23.03.2022 | Redaktion | IAB
Geduldete Menschen in Ausbildung
IAB: Betroffene und Betriebe haben bislang wenig Rechtssicherheit
Auszubildende, die in Deutschland nur geduldet sind, müssen zunächst ihre Ausbildung erfolgreich durchlaufen, wenn sie das Risiko einer Abschiebung reduzieren und sich langfristig ein Leben in Deutschland aufbauen möchten. Das zeigt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Planung der Bundesregierung, Auszubildende bereits während der Ausbildung statt einer Duldung eine Aufenthaltserlaubnis zu gewähren, würde zusammen mit weiteren Maßnahmen mehr Rechtssicherheit und bessere Perspektiven schaffen – auch für Betriebe.
"Ich bin seit neun Jahren da und ich bin ein Mensch ohne Perspektiven": Mit diesen Worten brachte ein junger Mensch mit Duldung seine Situation in Deutschland bei einer Fachveranstaltung zum Ausdruck, die im Rahmen des IAB-Forschungsprojektes "Berufliche Ausbildung junger geduldeter Fluchtmigranten in Deutschland" protokolliert wurde. Die Bundesregierung möchte diesen Menschen nun bereits mit Aufnahme einer Ausbildung eine Aufenthaltserlaubnis gewähren. Würde sie zudem mit dem Arbeitsverbot auch Ausbildungsverbote abschaffen und das Problem der Identitätsklärung durch zusätzliche vertrauensbildende Maßnahmen entschärfen, so könnte dies die Perspektiven der Betroffenen aus Sicht des IAB verbessern. Ihre Teilhabe an Bildung und Arbeitsmarkt würde gestärkt und ihre Abhängigkeit vom Betrieb reduziert.
Die im Koalitionsvertrag formulierten Vorhaben brächten auch Betrieben mehr Rechts- und Planungssicherheit. Ihnen stünden nicht nur kurzzeitig mehr Auszubildende, sondern langfristig auch mehr Fachkräfte zur Verfügung, die sie nicht zuletzt aus demografischen Gründen künftig dringender denn je brauchen werden.