07.09.2021 | Redaktion | Diakonie Deutschland
Absolute und relative Armut
Diakonie veröffentlicht "Wissen Kompakt" zur Armut in Deutschland
"Absolute Armut" bedeutet, dass Menschen ihre Grundbedürfnisse (Nahrung, Wohnung, Kleidung) nicht decken können. Der Begriff "relative Armut" bezieht auch die Lebens- und Entwicklungschancen in der Gesellschaft ein, bei ihm geht es um Bildung, um soziale und kulturelle Teilhabe. Wo genau die Unterschiede liegen, wie das Armutsrisiko und die soziale Ungleichheit sich in Deutschland entwickeln, was "verdeckte Armut" ist und welche Auswege es aus der Armut gibt, darüber informiert eine neue Ausgabe der Reihe "Wissen Kompakt" der Diakonie Deutschland.
Ob absolute oder relative Armut – Armut bedeutet, dass Menschen nicht die Teilhabemöglichkeiten haben, die in einer Gesellschaft als normal gelten, und zugleich materiellen Mangel erleiden. Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zum Leben hat, gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet beziehungsweise einkommensarm. Dieses "Armutsrisiko" betrifft fast ein Sechstel der Bevölkerung.
Rund ein Fünftel der Bevölkerung gilt als von "Armut oder sozialer Ausgrenzung" betroffen. Dazu werden weitere Faktoren hinzugezogen, beispielsweise schlechter Arbeitsmarkzugang, Überschuldung, fehlende Mittel für kurzfristig nötige Reparaturen mit bis zu 1.000 Euro, nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit, keine sichere Wohnkostenfinanzierung, Probleme mit Mobilität im Alltag oder Unmöglichkeit von wenigstens tageweisen Reisen mit der Familie in längeren Abständen.
Zunahme des Armutsrisikos in Städten
Nach Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auf Grundlage des sozioökonomischen Panels (SOEP) wächst die gesellschaftliche Ungleichheit besonders seit der Finanzmarktkrise von 2009. Zwar profitieren die meisten Haushalte von Einkommenszuwächsen seit 1991, nicht aber die Haushalte mit den geringsten Einkommen. Auch Armut trotz Arbeit nimmt in der Langzeitbetrachtung relativ zu. Beides betrifft in besonders hohem Maße Zugewanderte. Zudem verläuft die Armutsentwicklung regional sehr unterschiedlich. Insbesondere in städtischen Ballungszentren kommt es in den letzten 15 Jahren auch unabhängig von der durchschnittlichen Armutsentwicklung zu einer deutlichen Zunahme des Armutsrisikos um bis zu zehn Prozentpunkte.