19.05.2017 | Redaktion
Jugendliche mit Migrationshintergrund: Geringere Chancen auf Ausbildung
Der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an den gemeldeten Ausbildungsplatzbewerberinnen und -bewerbern erhöhte sich von 2004 bis 2016 von 20 auf 29 Prozent. Ihre Chance, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist jedoch auch bei gleichen Voraussetzungen erheblich niedriger als die von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Eine aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigt, dass ihre Chancen sich durch die verbesserte Situation auf dem Ausbildungsmarkt zwar zwischenzeitlich etwas erhöht hatten - zuletzt fielen sie aber auf den niedrigen Stand von 2004 zurück.
Nur 29 Prozent der Migrantinnen und Migranten mündeten im Jahr 2016 in duale Ausbildung ein, während dies 47 Prozent der Jugendlichen ohne Zuwanderungsgeschichte gelang. Dies liegt vor allem daran, dass die Bildungsvoraussetzungen der Jugendlichen eben alles andere als gleich sind: Bewerber und Bewerberinnen mit Migrationshintergrund hatten deutlich niedrigere Schulabschlüsse. Bei Jugendlichen türkischer oder arabischer Herkunft fielen die Abschlüsse im Jahr 2016 am schlechtesten aus, während Jugendliche aus osteuropäischen Familien merklich besser abschnitten. Im gleichen Jahr erreichten beide Gruppen aber selbst mit Abitur geringere Einmündungsquoten als Jugendliche ohne Migrationshintergrund, die nur über einen Hauptschulabschluss verfügten.
Warum die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für Jugendliche mit Migrationshintergrund so schlecht sind, darüber gibt es derzeit nur Vermutungen. Hier kann die BIBB-Analyse nur auf bisherige Studien zurückgreifen. Diese deuten darauf hin, dass die Bewerberinnen und Bewerber bei den betrieblichen Auswahlverfahren benachteiligt werden - sie werden deutlich seltener zu Vorstellungsgesprächen oder betrieblichen Eignungstests eingeladen. Mögliche Gründe dafür wie Vorbehalte bei den Personalverantwortlichen oder die Annahme, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund von der Belegschaft oder von Kunden weniger akzeptiert würden, sind bisher empirisch nicht ausreichend belegt: "Hier besteht weiterhin ein erheblicher Forschungsbedarf."