02.07.2013 | Redaktion
Offene Gruppe Teilzeitberufsausbildung
Beim Thema Teilzeitberufsausbildung ist der Bedarf an Austausch im Netzwerk groß. Eine Gruppe in der Community will mehr Akteure für den bundesweiten Austausch gewinnen.
Wenn junge Menschen Eltern werden, ohne den Übergang von der Schule in den Beruf schon bewältigt zu haben, bedeutet das für viele von ihnen eine große Hürde bei der Integration in das Erwerbs- und Berufsleben. Dies fängt bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz an. Denn die Betreuung eines (Klein-)Kindes lässt sich häufig nur schwer mit einer ganztägigen Berufsausbildung vereinbaren. Damit junge Mütter und junge Väter dennoch eine Ausbildung absolvieren können, gibt es bundesweit verschiedene Projekte, die es ihnen ermöglichen, einen Beruf in Teilzeit zu erlernen. In NRW werden Projekte zur Teilzeitausbildung aus Mitteln des MAIS und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Landesprogramm nennt sich TEP "Teilzeitberufsausbildung: Einstieg begleiten - Perspektiven öffnen".
Ursula Rauscher leitet beim Bildungsträger "Alternative Lebensräume GmbH" in Siegen eines der TEP-Projekte. Seit April werden dort 20 junge Mütter dabei unterstützt, die eigenen Stärken herauszufinden, einen passenden Berufswunsch zu entwickeln und einen Ausbildungsplatz in Teilzeit zu finden. Teilzeit bedeutet hier etwa 75 bis 80 Prozent der üblichen Wochenarbeitzeit. Die Reduzierung der Stunden im Betrieb bedeutet aber keine Verlängerung der Ausbildungsdauer. Die jungen Eltern müssen die Ausbildungsinhalte in kürzerer Zeit erlernen und ihre Pflichten in der Ausbildung mit den gleichzeitig bestehenden elterlichen Pflichten in Einklang bringen. Das stellt eine große Herausforderung dar, die in Einzelfällen wiederum zum Ausbildungsabbruch führen kann. Die einjährige Unterstützung in der Maßnahme führt zur Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses, sie kann jede der Teilnehmerinnen gut gebrauchen.
Bundesweiter Erfahrungsaustausch
In NRW treffen sich die TEP-Projekte zu einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch. Der Bedarf an Austausch ist groß. Um den Kontakt der beteiligten Projekte auch über die Präsenzphasen hinaus zu verstetigen, hat Ursula Rauscher eine offene Community-Gruppe zur Teilzeitausbildung eröffnet. Sie wünscht sich hier einen bundesweiten Treffpunkt. Daher können sich - über die Grenzen NRWs hinaus - Interessierte anschließen und beteiligen. Hier finden sie zahlreiche kompetente Ansprechpartner(innen) und gesammelte Materialien. So sind zum Beispiel auch Expertinnen und Experten aus dem Förderprogramm Jobstarter hier aktiv.
Erfahrungen mit der Gruppenarbeit auf einer Internet-Plattform hat Ursula Rauscher hinlänglich gesammelt - und zwar bei der Arbeit mit den Jugendlichen. Sie legt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Maßnahme als Lernende an, versammelt sie in einer Lerngruppe und kann sich über die Präsenzzeiten beim Bildungsträger hinaus mit ihnen in Verbindung setzen. "Die jungen Frauen bekommen auf ihr Smartphone die Benachrichtigung, dass ich ihnen eine Nachricht hinterlassen habe, und können dann bei nächster Gelegenheit dort nachschauen." Auch unter den Teilnehmerinnen wird der Kontakt vielfach über die Plattform-App gesucht. Außerdem setzt Frau Rauscher regelmäßig die Lernangebote der Lernbox ein und informiert sich in der Gruppen-Lernbox über den Fortschritt bei der Bearbeitung der Lernangebote. Ohnehin hält sie E-Learning für eine optimale Methode, um zeitlich und örtlich flexibel lernen zu können. "Diese Flexibilität benötigen junge Eltern in Ausbildung mehr als andere Jugendliche."
Weitere Informationen
Die Teilzeitberufsausbildung ist seit 2005 im Berufsbildungsgesetz (BBiG) rechtlich verankert. Vielen Betrieben und jungen Erwachsenen ist diese Ausbildungsform aber anscheinend noch nicht ausreichend bekannt. Darauf lässt jedenfalls die geringe Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Teilzeit schließen. „2016 gab es nach den Daten der Berufsbildungsstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Berufsbildungsstatistik zum 31. Dezember) lediglich 2.085 neue Berufsausbildungsverträge in Teilzeit, das entspricht 0,4 % aller Neuabschlüsse im genannten Ausbildungsjahr (2015: 2.043 neue Verträge in Teilzeit bzw. ebenfalls 0,4 %). Wie auch in den Vorjahren ist der Teilzeitanteil bei den weiblichen Auszubildenden (0,9 %) höher als bei den männlichen (0,1 %)“ (Berufsbildungsbericht 2018, S. 93).
- www.jobstarter.de
Seit 2008 unterstützt die Bundesregierung die verstärkte Nutzung von Teilzeitberufsausbildungen in Betrieben mit dem Ausbildungsstrukturprogramm JOBSTARTER.