23.06.2017 | Redaktion
Mehr Geflüchtete in Betrieben
IAB untersuchte Erfahrungen der Unternehmen, Hemmnisse und Erfolgsfaktoren
Der Anteil von Betrieben, die bereits Erfahrungen mit geflüchteten Menschen gesammelt haben, stieg von sechs Prozent im zweiten Quartal 2016 auf zehn Prozent im vierten Quartal. Das waren rund 211.000 Betriebe in Deutschland. Etwa 3,5 Prozent der Betriebe hatten im vierten Quartal 2016 bereits einen Geflüchteten oder eine Geflüchtete eingestellt – im zweiten waren es nur zwei Prozent gewesen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fragte die Betriebe auch nach Hemmnissen und Erfolgsfaktoren bei der Arbeitsmarktintegration.
Geflüchtete kommen, wie das IAB feststellt, also mehr und mehr am Arbeitsmarkt an. Vor allem mit Personen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak haben Betriebe Erfahrungen gesammelt. Der Anteil von Kleinstbetrieben ist dabei mit 45 Prozent besonders hoch, während der Anteil von Großbetrieben nur zwei Prozent ausmacht. Dies liegt vor allem daran, dass die große Masse der Betriebe in Deutschland kleine Betriebe sind – bezogen auf das jeweilige Segment ihrer Betriebsgröße berichtete ein Drittel der großen und ein Viertel der mittleren Betriebe über Erfahrungen mit Geflüchteten.
Viele Geflüchtete in Leiharbeit
Nach Branchen aufgeschlüsselt, liegt der Bereich der Arbeitnehmerüberlassung (Leiharbeit) mit 25 Prozent deutlich vorne. Eine frühere Studie des IAB zeigt, dass viele Ausländergruppen einen höheren „Sprungbretteffekt“ von Zeitarbeit in andere Beschäftigungsformen aufweisen. Auf die Arbeitnehmerüberlassung folgt das Gastgewerbe und dann die Bereiche Erziehung und Unterricht sowie Metalle und Metallerzeugung.
Etwa acht Prozent der befragten Betriebe gaben an, die Ausbildung von jungen Geflüchteten in ihre Planung einzubeziehen. Dieser Anteil scheint auf den ersten Blick recht niedrig auszufallen, berücksichtigt man aber, dass die Ausbildungsquote nur bei 20 Prozent liegt, ist er vergleichsweise hoch. Die Einstellung von Geflüchteten planten 15,7 Prozent der Betriebe, bei den Betrieben, die derzeit überhaupt Personal suchen, sind es sogar 35 Prozent.
Größtes Hemmnis: Fehlende Deutschkenntnisse
Doch was sind für deutsche Unternehmen die größten Hemmnisse für eine Ausbildung oder Beschäftigung geflüchteter Menschen, wo haben sie die deutlichsten Vorbehalte? – 49 Prozent der Betriebe, die keine Beschäftigung planen, nennen hier fehlende Deutschkenntnisse, ein zu geringes Qualifikationsniveau und die Hürde, dass sie zunächst einmal eine Qualifikationsfeststellung vornehmen müssten. Die besten Chancen auf eine Ausbildung und Beschäftigung haben Geflüchtete bei Betrieben, bei denen bereits ein hoher Anteil von Menschen mit ausländischer Nationalität arbeitet.
Insgesamt sieht das IAB in der Zuwanderung aus Kriegs- und Krisenregionen eine "gesellschaftliche und betriebliche Chance, das künftige Personalangebot auf dem bestehenden Niveau mittelfristig zu stabilisieren." Für den Erfolg dieser Menschen auf dem Arbeitsmarkt sind berufsrelevante Sprachkenntnisse und Qualifikationen aus Sicht des Instituts ein wichtiger Schlüssel.