28.01.2021 | Redaktion
Corona-Stipendium gefordert
Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer konzipierten neue Art der Förderung
Angesichts der besonders schwierigen Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Corona-Krise schlagen die Jugendforscher Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer die Einführung eines "Corona-Stipendiums" vor. Junge Menschen leiden aus ihrer Sicht besonders unter den Folgen der Pandemie, weil sie sich in einer Umbruchsituation ihres Lebens befinden und den schwierigen Übergang zwischen Schule, Ausbildung, Studium und Beruf bewältigen müssen. Die Stipendien könnten ihnen eine finanzielle Perspektive bieten, ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten und sie zu Mitgestaltern und Mitgestalterinnen der Zukunft machen.
Simon Schnetzer (l.) und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann - Bild: Schnetzer
Die Studie "Junge Deutsche 2021" über die Lebens- und Arbeitswelten von 14- bis 39-Jährigen hat aus Sicht der Wissenschaftler gezeigt, dass fast ein Drittel eines jeden Jahrgangs durch die Corona-Pandemie hart getroffen wird. Jeweils etwa 30 Prozent der Befragten berichten demnach von Verschlechterungen bei den Perspektiven für die Zukunft, ihrer schulischen und beruflichen Situation und ihrer finanziellen Lage. Obwohl Handeln dringend geboten sei, fühlten sich viele junge Menschen von der Politik im Stich gelassen: "Sie erfahren täglich von den massiven Unterstützungen für Berufstätige und Firmen, aber vermissen schmerzlich, dass ihnen als junger Generation ein guter Start in das Berufsleben garantiert wird. Dabei sind sie es, die ab sofort die immensen Schulden der Krisenbewältigung schultern müssen", schreiben Schnetzer und Hurrelmann in einem Blog zum Corona-Stipendium.
Sozialen Zusammenhalt fördern
Mit ihrem Konzept des Corona-Stipendiums wollen Hurrelmann und Schnetzer dazu beitragen, den sozialen Zusammenhalt zu fördern, die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen und die Zukunftsfähigkeit junger Menschen zu verbessern. Das Stipendium soll jungen Leute im Alter zwischen 16 und 26 Jahren zugänglich sein, die ihre Ausbildung beendet, aber noch keinen Anschluss ans Berufsleben gefunden haben. Die Stipendien sind nach dem bisherigen Konzept auf sechs Monate beschränkt und belaufen sich auf eine Förderung von etwa 1.000 Euro pro Monat. Stipendiaten-Projekte könnten von privaten und gemeinnützigen Unternehmen, sozialen Einrichtungen oder eigeninitiativ von jungen Menschen beantragt werden. Das Konzept folgt der Idee der freiwilligen sozialen Dienste.
Für die Pilotphase sollten im ersten Quartal des Jahres 2021 aus Steuermitteln 10.000 solcher Stipendien finanziert und durch den Bundespräsidenten ausgelobt werden. Bereits während der Pilotphase sollte mit den Stipendiaten und den Einsatzstellen evaluiert werden, wie Konzept, Organisation und Effektivität des Corona-Stipendiums verbessert werden können. Um etwa 7,35 Millionen betroffenen jungen Menschen ein Angebot machen zu können, schlagen die Jugendforscher als Pilotprojekt die Auslobung von 10.000 Stipendien vor: "Das macht im Vergleich zu anderen Rettungsgeldern einen geringen Beitrag von etwa sechs Millionen Euro aus."