26.09.2019 | Redaktion | GEW
Genügen fünf Milliarden?
GEW berechnete Kosten für Digitalisierung der Berufsschulen
Der Koalitionsvertrag sieht zur Stärkung der beruflichen Bildung unter anderem eine "Ausstattungsoffensive für berufliche Schulen vor dem Hintergrund der Digitalisierung" vor. Im Zeitraum von 2019 bis 2024 sollen insgesamt fünf Milliarden Euro an Bundesmitteln für allgemeinbildende und berufliche Schulen zur Verfügung gestellt werden. Doch genügt dieser Betrag überhaupt für eine Mindestausstattung? Eine Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) beantwortet diese Frage mit einem klaren Nein.
Nach Berechnung der GEW benötigen die Berufsschulen "selbst bei vorsichtiger Kalkulation" pro Jahr etwa eine Milliarde Euro für eine angemessene digitale Ausstattung. Im fünf Jahre umfassenden Förderzeitraum liegt also der Bedarf alleine der berufsbildenden Schulen etwa bei der Summe des gesamten vorgesehenen Fördervolumens. Für die allgemeinbildenden Schulen kalkuliert die GEW mit 15,8 Milliarden Euro einen Bedarf "weit jenseits der zur Verfügung stehenden Mittel". Anders gesagt: Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Mittel des Digitalpakts decken gerade einmal ein Viertel des kalkulierten Gesamtbedarfs der allgemein- wie berufsbildenden Schulen in Höhe von 21 Milliarden Euro.
Fortbildung der Lehrkräfte erforderlich
Nach Einschätzung der Autoren der Studie, Roman George und Ansgar Klinger, darf die Digitalisierung der Schulen nicht auf die Ausstattung mit Hard- und Software verkürzt werden: "Wenn digitale Medien so eingesetzt werden sollen, dass sie tatsächlich das Lernen befördern, sind Fortbildungen für die Lehrkräfte unerlässlich." Dabei gehe es weniger um EDV-Grundlagen, sondern in erster Linie darum, digitale Medien im jeweiligen Fachunterricht gewinnbringend einzusetzen. Den mit Abstand größten Kostenanteil verursacht der IT-Support, also die Lösung auftretender Hardware- oder Softwareprobleme.
Im Fazit weist die Studie auf ein Problem hin, das nicht nur die Digitalisierung, sondern den Berufsschulunterricht insgesamt in Frage stellt: den Lehrermangel. Dieser droht sich weiter zu verschärfen, da ein großer Anteil der Kollegien in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen wird. Hinzu kommt, dass die Schülerzahlen deutlich höher ausfallen werden, als von den älteren Prognosen der Kultusministerkonferenz erwartet wurde.