12.12.2023 | Redaktion | Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit

Schuldistanz und Jugendsozialarbeit

Neue Ausgabe der Zeitschrift "dreizehn" des Kooperationsverbundes

Schulabsentismus, Schuldistanz, Schulverweigerung, Schulschwänzen – für das Fernbleiben vom Unterricht gibt es verschiedene Begriffe. Welche Ursachen gibt es für das Phänomen, und wie können die Schul- und die Jugendsozialarbeit dazu beitragen, ihm entgegenzuwirken? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die neue Ausgabe der Zeitschrift dreizehn des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit. "Schuldistanz" und "Schulabsentismus" werden darin als komplexe Phänomene verstanden, die tieferliegende Probleme und Herausforderungen widerspiegeln können.

Ausschnitt aus der Titelseite (bearbeitet)

In ihrem Beitrag "Multiprofessionelle Teams im Umgang mit Schulabsentismus" klärt Christine Sälzer die Begriffe für unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht  und zeigt anhand von Ergebnissen zweier empirischer Studien, dass die Haltung und das konsequente Verhalten des pädagogischen Personals mitentscheidend für das Verhalten der Schülerinnen und Schüler ist: "Wenn es dabei bleibt, dass eine schriftliche Entschuldigung im Nachhinein jegliche Absenz legitimiert und die Plausibilität einer Begründung nicht hinterfragt wird, nehmen Schüler*innen dies als eher passiv wahr und Absentismus ist deutlich attraktiver, als wenn sie damit rechnen müssen, dass ihr Fehlen im Unterricht hinterher genau eruiert wird." Bei der Verringerung von Absentismus Schulen hilft aus ihrer Sicht ein Netz von Ansprechpersonen, die möglichst nicht in einem Bewertungsverhältnis zu den Schülerinnen und Schülern stehen, aber zu einem einheitlichen, kooperativen und transparenten Vorgehen beitragen.

Zentrale Rolle der Jugendsozialarbeit

In Interviews mit Mitarbeitenden von Projekten und Hilfsangeboten zeigen Claudia Seibold und Stephanie Warkentin, dass die Jugendsozialarbeit eine zentrale Rolle die im Kontext des Schulabsentismus spielen kann: "Über individuelles Case Management, Beratung der jungen Menschen und ihrer Familien sowie die zeitweise Beschulung in alternativen außerschulischen Formaten werden junge Menschen darin unterstützt, die (Re)Integration in ihre ursprüngliche Schule, in eine andere Schule oder in passende Anschlussmaßnahmen erfolgreich zu bewältigen." Die Schulsozialarbeit sei dabei eine Brücke zwischen den jungen Menschen und der Schule sowie zu den Sonderdiensten. Die Interviewten wünschten sich, dass diese an Schulen aufgestockt werde. Es zeige sich, dass die multiprofessionelle und multiinstitutionelle Kooperation für ein erfolgreiches Arbeiten unerlässlich seien.

"An aktiven Schulen gehen die Lehrkräfte ins Gespräch und fragen bei unplausiblen Entschuldigungen nach." - Christine Sälzer

 

Andreas Kirchner beschreibt in seinem Beitrag die "wachsame Sorge" beziehungsweise "neue Autorität" als einen der vielversprechendsten Ansätze praktischer Pädagogik. Intendiert ist dabei die bewusste Reflexion und Stärkung der Erziehungspersonen als handelnde Instanzen im Erziehungsprozess, um Beziehungen in Aufmerksamkeit, Aktivität und Entschlossenheit gelingender zu gestalten. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem  autoritativen Erziehungsstil in asiatischen Ländern, mit dem Rather Modell, das für "Beziehung statt Strafe" steht, mit dem gemeinsamen frühzeitigen Handeln im Netzwerk sowie mit dem Nachholen des Schulabschlusses als Voraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg in Schule und Beruf.

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