08.02.2024 | Redaktion
Übergänge partizipativer gestalten
Handlungsempfehlungen der Fachgruppe "Visionen für den Übergangsbereich"
Im Übergang von der Schule in den Beruf haben Jugendliche mit niedrigen Schulabschlüssen meist nicht die gleichen Möglichkeiten und Chancen wie solche, die etwa das Abitur vorzuweisen haben. Viele von ihnen haben das Gefühl mangelnder Selbstwirksamkeit und politischer Einflussnahme und bewerten die Demokratie negativer. Eine Fachgruppe von Expertinnen und Experten hat nun Handlungsempfehlungen entwickelt, die darauf abzielen, den Übergangsbereich partizipativer und demokratischer zu gestalten. Begleitet wurde diese von der Fachstelle Demokratieförderung im Übergangssystem.
Im Jahr 2021 waren etwa 630.000 junge Menschen in Deutschland nicht in schulischer oder beruflicher Bildung, einem Studium oder einer Beschäftigung. Viele von ihnen münden in den Übergangsbereich, vor allem jene, die keinen anerkannten oder einen niedrigen Schulabschluss haben. Dieser ist aus Sicht der Fachgruppe "Visionen für den Übergangsbereich" von Defizitorientierung und Diskriminierung geprägt: "Die jungen Menschen sehen sich einem rigiden Ausbildungssystem gegenüber, in dem nicht ausreichend auf individuelle Bedarfe eingegangen wird und das stigmatisierend wirkt." Vorschläge für diskriminierungskritische Reformen und neue Visionen für die Gestaltung der Übergangsphase, das Berufsleben und die gesellschaftliche Teilhabe seien daher dringend geboten.
Grundlage dafür sind aus Sicht der Fachgruppe Wertschätzung und Anerkennung der jungen Erwachsenen, die an Maßnahmen des Übergangsbereiches teilnehmen. Darauf aufbauend sei es nötig, die Jugendlichen hin zu einer "erwerbsbiografischen Selbstverantwortung" zu unterstützen, damit sie lernen, Verantwortung für den eigenen Lebensweg zu übernehmen. Zugleich gelte es, durch Bildungs- und Beratungsinitiativen Räume für Erfahrungen schaffen, welche die politische Beteiligung und das berufliche Engagement fördern. Die Fachgruppe fasst ihre Vision in drei Handlungsempfehlungen zusammen:
Handlungsempfehlung 1: Diskriminierungsfreie Übergänge gestalten
Der Übergangsbereich könnte und sollte einen entscheidenden Beitrag zur beruflichen und gesellschaftlichen Orientierung und Entwicklung junger Menschen leisten. Eine Phase beruflicher Findung und des Ausprobierens von Alternativen sollte allen Jugendlichen, unabhängig von ihrem schulischen Abschluss, zugestanden werden, denn Orientierungsphasen nach der Schule sind für junge Menschen von enormer Bedeutung. Voraussetzung dafür ist es jedoch, bestehende Ungleichheiten, Diskriminierungen und Stigmatisierungen im Kontext des Übergangsbereichs abzubauen.
Handlungsempfehlung 2: Partizipation, Flexibilisierung, Freiwilligkeit und Kreativität
Partizipation, Flexibilität und Freiwilligkeit ermöglichen jungen Erwachsenen, ihre Übergangsphasen besser zu gestalten und sich aktiv in diesen Prozess einzubringen. Zusätzlich fördert Kreativität die Selbstwirksamkeitserwartung der Jugendlichen und sie trägt dazu bei, dass die berufliche Bildung den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Jugendlichen mehr entspricht.
Handlungsempfehlung 3: Wertschätzende Begleitung und Beratung
Ausgangspunkt aller Begleitungs- und Beratungsprozesse sollten die Wünsche und Vorstellungen der jungen Erwachsenen sein. Dies setzt voraus, dass den jungen Menschen grundsätzlich offen und wertschätzend begegnet wird, ihre Perspektiven ernstgenommen und sie als entscheidungsfähige Personen anerkannt werden. Um dies zu gewährleisten, müssen Beratungsprozesse ergebnisoffen gestaltet werden. Es ist mit den jungen Menschen zu klären, ob die Vermittlung in eine Ausbildung das primäre Ziel ist, oder andere Themen wichtiger sind.
In diesen drei Handlungsfeldern hat die Fachgruppe konkrete Empfehlungen zur Umsetzung formuliert, die Impulse für Reformen und Verbesserungen am Übergang Schule – Beruf geben sollen.