19.10.2021 | Redaktion
Schwieriger Übergang in Ausbildung
Studie von IAB und WZB zu Jugendlichen von Förderschulen
Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf besucht in Deutschland eine Förderschule. Wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt, finden Jugendliche von Förderschulen mit dem Schwerpunkt "Lernen" nur schwer Zugang zu einer Ausbildung und beenden diese oft nicht. Das gilt auch für Schulabgängerinnen und -abgänger, die einen vergleichbaren Abschluss haben wie Jugendliche von Regelschulen.
Etwa 23 Prozent der ehemaligen Förderschülerinnen und -schüler haben sechs Jahre nach dem Besuch der 9. Klasse noch keine Ausbildung gefunden. Bei den Jugendlichen von Regelschulen, die maximal einen Hauptschulabschluss erlangt haben, waren es 13 Prozent. Jugendliche von Förderschulen verbringen außerdem mehr Monate in berufsvorbereitenden Maßnahmen als ehemalige Regelschülerinnen und -schüler mit Hauptschulabschluss. Zudem hatten nur 35 Prozent der Jugendlichen von Förderschulen ihre Ausbildung im Zeitraum von September 2011 bis Oktober 2016 erfolgreich abgeschlossen – bei den Jugendlichen von Regelschulen waren es 43 Prozent.
Bis zum 20. Lebensjahr erhöht sich der Anteil Jugendlicher aus Förderschulen, die weder erwerbstätig noch in Ausbildung sind oder eine Schule besuchen, auf fast ein Drittel. Unter den Abgängerinnen und Abgängern von Regelschulen mit maximal Hauptschulabschluss ist dieser Anteil mit 16 Prozent nur halb so groß. Schülerinnen und Schüler, die die Förderschule mit einem Hauptschulabschluss verlassen, weisen zwar eine höhere Beteiligung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auf als diejenigen ohne Hauptschulabschluss. Allerdings gelingt ihre Integration immer noch schlechter als bei Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss an einer Regelschule erlangt haben: Sie sind kürzer in einer betrieblichen Ausbildung, weniger Zeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt und leben länger in Bedarfsgemeinschaften, die Grundsicherung für Arbeitssuchende beziehen.
Mehr Unterstützung nötig
Die Befunde deuten zwar auf ein schlechteres Abschneiden der ehemaligen Förderschülerinnen und -schüler im Vergleich zu ehemaligen Hauptschülerinnen und -schüler hin, jedoch erlauben die Analysen keine direkten Rückschlüsse darauf, ob der Förderschulbesuch verantwortlich für dieses schlechtere Abschneiden ist. Dennoch empfehlen die Autorinnen und Autoren der Studie eine besondere Förderung dieser Jugendlichen: "Falls kein direkter Übergang in eine reguläre Ausbildung möglich ist, sollten berufsvorbereitende Maßnahmen umgesetzt werden, die dabei helfen, bei der Strukturierung des Wegs in Richtung Arbeitsmarkt zu unterstützen und die Potenziale der Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf auszuschöpfen." Nötig sei auch eine bessere Unterstützung an Förderschulen zur Erreichung eines Hauptschulabschlusses.
Weitere Informationen
- IAB-Kurzbericht 22/2021 (PDF)
Die Autorinnen und Autoren der Studie sind Laura Menze, Malte Sandner, Silke Anger, Reinhard Pollak und
Heike Solga.