18.08.2023 | Redaktion | DIW

Hohe Folgekosten der Kinderarmut

DIW erstellt Kurzexpertise im Auftrag der Diakonie Deutschland

Die Folgekosten einer unterlassenen Bekämpfung von Kinderarmut überschreiten die Kosten der Einführung einer Kindergrundsicherung bei weitem. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Diakonie Deutschland erstellt hat. Demnach summieren sich die Folgekosten in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziale Teilhabe auf deutlich mehr als 100 Milliarden Euro. Diese belasten Staat, Wirtschaft und Gesellschaft etwa in Form von höheren Gesundheitskosten, mehr staatlicher Unterstützung und geringeren Steuereinnahmen.

Bild: photophonie/Adobe Stock

Kinder aus einkommensschwachen Familien haben oft einen schlechteren Zugang zu Bildungsangeboten, was zu niedrigeren Bildungsabschlüssen und begrenzten beruflichen Perspektiven führt. Diese Bildungsungleichheiten haben wiederum Auswirkungen auf die Arbeitsmarktchancen und das Einkommen im Erwachsenenalter. Kinderarmut führt zu einem Mangel an sozialer Teilhabe, was im Hinblick auf berufliche Unterstützung und den Kontakt zu möglichen Arbeitgebern negative Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang hat. Soziale Teilhabe ist nur schwer monetär messbar. Kosten entstehen beispielsweise, wenn ein schwächeres soziales Netz die Chancen auf ein Anstellungsverhältnis reduziert und deswegen Zahlungen von Steuern und Sozialbeiträgen ausbleiben und der Staat für Transferleistungen aufkommen muss.

Höhere Kosten im Gesundheitssystem

Kinder, die in armen Verhältnissen aufwachsen, haben auch ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme – etwa chronische Krankheiten wie Adipositas und Diabetes, Entwicklungsverzögerungen und psychische Beeinträchtigungen. Diese erhöhten Krankheitslasten führen langfristig zu einer verstärkten Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen und somit zu höheren Kosten im Gesundheitssystem.

Die empirische Szenarienanalyse von möglichen politischen Maßnahmen in Anlehnung an das Eckpunktepapier zur Kindergrundsicherung der Bundesregierung zeigt, dass ihre Maßnahmen wirksam im Kampf gegen Kinderarmut sein können. In jedem analysierten Szenario – die Entbürokratisierung zur erhöhten Inanspruchnahme der staatlichen Kinderleistungen (Szenario 1) und ein zusätzlicher Transfer von 50 Euro (Szenario 2) bzw. 100 Euro (Szenario 3) je Kind für armutsbetroffene Haushalte – könnte der Anteil an Haushalten unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze gesenkt werden.

"Eine Kindergrundsicherung, die auch die monetäre Hilfe erhöht, ist gut angelegtes Geld." (DIW)

 

Besonders gezielt könnte der Anteil armer Haushalte in Szenario 3 gesenkt werden: um 15,5 Prozent für Alleinerziehendenhaushalte und um 21,9 Prozent für Haushalte mit drei Kindern. Eine Kindergrundsicherung, die auch die monetäre Hilfe erhöht, ist aus Sicht des DIW gut angelegtes Geld: "Es kommt bei den Betroffenen an und reduziert die langfristigen gesellschaftlichen Folgekosten."

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