06.02.2023 | Redaktion | FES
Vorschläge zur Ausbildungsgarantie
Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung analysiert Vorteile und Möglichkeiten
Immer mehr Jugendliche gehen bei der Ausbildungsplatzsuche leer aus, insbesondere solche mit schlechteren Startchancen und geringerer formaler Bildung. Um dem entgegenzuwirken und zugleich einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten, plädieren Dieter Euler und Susan Seeber in einer Studie für die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) für die Umsetzung einer Ausbildungsgarantie, wie sie auch im aktuellen Koalitionsvertrag angekündigt wird. Sie skizzieren die Handlungsbedarfe und die Argumente für die Einführung und analysieren die Gelingensbedingungen bei der Ausgestaltung.
Bild: Ausschnitt aus der Titelseite der Studie
Handlungsbedarf sehen Dieter Euler und Susan Seeber zum einen im Bereich der Fachkräftesicherung. Vor allem wachsende Passungsprobleme im Angebot an und in der Nachfrage nach beruflicher Ausbildung tragen neben anderen Faktoren zum Fachkräftemangel bei, der aus ihrer Sicht durch die duale Ausbildung nicht bewältigt werden kann: „Die bestehenden Schwierigkeiten sind über eine alleinige Marktregulierung von Ausbildungsmöglichkeiten nicht zu lösen.“ Die Funktion, die soziale Integration junger Menschen zu gewährleisten, könne die Berufsausbildung nur unzureichend erfüllen. Insgesamt weise das berufliche Ausbildungssystem erhebliche Dysfunktionalitäten und Koordinationsdefizite auf, die sowohl die Fachkräftesicherung als auch die soziale Integrationsfunktion schwächen.
Argumente für die Ausbildungsgarantie gibt es aus Sicht von Euler und Seeber genug: So kann sie zum Beispiel Betrieben helfen, Jugendliche mit einem ausgeprägten Förderbedarf erfolgreich zu einem Ausbildungsabschluss zu führen, die zuvor in einem ersten außerbetrieblichen Ausbildungsjahr darauf vorbereitet werden. Jugendliche mit Startnachteilen wiederum erhalten die Möglichkeit, gezielt in eine Ausbildung einzumünden, die ihren Fähigkeiten und Präferenzen entspricht. Die Ausbildungsgarantie kann dazu beitragen, eine positive Grundlegung für einen erfolgreichen Beschäftigungsverlauf in ihrem Erwerbsleben zu schaffen. Für Staat und Gesellschaft könnte es ein Vorteil sein, dass die durch den Übergangssektor verursachte finanzielle Belastung verringert und die Förderung effizienter und fokussierter werden könnte.
Weiterentwicklung der Regelangebote
Euler und Seeber plädieren für ein Rahmenmodell der Ausbildungsgarantie, in dem möglichst häufig und frühzeitig ein Wechsel in betriebliche Ausbildungsverhältnisse stattfinden kann, bei dem bereits erzielte Teilleistungen angerechnet werden. Erfolgt kein Wechsel, können die Jugendlichen ihre Ausbildung mit der staatlichen Förderung bis zur Abschlussprüfung fortsetzen. Als Voraussetzung für die Förderung sollen die Jugendlichen nachweisen, dass sie sich bereits mehrfach erfolglos um einen betrieblichen Ausbildungsplatz bemüht haben. Auf Bundesebene schlagen Euler und Seeber eine Weiterentwicklung des bestehenden Regelangebots "Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen" (BaE) zu einer Berufsausbildung-Plus (BA+) vor. Berufsvorbereitende Förderprogramme wie BvB und Einstiegsqualifizierung könnten dann schrittweise in Richtung BA+ umgesteuert werden.
Weitere Informationen
- FES: Ausbildungsgarantie (PDF)
Dieter Euler war bis zu seiner Emeritierung Lehrstuhlinhaber an der Universität St. Gallen. Susan Seeber ist Professorin an der Georg-August-Universität Göttingen.