25.11.2020 | Redaktion | LERN
Digitalisierung als Gesamtkonzept
Leibnitz-Forschungsnetzwerk fordert Abstimmung von Maßnahmen
Die derzeitigen Anstrengungen zur "digitalen Wende" an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sind aus Sicht des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale (LERN) zwar zu begrüßen - sie geschehen jedoch zu zögerlich und bergen zudem die Gefahr, dass sie zu kurz greifen. In einem Positionspapier empfiehlt das Netzwerk, die Maßnahmen so aufeinander abzustimmen, dass sie den vielschichtigen Chancen und Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Medien in der Bildung gerecht werden: "Für die Digitalisierung der Bildung braucht es ein strategisches Gesamtkonzept."
Zunächst müssen die Bildungsziele um Kompetenzen für eine kritisch-reflektierte Nutzung digitaler Angebote erweitert werden, denn durch Digitalisierung ergeben sich Veränderungen in fachspezifischen Arbeitsweisen. Digitale Werkzeuge bieten demnach spezifische Potenziale für den Bildungsprozess: Sie ermöglichen einen zeit- und ortsunabhängigen Zugang zu umfangreichen Bildungsressourcen für eine breite Nutzergruppe, sie unterstützen das pädagogische Personal durch Lernmanagementsysteme bei der Organisation von Bildungsprozessen – und digitale Werkzeuge können die Qualität individueller und kollaborativer Lehr-Lernprozesse steigern.
Um diese Vorteile für das Bildungssystem nutzen zu können, muss die Infrastruktur ausgebaut und ihre Funktionsfähigkeit sichergestellt werden. Qualitätsgesicherte Medienangebote müssen entwickelt und bereitgestellt werden. Darüber hinaus müssen professionelle Kompetenzen der Lehrenden für die Gestaltung digital gestützten Unterrichts analysiert und gefördert werden. Medienerziehung muss Kinder und Jugendliche in einer sachgemäßen Handhabung digitaler Medien anleiten, um unerwünschte Nebenwirkungen der Digitalisierung zu vermeiden. Als Voraussetzung sieht das Netzwerk alle beteiligten Akteure in der Pflicht, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: "Eine Modernisierung und kontinuierliche Weiterentwicklung von Bildungszielen und -prozessen kann nur gelingen, wenn die Politik des Bundes und der Länder, Forschung und Praxis eng aufeinander abgestimmt agieren."
"Die Politik des Bundes und der Länder, Forschung und Praxis müssen eng aufeinander abgestimmt agieren." - Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale
Eine entsprechende Reform des Bildungswesens muss aus Sicht des Forschungsnetzwerks evidenzbasiert erfolgen: "Hierzu müssen bereits existierende Erkenntnisse zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien systematisch aufbereitet und der Praxis zur Verfügung gestellt werden." Um bestehende Forschungslücken zu schließen, bedürfe es einer Förderung langfristig angelegter, multidisziplinärer Kooperationen von Praxis und Wissenschaft im Rahmen groß angelegter, koordinierter Forschungsgruppen zu technologiebasiertem Lehren und Lernen.