmen, Angebote der Sprachförderung, Assistenzausbildungen und die Unterstützung des Bewerbungsprozesses könnten dann zum Erfolg bei der Arbeitsmarktintegration beitragen.

Nicht zuletzt empfiehlt der Deutsche Verein, die ausbildenden oder ausbildungsinteressierten Betriebe über Beratungs-, Unterstützungs- und Vernetzungsangebote zu informieren. Auch zur Begleitung der Berufsausbildung sowie zum Übergang von Berufsausbildung in Beschäftigung gibt er umfangreiche Handlungsempfehlungen für die Zielgruppen der Stellungnahme: mit Arbeitsmarktintegration befasste Fach- und Leitungskräfte auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sowie ausbildende Stellen der schulischen und dualen Berufsausbildung.

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