16.10.2024 | Redaktion

Trotz Ängsten optimistisch

Shell-Studie 2024 analysiert Einstellungen, Werte und Wünsche junger Menschen

Eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland steht positiv zu Staat und Gesellschaft und sieht für sich gute Zukunftschancen. Dem gegenüber sind nur etwa zwölf Prozent von ihnen verdrossen und unzufrieden. Das ist ein Ergebnis der Shell-Jugendstudie 2024. Mehr als 80 Prozent der Jugendlichen haben aber auch Angst vor einem Krieg in Europa. Ein ähnlich großer Teil sorgt sich um die wirtschaftliche Lage. Studienleiter Mathias Albert fasst die Ergebnisse der Studie so zusammen: "Junge Menschen sind sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch zukunftsgewandt."

Bild: micromonkey/Adobe Stock

Bei der Befragung von über 2.500 jungen Menschen im Alter von zwölf bis 25 Jahren zeigte sich, dass sie mit den politischen Parteien eher unzufrieden sind, dem Staat und der Demokratie aber weitgehend vertrauen. In den westlichen Bundesländern trifft dies auf 77 Prozent zu, in den östlichen hingegen nur auf 60 Prozent. Jede(r) Zweite der Befragten bezeichnet sich selbst als politisch interessiert – so hoch war das Interesse an Politik seit den 90er Jahren nicht mehr. Im Durchschnitt stufen sie sich im politischen Spektrum leicht links ein, wobei die Polarisierung vor allem bei den männlichen Jugendlichen  etwas zugenommen hat: Jeder Vierte stuft sich selbst als "eher rechts" oder "rechts" ein, während dies bei den weiblichen nur elf Prozent tun.

Weibliche Jugendliche vertreten auch häufiger progressive und postmaterialistische Werte als männliche: Ein Drittel der jungen Frauen spricht sich etwa für das Gendern aus, aber nur zwölf Prozent der jungen Männer. Insgesamt bleiben die Lebensziele und Werte junger Menschen recht stabil. Deutlich über 90 Prozent nennen als wichtigste Ziele "Gute Freunde haben, die einen anerkennen und akzeptieren", "Einen Partner haben, dem man vertrauen kann" und "Ein gutes Familienleben führen". Die große Mehrheit von ihnen (über 80 Prozent) nennen Werte, die auf Toleranz und Selbstentfaltung ausgerichtet sind – Gesund leben,  Vielfalt respektieren, Fleißig sein, aber auch Fantasie und Kreativität.

Erstaunlich positiver Blick auf die Zukunft

Die größten Ängste junger Menschen sind die vor einem Krieg und einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Allerdings hatten sie noch nie zuvor so wenig Angst vor Arbeitslosigkeit oder davor, keinen Ausbildungsplatz zu finden. Nur noch auf ein Drittel der Befragten trifft dies zu. Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung machen etwa zwei Drittel der Jugendlichen Angst. Das ist etwas weniger als noch im Jahr 2019. Junge Ostdeutsche haben insgesamt mehr Ängste und Sorgen als Westdeutsche – nur vor Ausländerfeindlichkeit fürchten sie sich seltener. Trotz dieser Ängste zeigt die Shell Jugendstudie 2024 eine erstaunlich positive Sicht der jungen Menschen: 56 Prozent sehen optimistisch auf die Zukunft der deutschen Gesellschaft, so viele wie nie zuvor seit dem Jahr 2002.

Die Mehrzahl der Jugendlichen (35 Prozent) nutzt als Informationskanäle sowohl Online- als auch klassische Medien wie Fernsehen, Radio oder Zeitungen und Zeitschriften, nur zehn Prozent nutzen ausschließlich Online-Medien wie News-Portale, Social Media und Messenger-Dienste, nur fünf Prozent ausschließlich klassische. Über 80 Prozent vertrauen klassischen Medien wie ARD- oder ZDF-Fernsehnachrichten und überregionalen Zeitungen. Deutlicher geringer fällt das Vertrauen in Online- Informationskanäle aus, allerdings mit leicht steigender Tendenz. Die jungen Menschen sind sich der Chancen und Risiken der digitalen Informationsgesellschaft bewusst, wünschen sich aber auch mehr Aufklärung über Künstliche Intelligenz und Falschinformationen.

Weitere Informationen

  • Shell: Jugendstudie 2024
    Für die 19. Shell Jugendstudie seit 1953 wurde eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe von 2.509 jungen Menschen im Alter von zwölf bis 25 Jahren persönlich befragt.