07.03.2022 | Redaktion | IAB
Integration ukrainischer Geflüchteter
IAB veröffentlicht eine erste Einschätzung der Folgen des Ukraine-Krieges
Mehr als 8,8 Millionen Menschen sind bereits vor dem Krieg in der Ukraine in andere Länder geflohen (Stand: 5. Juli). In Deutschland sind bislang etwa 855.000 Geflüchtete angekommen – das unmittelbare Nachbarland Polen meldet mehr als 4,5 Millionen. Nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) könnte Deutschland jedoch ein wichtiges Zielland werden, wenn die Ukrainer die Möglichkeit einer Rückkehr schwinden sehen. Das Institut erstellte eine erste Analyse der Folgen des Krieges für Migration und Arbeitsmarktintegration.
Das IAB schätzt die Integrationschancen von Geflüchteten aus der Ukraine aufgrund ihres hohen durchschnittlichen Bildungsniveaus als besonders günstig ein. Wie andere Geflüchtete verfügten allerdings auch sie im Regelfall über keine Deutschsprachkenntnisse. Es sei deshalb wichtig, dass jetzt die richtigen Weichen gestellt werden: "Dazu gehört, dass schnell Rechtssicherheit durch längerfristige Aufenthaltsrechte hergestellt wird. Nach den Erfahrungen der Fluchtmigration seit 2015 sollten Geflüchtete aus der Ukraine frühzeitig in Sprach- und andere Arbeitsmarktprogramme integriert werden und die Arbeitsmarktberatung und -vermittlung schnell beginnen." Dies würde erleichtert, wenn sie vorübergehende Aufenthaltsrechte bekommen und nicht in den Rechtskreis des Asylbewerberleistungsgesetzes fallen.
Unterstützungsangebote sind nötig
Auch die Anerkennung beruflicher Abschlüsse und der Erwerb weiterer Bildungsabschlüsse in Deutschland sollte gefördert werden. Vor dem Hintergrund des zu erwartenden überdurchschnittlichen Zuzugs von Frauen und Kindern sollte auf die Integration in Schulen und Kindergärten, Betreuungsangebote für Kinder und die gezielte Förderung von Frauen in Sprach- und anderen Integrationsprogrammen ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Das Fazit der IAB-Analyse: "Die mittelfristigen Voraussetzungen für Integration von Geflüchteten aus der Ukraine sind günstig, aber die Integration wird auch für sie Zeit brauchen und auf Unterstützungsangebote angewiesen sein."