07.02.2017 | Redaktion
Die Jugend im Blick
Bundesregierung präsentiert 15. Kinder- und Jugendbericht
Die Bundesregierung hat den 15. Kinder- und Jugendbericht präsentiert. Er trägt den Titel "Zwischen Freiräumen, Familie, Ganztagsschule und virtuellen Welten – Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsanspruch im Jugendalter". Nachdem im Jahr 2013 mit dem 14. Kinder- und Jugendbericht ein Gesamtbericht vorgelegt wurde, ist der aktuelle 15. Kinder- und Jugendbericht als ein themenbezogener Bericht konzipiert und versteht sich im engen Sinne des Wortes als Jugendbericht. Kinder- und Jugendberichte gibt es seit 1965. In diesem Jahr wird der Bericht zum ersten Mal von einer ergänzenden Broschüre begleitet, die ein Redaktionsteam der Jugendpresse Deutschland erstellt hat.
Um aktuelle Erkenntnisse für eine Politik zu gewinnen, die allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerecht wird, hat die Bundesregierung eine unabhängige, interdisziplinär zusammengesetzte Sachverständigenkommission mit der Erarbeitung des 15. Kinder- und Jugendberichts beauftragt. Um die jungen Menschen, um die es im Bericht geht, am Austausch über die Ergebnisse beteiligen zu können, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) die Jugendbroschüre zum Bericht in Auftrag zu gegeben. So will das BMFSFJ dazu beitragen, dass alle Interessierten, und nicht nur die Fachwelt, über die Anforderungen an eine jugendgerechte Politik und Gesellschaft diskutieren können.
Der Bericht zeichnet ein aktuelles Bild der Lebenslagen und des Alltagshandelns von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Er untersucht die Rahmenbedingungen des Aufwachsens sowie Einflüsse von Digitalisierung, demografischer Entwicklung und Globalisierung und analysiert alterstypische Problemlagen. Außerdem sind erstmals auch Sichtweisen junger Menschen unmittelbar in den Bericht eingeflossen.
Junge Menschen sind oft prekär beschäftigt
Ein Ergebnis der Untersuchung ist, dass im europäischen Vergleich auf dem deutschen Arbeitsmarkt sehr gute Bedingungen für junge Menschen bestehen. Es wird jedoch deutlich, dass sich der Übergang in die ökonomische Selbstständigkeit für viele junge Menschen zeitlich deutlich ausdehnt. Der Übergang reicht teilweise bis weit in das Erwachsenenalter hinein und ist durch wachsende Unsicherheit von Arbeitsverhältnissen geprägt. Jugendliche und junge Erwachsene sind häufiger befristet und mit niedriger Entlohnung beschäftigt - ein stärker liberalisierter Arbeitsmarkt für junge Menschen führt zu Benachteiligungen gegenüber anderen Altersgruppen.
Junge Menschen haben insgesamt ein erhöhtes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Der Bericht verweist auf unterschiedliche Studien, die zusammengefasst zu dem Ergebnis kommen, dass rund ein Fünftel der 14- bis 19-Jährigen und etwa ein Viertel der 20- bis 24-Jährigen von Armut betroffen sind. Problematisch ist das durchschnittlich sehr niedrige Lohnniveau junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dies liegt einerseits an Ausnahmeregelungen vom Mindestlohngesetz, andererseits daran, dass junge Erwachsene häufiger als andere Altersgruppen atypisch beschäftigt sind.
Benachteiligte junge Menschen
Den Zielgruppen der Jugendsozialarbeit schenkt der Bericht viel Aufmerksamkeit und beschreibt detailliert zahlreiche Problemlagen. Als Kernherausforderung werden die drei Begriffe Qualifizierung, Selbstoptimierung und Verselbständigung genannt. Damit soll eine "eigenständige Jugendpolitik" verbunden werden, die gezielt erfolgreiche Übergänge und soziale Integration in den Blick nimmt. Alle relevanten Initiativen und Programme werden im Bericht vorgestellt.
Untersucht wurden auch die Schwellen und Schnittstellen zwischen Schule und Beruf. Dazu gehören die Schulsozialarbeit und die Jugendsozialarbeit sowie "die Unzulänglichkeiten des Berufsbildungswesens mit seinem Übergangssystem". Besonders die Situation der jungen Volljährigen wird thematisiert. Es geht darum, dass die relativ pauschale Beendigung der Hilfen mit dem Erreichen der Volljährigkeit vollzogen wird, obwohl alle Daten darauf hinweisen, dass zu diesem Zeitpunkt von einem Übertritt in ein selbstständiges Erwachsenenleben nicht die Rede sein kann.
Im Bericht wird auch festgestellt, dass Kompetenzerwerb und Qualifizierung außerhalb etablierter Bildungsinstitutionen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Darum sieht man in der Jugendsozialarbeit auch eine Unterstützerin für die Kompetenzgewinnung. Vor dem Hintergrund einer verstärkten Qualifikationsorientierung verschiebt sich die Aufmerksamkeit auf Prozesse des Wissenserwerbs und Kompetenzaufbaus, die auch außerhalb der Institution Schule erfolgen. Vor allem non-formale Zusammenhänge rücken in das Zentrum der Aufmerksamkeit.
Junge Geflüchtete
Auch Flucht und Integration werden im Bericht untersucht. Ausgehend von der großen Zahl der jungen Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, thematisiert der Bericht deren aktuelle Lage und die darauf bezogenen sozialen Dienste für junge Geflüchtete. Es zeigt sich, dass das Flucht-Thema Einfluss auf alle Angebote im Bildungsbereich hat. Auch das Erstarken von Rechtspopulisten lässt der Bericht nicht außer Acht.