21.01.2021 | Redaktion

"Migrationshintergrund" ist out

Fachkommission Integrationsfähigkeit veröffentlichte ihren Bericht

Der bisher gängige Begriff "Menschen mit Migrationshintergrund" soll durch "Eingewanderte und ihre (direkten) Nachkommen" ersetzt werden. Dies schlägt die von der Bundesregierung berufene Fachkommission Integrationsfähigkeit nach zweijähriger Arbeit vor. Die Umbenennung ist eine von 14 "Kernbotschaften" des Berichts "Gemeinsam die Einwanderungsgesellschaft gestalten", den die 25 Beteiligten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft Bundeskanzlerin Angela Merkel vorlegten.

Klick zum VergrößernAuftakttreffen im Februar 2019                    Bild: IntB/Plambeck

Es sei wichtig, im öffentlichen Diskurs auf eine sensiblere Verwendung von Sprache zu achten, betonen die  Kommissionsmitglieder – nicht zuletzt, um einer Polarisierung und Politisierung entgegenzuwirken. Zwar werfe auch der Begriff "Eingewanderte und ihre (direkten) Nachkommen" Probleme auf, jedoch sei eine ideale Lösung im Sinne eines universell einsetzbaren Begriffs, der sowohl wissenschaftliche als auch umgangssprachliche und politische Erwartungen erfüllt, schlichtweg nicht möglich.

Wie der Bericht aufzeigt, hat sich Deutschland in Europa zum mit Abstand wichtigsten Zielland für Migration entwickelt - weltweit liegt es nach den USA auf Platz 2: "Damit ist es de facto ein Einwanderungsland." Nach Überzeugung der Fachkommission ist es deshalb nötig, ein offenes Selbstverständnis von "Deutschsein" mit Zugehörigkeitskriterien zu entwickeln, die der Diversität des Einwanderungslandes Deutschland Rechnung tragen. Dies schaffe ein neues "Wir" und damit die Grundlage für ein gutes Miteinander.

Von Vielfalt profitieren

Wenn die Integration in den Bildungs- und Arbeitsmarkt gelinge, könnten sich daraus erhebliche wirtschaftliche Gewinne und auch fiskalische Erträge für den Sozialstaat ergeben, gerade angesichts des demografischen Wandels. Auch könnten offene Gesellschaften von steigender kultureller und sozialer Vielfalt profitieren. Die Fachkommission empfiehlt eine aktive Migrations- und Integrationspolitik, die diese Chancen erkennt und versucht, sie im Interesse der gesamten Bevölkerung auszuschöpfen. Dazu macht der Bericht konkrete Vorschläge.

"Die Kosten der Integration sind zugleich eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft." - Fachkommission Integrationsfähigkeit

 

In den 14 Kernbotschaften fordern die Expertinnen und Experten unter anderem eine Anerkennung und Reduzierung der Zielkonflikte zwischen Asyl- und Integrationspolitik, mehr Teilhabe, Repräsentanz und Anerkennung für eingewanderte Menschen sowie eine aktive Unterbindung von Diskriminierung, verbunden mit einem respektvollen Umgang miteinander. Außerdem befürworten sie eine vorausschauende Einwanderungspolitik als Voraussetzung für eine verbesserte Integration Eingewanderter in den Arbeitsmarkt, eine nachhaltige Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik und gleiche Gesundheitschancen.

Integration sei eine Querschnittsaufgabe, die alle politischen Bereiche und Ebenen betrifft: "Sie muss vor Ort umgesetzt werden und ist mit Kosten verbunden. Diese Kosten sind jedoch zugleich eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft."

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