18.04.2023 | Redaktion | Paritätische Forschungsstelle

Die digitale Kluft

Studie der Paritätischen Forschungsstelle zur digitalen Ausgrenzung durch Armut

Das Risiko, digital abgehängt zu werden, ist für arme Menschen besonders groß. Das zeigt eine Expertise der Paritätischen Forschungsstelle, die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) basiert. Armen Menschen fehlt es im Vergleich zu anderen doppelt so oft an den nötigen technischen Geräten und Voraussetzungen zur digitalen Teilhabe. Außerdem haben sie viel seltener Gelegenheit zum Aufbau digitaler Kompetenzen über den Beruf. Jede(r) fünfte Armutsbetroffene verfügt nicht einmal über einen eigenen Internetanschluss.

Marko Greitschus/Pixelio

Die Digitalisierung hat die Art zu arbeiten, zu leben und das gesellschaftliche Miteinander tiefgreifend verändert. Fast alle Menschen haben heutzutage nicht nur ein analoges Leben, sondern auch eine digitale Existenz. In praktisch allen Lebensbereichen werden digitale Zugänge und Fähigkeiten vorausgesetzt. Rund ein Drittel der Menschen in Deutschland macht sich Sorgen, dabei nicht mithalten zu können. Das Risiko, tatsächlich abgehängt zu werden, ist jedoch für Armutsbetroffene ungleich höher: Etwa ein Fünftel von ihnen verfügt im eigenen Zuhause über keinen Internetanschluss. "Digitale Teilhabe ist inzwischen eine wesentliche Voraussetzung für umfassende soziale, kulturelle und politische Teilhabe. Internetzugang und Computer sind daher kein Luxus, sondern gehören ohne Frage zum Existenzminimum", betont Gwendolyn Stilling, Leiterin des Projekts #GleichImNetz zur digitalen Teilhabe im Paritätischen Gesamtverband und Mitautorin der Expertise.

"Internetzugang und Computer sind kein Luxus, sondern gehören ohne Frage zum Existenzminimum" – Gwendolyn Stilling, Leiterin des Projekts #GleichImNetz

 

Ein weiterer Befund der Studie: Es fehlt häufig nicht nur an eigener Technik, sondern auch an digitaler Praxis. Während viele Erwerbstätige Gelegenheit haben, über ihren Beruf digitale Kompetenzen auf- und auszubauen, spielen digitale Arbeitsmittel bei von Armut betroffenen Erwerbstätigen kaum eine Rolle. Zwei Drittel der Armutsbetroffenen gaben an, beruflich nie ein Laptop, Smartphone oder Tablet zu nutzen; über die Hälfte hat auch sonst beruflich nie mit digitalen Anwendungen oder Programmen zu tun.

Zugänge ermöglichen – auch durch Verbesserung der Grundsicherung

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert neben dem Ausbau der nötigen Infrastruktur eine Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung auf ein bedarfsgerechtes Niveau, das auch laufende Ausgaben zur Sicherstellung digitaler Teilhabe angemessen berücksichtigt. Die Kosten für die Anschaffung notwendiger technischer Ausstattung sollten dabei als einmalige Leistungen gesondert übernommen werden. Soziale Träger als wichtige Anlaufstellen für vulnerable Gruppen könnten einen Beitrag zur digitalen Teilhabe leisten, indem sie Zugänge ermöglichen und Befähigung fördern, betont der Verband.

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