19.03.2019 | Redaktion
Längere Asylverfahren verzögern Integration und Spracherwerb
IAB-Kurzbericht zur Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt veröffentlicht
Längere Asylverfahren verzögern den Übergang in die erste Erwerbstätigkeit sowie den Beginn von Sprachkursen. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Der IAB-Kurzbericht zeigt, wie sich die Dauer des Asylverfahrens beziehungsweise der aktuelle Asylstatus auf die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und deren Möglichkeiten zum Spracherwerb auswirkt. Die Herkunftsländer der Flüchtlinge werden in dieser Analyse ebenfalls berücksichtigt.
In der Regel dürfen Flüchtlinge während ihres Asylverfahrens bereits nach drei Monaten eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, sofern sie nicht aus sicheren Herkunftsländern stammen und ihren Asylantrag vor dem 31.08.2015 gestellt haben. Rechtliche Vorgaben der Beschäftigungsmöglichkeiten beschränken jedoch den Zugang zum Arbeitsmarkt. Der Asylstatus beeinflusst also direkt die Integration in den ersten Arbeitsmarkt.
Der Stand des Asylverfahrens kann sich allerdings auch indirekt auswirken, zum Beispiel auf Angebote zum Spracherwerb. Obwohl der Erwerb der deutschen Sprache eine zentrale Komponente der erfolgreichen und nachhaltigen Arbeitsmarktintegration ist, bestimmt der Asylstatus, an welchen Sprachkursen Flüchtlinge teilnehmen dürfen.
Der Bericht zeigt, dass sich die Anerkennung eines Asylantrags und der Abschluss eines Asylverfahrens positiv auf die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und die Teilnahme an Sprachkursen, Verzögerungen hingegen negativ auswirken: Verlängert sich beispielsweise das Asylverfahren um sechs Monate, verringert sich die Übergangsrate in Erwerbstätigkeit um 11 Prozent.
Im Jahr 2017 verfügten zwei Drittel der Flüchtlinge in Deutschland über einen anerkannten Schutzstatus. Bei jeweils 16 Prozent wurden die Asylanträge abgelehnt beziehungsweise waren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen. Knapp ein Drittel dieser Flüchtlinge hat eine Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt aufgenommen; drei Viertel haben an einem ersten Sprachkurs teilgenommen.
Einfluss der Herkunftsländer
Die Autorinnen zeigen, dass Flüchtlinge aus Herkunftsländern mit guter Bleibeperspektive, z.B. Syrien, verstärkt an Sprachkursen teilnehmen. Laut IAB-Bericht geht der Abschluss eines Sprachkurses mit einer doppelt so hohen Übergangsrate in den ersten Arbeitsmarkt einher. Für Flüchtlinge aus Ländern mit geringer Bleibeperspektive, z.B. Albanien, scheinen Sprachkenntnisse eher von sekundärer Bedeutung. Sie nehmen schneller eine Erwerbstätigkeit auf. Dadurch versuchen sie, ihre Bleibechancen zu verbessern oder aber die verbleibende Zeit zu nutzen, um Geld zu verdienen.