31.03.2021 | Redaktion
Kein Anschluss trotz Abschluss?
Studie des FiBS zum Übergang benachteiligter Jugendlicher in Ausbildung
Jugendliche mit Realschul- oder Hauptschulabschluss haben immer schlechtere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das zeigt eine Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS). Darin wird deutlich, dass der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten im dualen System ansteigt, während die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in diesem Jahr weiter sinkt. Nötig sei deshalb eine grundlegende Reform des beruflichen Ausbildungssystems in Deutschland, um zu verhindern, dass ein größerer Teil der Jugendlichen zur "Generation Corona" werde.
Die Studie "Kein Anschluss trotz Abschluss?! Benachteiligte Jugendliche am Übergang Schule - Ausbildung" zeichnet eine eher düstere Prognose: Die Autorinnen und Autoren gehen davon aus, dass im Jahr 2021nur noch rund 430.000 Ausbildungsverträge im dualen System unterschrieben werden könnten. Das sind fast 100.000 weniger als noch 2019 und 35.000 weniger als 2020. Wegen des zweiten Corona-Lockdowns werde sich die Zahl der Ausbildungsverträge im dualen System voraussichtlich noch stärker reduzieren. Es stehe daher zu befürchten, dass diese Jugendliche mit Realschul- oder Hauptschulabschluss zukünftig noch schlechtere Chancen auf eine Ausbildung haben werden.
Für das Übergangssystem rechnen die Autorinnen und Autoren der Studie mit einem Wiederanstieg der Einmündungszahlen. Die Frage lautet aus ihrer Sicht eher, wie stark der Anstieg sein wird. Im ungünstigsten Fall könne das Übergangssystem bald sogar wieder über die Marke von 300.000 steigen und damit wieder deutlich größer sein als das schulische Ausbildungssystem. Insgesamt zeige die Analyse, dass sich die Zahl von Jugendlichen mit prekären Zukunftschancen voraussichtlich deutlich erhöhen werde. Diese Situation erzeuge einen wachsenden Handlungsdruck auf die Politik und das (Berufs-)Bildungssystem: "Deutschland sollte und kann es sich nicht leisten, dass jedes Jahr annähernd eine halbe Million jungen Menschen keine Ausbildungschance hat. Das ist kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches und insbesondere bildungspolitisches Problem."
Weitere Informationen
- FiBS: Kein Anschluss trotz Abschluss?! (PDF)
Das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie mit Sitz in Berlin arbeitet seit über 25 Jahren zu bildungs- und sozialökonomischen Themen auf deutscher, europäischer und weltweiter Ebene.